Dresdner Bank:Käufer verzweifelt gesucht

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Warum die Allianz dringend eine Lösung für ihre Kredittochter Dresdner Bank benötigt - und dabei auch mit Investoren aus Asien redet.

Thomas Fromm und Daniela Kuhr

Noch hält man sich in München bedeckt. Kein Kommentar zu Verkaufsabsichten und auch keine Antwort auf die Frage, ob man bereits mit chinesischen Investoren über einen Verkauf der Investmentbank Dresdner Kleinwort verhandelt. Allianz-Chef Michael Diekmann hat keine andere Wahl, als zu schweigen. Denn die Lage ist komplex, und jeder Kommunikationsfehler könnte ihn nun Milliarden kosten.

Wenn es stimmt, was aus dem Unternehmen durchsickert, gibt es nichts, über das der Konzern - und vor allem ein Team um Finanzvorstand Paul Achleitner - derzeit nicht nachdenkt: Die Optionen reichen vom Kauf der Postbank bis zu einem Verkauf der Dresdner Bank und ihrer Investmentsparte; von internationalen Joint-Ventures für Dresdner Kleinwort bis zu einem Einstieg eines staatlichen Investors aus China - sei es eine Bank oder ein Fonds.

Mit der Finanzkrise steigt der Leidensdruck

Die Süddeutsche Zeitung, das Manager Magazin und die Nachrichtenagentur Reuters hatten berichteten, dass entsprechenden Pläne gebe. Der Staatsfonds CIC dementierte am Donnerstag allerdings einen Bericht der SZ, wonach er Interesse am Kauf des drittgrößten deutschen Bankhauses habe. In anderen Berichten war von einer namentlich nicht genannten staatlichen Bank die Rede, die sich für die Dresdner interessiere.

Um sich alle Optionen offenzuhalten, beschloss die Allianz vor zwei Wochen die Abspaltung der Dresdner: Unter dem Dach einer Holding sollen die Investmentbank Dresdner Kleinwort und das Kundengeschäft künftig als zwei selbständige Institute agieren. Die Zeit drängt, denn während das Versicherungsgeschäft läuft, drücken Abschreibungen auf strukturierte Wertpapiere bei der Investmentbanktochter auf die Bilanzen. "Man will das Problem lieber gestern als heute lösen", heißt es in München.

Glücklich konnte Diekmann mit seiner Banktochter nie sein. Aber erst mit der Finanzkrise stieg der Leidensdruck - und damit auch der Druck, außergewöhnliche Szenarien zu prüfen. Der Verkauf an einen ausländischen Investor könnte ein solcher Schritt sein. Nicht nur, weil der Verkauf der Investmentsparte wegen der Kreditkrise ohnehin schwierig ist. In Deutschland ist Dresdner Kleinwort zwar eine Adresse, international aber spielt sie eine untergeordnete Rolle. Branchenkenner sehen den Verkaufswert derzeit im niedrigen einstelligen Milliardenbereich. "Die Zahl der Bewerber für Dresdner Kleinwort dürfte überschaubar sein", sagt Finanzanalyst Konrad Becker von Merck Finck. Da könne ein Käufer aus Fernost zupass kommen.

Die Münchner wollen ihr Geschäfte in Asien jedenfalls ausbauen. Schon vor zwei Jahren hatte sich die Allianz bei Chinas größtem staatlichen Bankhaus ICBC eingekauft. Für einen Anteil von 2,5 Prozent zahlte der Konzern damals eine Milliarde US-Dollar. China sei ein "strategischer Markt für die Allianz, und diese Partnerschaft betont unser langfristiges Engagement", sagte Allianz-Chef Diekmann damals und bezeichnete den Einstieg der Münchner als Basis für die strategische Expansion in China. Die Allianz soll, wie Reuters berichtet, die chinesische Großbank ICBC gefragt haben, ob sie sich die Bank-Tochter anschauen wolle. Die ICBC habe jedoch bereits abgewunken.

In Politikerkreisen beurteilt man den eventuellen Einstieg eines staatlichen Investors aus China zurückhaltend. Wenn de Investor "keine strategischen Interessen verfolgt und die Unternehmensziele nicht verändern will, habe ich kein Problem damit", sagte Unions-Fraktionsvize Michael Meister. FDP-Fraktionsvize Rainer Brüderle glaubt, der Einstieg könne "dem Wettbewerb im deutschen Bankgewerbe gut tun. Das fördert auch das Vertrauen in das deutsche Finanzsystem", sagte er.

Die Bundesregierung arbeitet seit einiger Zeit daran, die deutsche Wirtschaft besser vor unerwünschten ausländischen Investoren zu schützen. Ein Gesetzentwurf von Wirtschafts- und Finanzministerium befindet sich in der Ressortabstimmung. Nach Informationen aus den Koalitionsfraktionen hängt das Verfahren, weil Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) ein Beteiligungsrecht haben will. Sein Ministerium soll beim Einstieg eines ausländischen Staatsfonds prüfen dürfen, inwieweit er sich auf die Arbeitsplätze auswirke, hieß es.

Klar ist: Ihr Bankabenteuer kommt die Allianz teuer zu stehen. 24 Milliarden Euro hatte der Konzern vor sieben Jahren für die Dresdner bezahlt. In den Folgejahren mussten weitere Milliarden investiert werden. Analysten rechnen mit Gesamtaufwendungen von rund 30 Milliarden Euro - eine Summe, die am Markt heute nicht mehr zu holen ist.

© SZ vom 28.03.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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