Einkommensteuer:Das Los der Vielverdiener

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So ungerecht, wie es erscheint, ist das Steuerrecht nicht - jedenfalls nicht am unteren und am oberen Ende, bei den Reichen und den Armen. Unfair ist nur die Einkommensver- teilung.

Ulrich Schäfer

Es sieht auf den ersten Blick aus wie ein Skandal: Gerade mal ein Viertel aller Steuerzahler kommen für 80 Prozent der Einkommensteuer auf. Eine kleine Minderheit wird über Gebühr belastet. So kann man es sehen und daraus eine Debatte über das unfaire Steuerrecht ableiten. Doch die Zahlen des Statistischen Bundesamts gehören ins rechte Verhältnis gesetzt. Sie müssen verglichen werden mit der Einkommensverteilung.

Die zehntausend Einkommensmillionäre verdienen im Schnitt 2,7 Millionen Euro - und zahlen darauf fast eine Millionen Euro Steuern. (Foto: Foto: ddp)

So verdienen jene zehn Millionen Bundesbürger, die keine Steuern zahlen, auch so gut wie nichts. Ihr steuerpflichtiges Einkommen beträgt weniger als 10.000 Euro, weil sie schlecht bezahlt werden oder nur einen Teilzeitjob haben. Nicht viel mehr zu holen ist auch bei jener Hälfte der Deutschen, die weniger als 23.000 Euro verdienen. Sie zahlen gut vier Prozent der Einkommensteuer; aber sie können auch nur mit Mühe eine Familie ernähren.

Anders sieht es am oberen Ende der Einkommenskala aus: Die zehntausend Einkommensmillionäre verdienen im Schnitt 2,7 Millionen Euro und zahlen darauf fast eine Millionen Euro Steuern. Zehn Milliarden Euro bringt das dem Staat, auf die er nicht verzichten sollte. Und auf die Steuermilliarden jener Topverdiener, die 300.000 oder 500.000 verdienen, ebenfalls nicht.

Es zeigt sich also: So ungerecht, wie es zunächst erscheint, ist das deutsche Steuerrecht nicht - jedenfalls nicht am unteren und am oberen Ende, bei den Reichen und den Armen. In der Mitte des Steuertarifs, kein Zweifel, gibt es viele Menschen, die über Gebühr belastet werden, weil die Steuersätze bei mittleren Einkommen schnell steil ansteigen.

Das eigentliche Problem in Deutschland ist aber nicht das Steuersystem, sondern die ungerechte Einkommensverteilung.

© SZ vom 26.08.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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