Dollarkurs:Schwacher Euro, steigende Börse

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Nach dem monatelangen Aufwärtstrend schwächelt der Euro plötzlich. Das hilft Firmen, die viel exportieren.

Helga Einecke

Monatelang ging es mit dem Euro bergauf: Er stieg und stieg und stieg. Doch seit drei Tagen geht es nun bergab, die europäische Währung, die noch vor wenigen Wochen nahe der Marke von 1,60 Dollar stand, ist unter 1,50 Dollar gerutscht. Und sie könnte, wenn man den Devisenhändlern glaubt, sogar noch weiter fallen. Auf 1,45 Dollar. Oder gar auf 1,40 Dollar. Was ist bloß mit dem Euro los? Und warum ist der ungeliebte Dollar plötzlich wieder so beliebt?

In den vergangenen Wochen schwächelte der Euro immer mehr. (Foto: Foto: AP)

Ernster Grund für den Umschwung

Tatsächlich könnte die Zeit des starken Euro und des schwachen Dollar für eine Weile vorbei sein. Schnäppchen-Jäger sollten sich deshalb mit ihren gehorteten Dollars in die USA oder nach Asien aufmachen und günstig shoppen.

Wer lieber innerhalb von Europa ausspannt, hat allerdings durch den Fall der Währung keinen Nachteil. In den meisten EU-Staaten wird in Euro gerechnet, und an dessen Wert ändert ein wie auch immer berechneter Dollar-Kurs gar nichts.

Die Trendwende fußt nicht auf der Willkür einiger Spekulanten. Sie hat einen ernsten Hintergrund: Die Händler rechnen mit einer schnellen und vor allem längeren Abkühlung der Konjunktur in Europa. Dafür gibt es bereits Anzeichen. Am Donnerstag werden die neuesten Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland und im Euro-Raum vorgelegt.

Kampf gegen die Inflation wird schwerer

Sie werden zeigen, dass der Aufschwung ins Stocken gerät; Deutschlands Wirtschaft dürfte sogar geschrumpft sein. Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, räumte den Rückschlag bereits ein und schickte damit den Euro in null Komma nichts auf Talfahrt.

Für die Europäische Zentralbank erschwert der schwächere Euro den Kampf gegen die Inflation. Denn das teure Öl und andere Rohstoffe werden in Dollar abgerechnet. Das bedeutet: Je weniger der Euro wert ist, umso mehr müssen die Deutschen für Benzin, Heizöl oder Gas bezahlen.

Vorteil für deutsche Autofirmen

Die Verbraucher können also selbst dann nicht auf geringere Rechnungen hoffen, wenn die Energie an den Rohstoffmärkten wieder günstiger gehandelt wird. In den vergangenen Monaten war es umgekehrt: Ohne den teuren Euro wäre der Preisanstieg an der Zapfsäule noch drastischer ausgefallen.

Die Gewinner des schwächeren Euro werden an der Börse mit steigenden Kursen gefeiert. Es sind die Unternehmen, die ihre Waren zum überwiegenden Teil im Ausland absetzen, etwa die großen deutschen Autofirmen. Sie müssen am Weltmarkt gegen andere Hersteller konkurrieren. Der niedrigere Wechselkurs kommt für sie wie gerufen. Es ist also gut für den Erhalt von Arbeitsplätzen in Deutschland, wenn der Euro im Verhältnis zum Dollar niedriger bewertet wird.

Allzu viel bringt das aber nicht. Denn die Unternehmen verlagern ihre Produktion schnell, wenn sie zu teuer ist. Sie schauen dabei vor allem auf das Lohnniveau und die Transportwege, die sich durch das Öl nachhaltig verteuern. Jobs werden also abwandern - egal, wie der Wechselkurs des Euro sich entwickelt.

© SZ vom 12.08.2008/ssc/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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