Entwicklungshilfe:Nobelpreis als Dank

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Ein Gutachten zu 177 Projekten der deutschen Entwicklungshilfe zeigt: Die Mehrheit war erfolgreich, eines erhielt sogar einen Nobelpreis.

Helga Einecke

Der Friedensnobelpreis war in diesem Jahr so recht nach dem Geschmack der KfW Entwicklungsbank. Die Auszeichnung erhielten der Wirtschaftsprofessor Mohammad Yunus und seine Grameen-Bank in Bangladesh.

Der Friedensnobel-preisträger 2006, Mohammad Yunus, wurde in seiner Idee vom KfW unterstützt. (Foto: Foto: dpa)

In den achtziger Jahren hielten viele Yunus für einen Träumer, aber die KfW-Experten glaubten an ihn und gaben ihm 24 Millionen Euro. Er hatte die revolutionäre Idee, armen Menschen, die keine Bank als Kunden haben wollte, kleine Kredite zu geben, die diese produktiv einsetzten und zurückzahlten.

Er ist der Vater der Mikrokredite, die weltweit Schule machten. Sein Beispiel habe vielen Menschen in Deutschland erstmals die Bedeutung von Bankwissen als eine wirksame Bekämpfung von Armut ins Bewusstsein gerückt, meinte KfW-Vorstandsmitglied Wolfgang Kroh.

Nicht alle Projekte, in die deutsche Entwicklungsgelder fließen, sind gleich nobelpreisverdächtig. Aber die KfW lässt von Zeit zu Zeit prüfen, ob sich Arbeit und Aufwand ihrer Finanzierungen in der Dritten Welt lohnen, geht es doch um Steuern.

Drei von vier Projekten erfolgreich

Ein unabhängiger Gutachter nahm 177 Projekte und Programme unter die Lupe und kam zu dem Schluss, dass drei von vier erfolgreich waren.

Erfolg kann im Fall der Entwicklungshilfe bedeuten, dass sich die wirtschaftliche und soziale Lage der Menschen nachhaltig bessert, die Armut sinkt, natürliche Ressourcen bleiben oder es friedlicher zugeht.

Geduld ist gefragt, weil viele Projekte der Vorbereitung bedürfen und sich nach dem Versiegen der Gelder in der Praxis bewähren müssen. Zehn bis 13 Jahre dauerte die Beobachtungsphase der Gutachter, die verteilten Schulnoten von eins bis sechs, am häufigsten eine zwei und drei.

Ab der Note vier ist ein Projekt nicht erfolgreich, die sechs bedeutet völliges Scheitern. Die schlechteste aller Noten tauchte kein einziges Mal in dem Bericht auf, aber sieben Mal die Bestnote.

Als ein positives Beispiel (Note 2) wurde eine neue Straße in Nepal dargestellt. Sie führt von Malekhu nach Dhading Besi, wurde mit deutschem Geld asphaltiert, kostete 7,3 Millionen Euro und verbindet seither 150 000 Menschen einer abgelegenen Region mit dem nationalen Straßennetz und der Hauptstadt Kathmandu. Die Bevölkerung kann mehr Gemüse absetzen, ist mobiler, erreicht mehr Schulen und Krankenhäuser.

Das Durchleuchten von 40 Transport-Projekten ergab in anderen Fällen auch negative Nebenwirkungen wie Unfälle, Umweltbelastung, steigende Immobilienpreise, Ausbreitung von Krankheiten. Als wenig erfolgreich erwies sich ein Schienenprojekt in Ägypten (Note 4).

Mit KfW-Hilfe beteiligten sich private Unternehmen an der Reparatur der maroden Eisenbahnen. Die staatliche Eisenbahngesellschaft nahm zwar das deutsche Geld in Anspruch, ließ danach die Waggons und Loks aber wieder verrotten.

Der Bericht gibt auch Aufschluss darüber, warum Projekte nicht von Dauer oder wirksam sind. Meistens liege das an der geringen Leistungsfähigkeit der Projektträger vor Ort.

Die ägyptische Eisenbahngesellschaft müsste betriebswirtschaftlicher arbeiten und höhere Preise verlangen, was sie nicht tut. Die KfW hat inzwischen die Förderung des ägyptischen Schienenverkehrs eingestellt.

Bericht als "Sahnehäubchen"

Die Erfolgsbilanz der KfW-Projekte überzeugte Erich Stather, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Er lobte den Kontrollbericht als "Sahnehäubchen" in der Entwicklungsarbeit.

Zugleich mahnte er aber den nicht erfolgreichen 29 Prozent nachzugehen. Die schiefgelaufenen Projekte könnten damit zusammenhängen, dass sich Deutschland in riskanteren Ländern engagiere, wie Afghanistan oder Kongo. Stather forderte zudem eine bessere Organisation der deutschen Entwicklungshilfe.

Die läuft zweigeteilt. Die KfW Bankengruppe gibt das Geld, die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (Gtz) schickt die Experten. Beide Teile sollen zusammengefügt werden, aber über Details streiten die politischen Parteien noch.

Bis Ende Februar soll ein Gutachten des Bundesrechnungshofs Entscheidungshilfe geben. Wo es klemmt, erklärte Stather am Beispiel Äthiopien. Dort liegen zehn Millionen Euro brach, weil sie als finanzielle Hilfe gebunden sind und nicht als technische Hilfe vergeben werden können. Dabei gäbe es vor Ort genug zu tun.

"Unflexibel" nannte das der Staatssekretär. Er stellte Besserung mit einer Lösung einer Neuaufstellung der Entwicklungshilfe nach Februar in Aussicht.

© SZ vom 07.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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