Ex-Manager bei Finanzinvestoren:Die Helfer der Firmenfledderer

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Der ehemalige VW-Vorstand Wolfgang Bernhard heuert bei einem Finanzinvestor an - so wie viele andere Ex-Manager auch. Häufig ist Frust das Motiv.

Karl-Heinz Büschemann

Es war nur eine Frage der Zeit, wann Wolfgang Bernhard wieder auftauchen würde. Der 46-jährige Automanager hatte im Januar im Frust den VW-Vorstand verlassen.

Wolfgang Bernhard gilt als ungeduldig und entschlossen. Insofern ist es kein Wunder, dass der frühere VW-Vorstand jetzt wieder beruflich tätig wird. (Foto: Foto: ddp)

Da Bernhard ungeduldig ist und einen Hang zur Entschlossenheit hat, war eine der meistgestellten Fragen: Wo wird er wieder auftauchen? Dabei war oft zu hören, dass Bernhard in der Autoindustrie keinen Job mehr finden werde. Dort habe er zu viele Gegner.

Jetzt taucht er wieder auf. Bernhard wird Berater der amerikanischen Private-Equity-Firma Cerberus, die zu den größten internationalen Vertretern der sogenannten Heuschreckenbranche zählt.

An Einstieg bei Chrysler interessiert

Cerberus hat damit einen Mann an Land gezogen, der sehr hilfreich sein kann. Die Investment-Gesellschaft ist am Einstieg bei dem amerikanischen Autohersteller Chrysler interessiert, den DaimlerChrysler loswerden möchte.

Bernhard kennt sich aus bei dem angeschlagenen Unternehmen aus Detroit. Der Automanager begann 1991 bei Daimler-Benz, im Jahr 2000 schickte Daimler-Konzernchef Jürgen Schrempp ihn als zweiten Mann hinter Chrysler-Chef Dieter Zetsche nach Detroit, um den US-Ableger zu sanieren.

Bernhard gehört zu den jüngeren Managern, die durch Mitarbeit bei Private- Equity-Firmen versuchen, im Geschäft zu bleiben und eine neue Management-Aufgabe zu finden.

So machte es Thomas Middelhoff, der 2002 den Chefposten bei Bertelsmann verlor und zur Finanzgesellschaft Investcorp ging, bevor er 2004 bei Karstadt-Quelle ins aktive Manager-Geschäft zurückfand.

Rückkehr ins Management gelingt nicht immer

Dass das nicht immer gelingt, zeigt das Beispiel von Ulrich Schumacher, des geschassten Infineon-Chefs, der seit 2005 in Diensten der Finanzgesellschaft Francisco Partners ist.

Für den 49-Jährigen gab es bisher keinen Weg zurück ins aktive Management. Offen ist, was aus Heinz Joachim Neubürger wird, der 2006 im Alter von 53 Jahren den Siemens-Vorstand verließ und der inzwischen Aufsichtsrat bei der Finanzgesellschaft Kohl Kravis Roberts ist.

Die Investmentgesellschaften, die in Deutschland einen schlechten Ruf als Firmenfledderer haben, sind ständig auf der Suche nach sogenannten Scouts, also Pfadfindern, die ihnen den Weg weisen in neue Gesellschaften, an denen man sich aussichtsreich beteiligen könnte. Oder sie brauchen Experten, die helfen, die erworbenen Firmen zu kontrollieren.

So dient Ron Sommer, der von 1995 bis 2002 Vorstandschef der Deutschen Telekom war, heute der Investmentgesellschaft Blackstone als einflussreicher Berater. Blackstone ist mit 4,5 Prozent an dem Bonner Unternehmen beteiligt. Die Finanzgruppe hat vor wenigen Monaten wesentlich dazu beigetragen, den Sommer-Nachfolger Ricke bei der Telekom aus dem Amt zu hebeln.

Etliche Investmentfirmen bemühten sich, den ebenfalls mit Streit aus dem Daimler-Vorstand ausgeschiedenen Lkw-Manager Eckhard Cordes zu gewinnen. Doch Cordes zog es vor, als Chef zum Mischkonzern Haniel zu gehen.

Streit aus Ausscheidungsgrund

Vielfach ist Frust das Motiv für das Eintreten in eine Private-Equity-Firma. Reiner Hagemann, der mit 58 Jahren Ende 2005 im Streit aus dem Vorstand der Allianz AG ausschied, ging als Vorsitzender des Beirats zur deutschen Tochter von Cerberus.

Jetzt wurde bekannt, dass Utz-Helmut Felcht, 60, der bis vor einem Jahr der Chef des Chemieunternehmens Degussa war, zur Finanzgesellschaft One Equity Partner geht. Der Manager war von Werner Müller, dem Chef des Degussa-Großaktionärs RAG, aus seinem Amt gedrängt worden und will sich offenbar noch nicht zur Ruhe setzen.

Man darf annehmen, dass die Finanzgesellschaft ihren neuen Mitarbeiter gut bezahlt. So weiß Cerberus genau, welche wertvollen Dienste Wolfgang Bernhard bieten kann.

Bernhard gilt als Sanierer

Seit seiner Mission bei Chrysler gilt er als Sanierer. Gemeinsam mit Zetsche hat er 26.000 Jobs bei dem amerikanischen Autobauer gestrichen und diesen wieder rentabel gemacht.

Nachdem er sich mit seinem Mentor Schrempp zerstritten hatte, ging Bernhard zum VW-Konzern. Auch dort hinterließ er Spuren. Die einen schätzen ihn als Könner, der den Grundstein dafür legte, dass VW jetzt wieder gute Gewinne macht.

Dagegen ist die IG Metall froh, dass Bernhard VW verlassen hat. Dieser wollte zwei Fabriken schließen und hatte damit den Unmut der mächtigen Gewerkschaft auf sich gezogen.

Schwerer Gegner

Cerberus muss beim Kampf um Chrysler andere Interessenten aus dem Feld schlagen. Der wohl schwerste Gegner dürfe General Motors sein, das größte der drei Detroiter Autounternehmen und ebenso angeschlagen wie Chrysler. Doch mit der Übernahme von Chrysler erhofft sich GM-Chef Rick Wagoner Vorteile im Kampf gegen den Rivalen Toyota.

Da ist es für Cerberus hilfreich, einen Mann zu haben, der die guten und schwachen Seiten von Chrysler bestens kennt. Zudem könnte Cerberus Bernhard als neuen Chef in die Unternehmenszentrale von Auburn Hills schicken.

© SZ vom 15.03.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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