Die Mini-GmbH kommt:Mit einem Euro Unternehmer werden

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Bislang braucht man 25.000 Euro, um eine GmbH zu gründen. Künftig geht es fast zum Nulltarif - und viel schneller als bisher.

Claus Hulverscheidt und Daniela Kuhr

Unternehmer sollen künftig mit nur einem Euro Stammkapital eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) gründen können. Das geht aus einem Gesetzentwurf von Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) hervor, den das Bundeskabinett an diesem Mittwoch beschließen will. Allerdings ist die Gründung einer solchen Mini-GmbH mit Auflagen verbunden.

Unternehmensgründer haben es künftig einfacher. (Foto: Foto: ddp)

Eine normale GmbH benötigt nach Angaben der Ministerin in Zukunft nur noch ein Mindeststammkapital von 10 000 statt bisher 25 000 Euro. Zudem soll die Unternehmensgründung drastisch vereinfacht und beschleunigt werden: Wer die von der Regierung ausgearbeitete Mustersatzung und das "Gründungsset" für seinen Betrieb übernimmt, spart sich unter anderem den Gang zum Notar. "Damit benötigt man für die Gründung einer GmbH theoretisch nur noch einen Tag", sagte Zypries. Bislang vergehen zwischen Anmeldung und Genehmigung der Gesellschaft oft Wochen.

Mit der Reform reagiert die Regierung auf die wachsende Zahl von Firmengründungen in der englischen Rechtsform der Limited (Ltd.). Vor allem Kleinbetriebe mit wenig Eigenkapital waren auf diesen Umweg ausgewichen.

Wider die Ltd.

Für die Gründung einer Ltd. ist kein Stammkapital erforderlich, allerdings hat die Konstruktion auch Nachteile: Weil der Sitz der Gesellschaft offiziell in Großbritannien liegt, müssen der Geschäftsabschluss sowie der Schriftverkehr mit den Behörden auf Englisch abgefasst werden. Schätzungen zufolge soll es in Deutschland mittlerweile bis zu 40 000 Limiteds geben.

Zypries sagte, wer mit seiner Ltd. "glücklich und zufrieden" sei, dürfe diese Rechtsform behalten. Die Bundesregierung wolle aber zugleich die GmbH attraktiver machen und das seit 1892 nahezu unveränderte Gesetz an die Realität anpassen.

Ein Stammkapital von 10.000 Euro sei vertretbar, weil man ungefähr diese Summe bei einer Firmengründung - etwa für Büromöbel - ohnehin benötige. Wem aber selbst das zu viel sei, der könne auf die neue "Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)" ausweichen. Diese Mini-GmbH muss allerdings 25 Prozent des Jahresgewinns in eine gesetzliche Rücklage stecken - bis das Stammkapital von 10.000 Euro erreicht ist.

Mit der Neuregelung will Zypries zugleich Missbräuche bekämpfen. Derzeit können etwa Gläubiger in vielen Fällen nicht einmal Mahnungen zustellen, weil der Geschäftsführer der GmbH abgetaucht ist. Künftig muss daher eine inländische Geschäftsadresse im Handelsregister eingetragen sein. Zudem werden die Gesellschafter verpflichtet, bei Überschuldung des führungslosen Betriebs selbst einen Insolvenzantrag zu stellen.

© SZ vom 23.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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