Farbgestaltung:Auf den Putz gehauen

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Es ist eine Kunst, die richtige Farbe für den richtigen Raum auszuwählen. Tipps, wie die die Wohnung nicht nur bunter wird, sondern auch die Stimmung im grünen Bereich ist.

Ulrike Heidenreich

Ein befreundetes Ehepaar strich kürzlich sein Wohnzimmer kanariengelb. Aus einer Laune heraus. "Bei uns scheint jetzt immer die Sonne", strahlten beide und schilderten wortreich die Vorzüge ihres farbenfrohen Wohnraumes. Doch wenig später verstummten sie. Irgendwann mieden sie ihr Wohnzimmer ganz und hockten nur noch in der Küche beisammen. Als sie dann ernsthaft darüber nachdachten, ob ihr Sofa wohl neben die Küchenzeile passen würde, fiel bei ihnen endlich der Groschen: Gelb war einfach nicht ihr Ding. Der Maler wurde gerufen, das unge- liebte Wohnzimmer strahlte bald wieder in neutralem Weiß.

(Foto: Foto: Stockbyte Platinum)

Kollege G. lud eines Abends ein, sein frisch gestrichenes Arbeitszimmer zu bewundern. Trat man zur Tür hinein, fiel einen das Grün regelrecht an. Die Wandfarbe passte zwar prima zum Achternbusch- Bild und zur Zimmerpalme - doch sie sah irgendwie ungesund-föstelig aus. Mit leichter Gänsehaut verließen wir schnell den Raum und murmelten irgendwas wie "Nebenan ist es gemütlicher". Ein paar Wochen später sagte Kollege G., dass sein Arbeitszimmer nicht mehr das wäre, was es einmal war. Ihm falle einfach nichts mehr ein, er schaue nur noch Löcher in die giftgrüne Wand.

Es ist eine Kunst, die richtige Farbe für den richtigen Raum auszuwählen. Das befreundete Ehepaar hätte vorher wissen müssen, dass Farbpsychologen und Einrichtungsberater Gelb nur für Küchen oder Bäder empfehlen, weil diese Farbe wachrüttelt und Menschen in Schwung bringt.

Ebenso hat Kollege G. in den falschen Farbtopf gegriffen. Grün steht für Harmonie und Gleichgewicht. Es wirkt beruhigend. Für Arbeitsräume jedoch ist der entspannende Farbton gänzlich ungeeignet - schließlich soll ja hier Aktivität entstehen. Ideal wäre da die Farbe Gelb mit ihrer Intellekt anregenden Wirkung. Auch für Spielzimmer empfehlen die Farbexperten einen Ton von Sonnenschein- bis Sonnenblumengelb.

Anregend für viele Bereiche des Lebens wirkt auch Orange - von lebhaft glühend bis abgetönt. Innenarchitekten verwenden Orange als belebenden, bewegenden Einrichtungston gerne für Küchen und Esszimmer - weil er (und das ist tatsächlich erforscht) appetitanregend wirkt. Abgetöntes Orange ist auch eine gute Wahl für das Wohnzimmer; um es nicht zu dominant werden zu lassen, kombiniert man es am besten mit der Komplementärfarbe Blau. Warme Farben wie Orange verkleinern Räume optisch, lassen sie behaglicher erscheinen und so zu idealen geselligen Treffpunkten werden.

Die Münchner Einrichtungsberaterin Katrin Weimann ("Stil & So") beobachtet eine starke Tendenz in Richtung Farbe im Wohnraum - inklusive mehr Stofflichkeit. "Der extrem schlichte und pure Look wird zwar weiterhin seine Liebhaber finden, aber in Zukunft darf wieder etwas üppiger ausgestattet werden, auch farblich. Gemütlich soll es sein und Geborgenheit vermitteln", sagt sie.

Gerade die Gestaltung des Schlafzimmers ist ein großes Thema in ihrem Kundenkreis - schließlich beeinflussen Farben das Einschlafverhalten und die Fitness. Das perfekte Schlafzimmer als Raum der Ruhe und Erholung, so Weimann, sollte daher so aussehen: "Grundsätzlich eignen sich Blauund Grüntöne. Liegt das Schlafzimmer aber so, dass es wenig Tageslicht empfängt, ist ein warmer, heller Ton vorzuziehen."

Wer sich vor einem trüben Herbst und Winter fürchtet und trotzdem genügend Mut hat, ein kleines Wohnexperiment zu starten, sollte sich beim Fachmann eine Kombination aus kräftigem Pink und Magenta mischen lassen und ein bis zwei Wände des Wohnzimmers damit streichen. Die Wirkung ist verblüffend: Von Müdigkeit oder Trägheit keine Spur mehr - denn lebhaftes Rot beschleunigt den Herzschlag, steigert den Blutdruck und wirkt allgemein anregend.

Und wem das manchmal zu viel wird, der muss nicht gleich neu streichen, sondern kann einen Teppich in der Komplementärfarbe Grün auslegen und ein paar große, grüne Kissen im Raum verteilen. Flugs beruhigt sich die Atmosphäre im Raum.

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