Fans und Skeptiker der T-Aktie:13 dafür, 13 dagegen

Lesezeit: 2 min

Unter den Analysten halten sich Fans und Skeptiker der T-Aktie die Waage. Die neue Unternehmensstrategie ist umstritten.

Caspar Dohmen

Bei der Bewertung der T-Aktie sind sich die Investoren uneins. Dies zeigen ihre unterschiedlichen Reaktionen auf die Bekanntgabe der neuen Telekom-Strategie.

Ein Muster der T-Aktie. Welche Kursperspektive der Titel bietet, ist unter den Experten sehr umstritten. (Foto: Foto: dpa)

Zu der zählen die Auslagerung von 50.000 Mitarbeitern in eine Servicegesellschaft, die Einführung einer Billigmarke für Mobilfunk, die vor allem junge Kunden ansprechen soll, und Zukäufe in Wachstumsmärkten.

Zwar attestieren Investoren dem Telekom-Chef René Obermann eine richtige und schonungslose Lagebeschreibung, doch die Maßnahmen reichen den Skeptikern nicht aus. Sie reagierten auf die Rede Obermanns am Donnerstag mit Verkäufen. Die Talfahrt der T-Aktie setzte sich am Freitag fort, nachdem sich Analysten der US-Investmentbanken Morgan Stanley und Merrill Lynch skeptisch über die Aussichten der Telekom geäußert hatten.

Wunsch nach ambitionierteren Zielen

So rät Laura Janssens von Merrill Lynch unter anderem wegen des gesunkenen Umsatzes und Gewinns im letzten Quartal nun zum Verkauf des Papiers. Außerdem wünscht sie sich ambitioniertere Ziele der neuen Telekom-Führung bei der Senkung der Ausgaben.

Andere Analysten halten die harsche Reaktion auf die Telekom-Pläne für überzogen. Vielmehr hätten einige Marktteilnehmer selbst mit unrealistischen Erwartungen die jetzige Enttäuschung provoziert, heißt es da.

In der Tat gab es in den vergangenen Wochen Spekulationen an den Finanzmärkten über weitere einschneidende Maßnahmen der Telekom, beispielsweise einen Teil-Börsengang der erfolgreichen T-Mobile-Tochter in den Vereinigten Staaten.

,,Einige Leute hatten eine überzogene Erwartungshaltung'', sagt Thomas Friedrich, Analyst bei der HypoVereinsbank (HVB). Im gleichen Sinne äußert sich Stefan Borscheid, Analyst bei der WestLB.

Kernthema Auslagerung

Dabei sei doch klar, dass die Telekom ihre hohen Ausgaben für das Personal nicht einfach über Nacht reduzieren könne. Damit spielt er auf die Auslagerung von knapp 50.000 Mitarbeitern in eine neue Service-Gesellschaft an. ,,Aus Aktionärsperspektive ist dies ein Kernthema'', sagt Borscheid.

Beide Analysten erwarten, dass die Telekom bei den Verhandlungen mit den Gewerkschaften noch Kompromisse machen muss. So hat Verdi massiven Widerstand gegen die Pläne angedroht.

Andere Experten warnen davor, die Auswirkung der Maßnahme auf den Gewinn zu überschätzen. Die Einsparungen beim Personal könnten durch notwendige Preissenkungen für das Telefonieren wegen aggressiver Konkurrenzangebote schnell aufgefressen werden, sagt Theo Kitz vom Bankhaus Merck Finck, der ebenfalls Gefahren durch die neue Billigmarke sieht.

Was passiere, wenn die Kunden massenhaft zu der billigeren Variante wechseln, fragt er. Mit der Discountmarke will die Telekom junge und preissensible Kunden im Mobilfunk und Internet gewinnen.

Kundenpotenzial besser ausschöpfen

Dies wiederum gefällt dem HVB-Analysten Friedrich gut. ,,So können Unternehmen in gesättigten Mobilfunkmärkten wie Deutschland das Kundenpotenzial besser ausschöpfen'', sagt er. Seiner Meinung nach muss die Telekom allerdings erst beweisen, dass sie solch ein Angebot umsetzen kann.

Friedrich verweist auf die Billigmarke Congster, die einst von der Telekom-Internettochter T-Online geschaffen wurde. Seit der Integration von T-Online in die Telekom sei diese Marke kaum mehr präsent. Als überfällig bewertet Friedrich die veränderte Einkaufspolitik.

Drang ins Ausland

,,Im Inland kann die Telekom in keinem Bereich mehr ihren Gewinn groß steigern, deshalb muss sie ins Ausland'', sagt auch Kitz. Dieser Ansicht ist offensichtlich auch Obermann, der künftig nun Mobilfunker in Wachstumsmärkten kaufen will.

Spekulationen über einen Zukauf der Telekom in Indien halten Analysten für verfrüht, allein schon wegen der dortigen Preise. ,,Ich erwarte in den nächsten zwölf Monaten keinen Einkauf der Telekom von mehr als fünf Milliarden Euro'', sagt WestLB-Vertreter Borscheid.

Als wahrscheinlich gilt unter Analysten, dass die Telekom sich zunächst in Europa umschaut. Als Kandidaten gelten der niederländische Mobilfunker Orange und der ehemalige griechische Telekom-Monopolist OTE. Interesse wird der Telekom ebenfalls am russischen Markt nachgesagt.

Breites Meinungsspektrum

Das breite Meinungsspektrum über die Perspektiven der T-Aktie spiegelt sich bei den Empfehlungen der Analysten wider. 43 Experten führt die Nachrichtenagentur Reuters auf; je 13 raten zum Verkauf und zum Kauf des Papiers. 17 empfehlen, den Titel zu halten.

© SZ vom 03.03.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: