Dubiose Anlagefirma:Razzia in drei Ländern

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Die Strafverfolgungsbehörden gehen nun massiv gegen die Anlagefirma des deutschen Geschäftsmanns Ulrich Engler vor. Ihm wird Betrug vorgeworfen.

Thomas Öchsner

Der deutsche Geschäftsmann Ulrich Engler versprach Anlegern eine wundersame Geldvermehrung: Beim Handel mit Aktien in den USA lockte er mit Renditen von bis zu 72 Prozent im Jahr.

Anlagegeschäfte mit Bauerwartungsland in den USA bewarb er mit dem Slogan "Verdoppeln Sie Ihr Kapital in 4 Jahren" - unter anderem bei einem Uefa-Pokalspiel von Bayer Leverkusen und beim Internationalen Galopprennen Baden-Baden. Jetzt hat das Landeskriminalamt Baden-Württemberg Englers Aktivitäten in Deutschland gestoppt.

Wegen des Verdachts des schweren gewerbsmäßigen Betruges haben am Dienstag 60 Polizeibeamte im Auftrag der Staatsanwaltschaft Mannheim zwölf Wohnungen und Büroräume von sieben Tatverdächtigen in Baden-Württemberg, Bayern, Frankreich und der Schweiz durchsucht und Beweismaterial sichergestellt.

Tatverdächtiger festgenommen

Ein 58-jähriger Tatverdächtiger aus dem Landkreis Altötting/Oberbayern wurde festgenommen. Er soll als Europabeauftragter von Englers Firma, der "Private Commercial Office Inc.", betrügerische Kapitalanlagen zum Nachteil "einer noch nicht abschließend bekannten, großen Zahl von Anlegern koordiniert und abgewickelt haben", teilte das LKA am Mittwoch mit.

Allein für das Bundesgebiet und die Schweiz dürfte der durch die Private Commercial Office verursachte mögliche Schaden "im Bereich von mindestens 100 Millionen US-Dollar liegen", hieß es weiter. Umgerechnet sind dies rund 73 Millionen Euro.

Die von Engler angebotenen Kapitalanlagen wurden nach Angaben des LKA über ein abgestuftes System von Haupt- und Untervermittlern vertrieben, welche von den Anlagegeschäften mit dem Endkunden durch Provisionen profitierten.

Die ausgewiesenen Spekulationsgewinne an der Börse seien aber nur vorgetäuscht gewesen. Tatsächlich geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass es sich um ein typisches, schneeballartiges Betrugssystem handelt und die ausgezahlten Zinsen und Provisionen mit dem Geld von Neuanlegern bezahlt werden.

Bereits vor Jahren in die USA abgesetzt

Engler, der vom LKA nicht namentlich genannt wurde, habe sich bereits vor Jahren in die USA abgesetzt und agiere von dort aus. "Sein aktueller Aufenthaltsort ist nicht bekannt", hieß es weiter.

Gleichzeitig bestätigte das LKA, dass gegen den 46-jährigen Geschäftsmann, wie von der Süddeutschen Zeitung bereits im Mai berichtet, wegen anderer Betrugsdelikte ein internationaler Haftbefehl vorliegt. Der Internetauftritt des Unternehmens sei inzwischen gesperrt worden.

© SZ vom 02.08.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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