Deutsche Telekom:Die Obermann-Strategie

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Mehr als 1,5 Millionen Kunden kehrten der Telekom 2006 den Rücken. Mit einer Service-Offensive will der neue Boss Obermann die Abwanderung stoppen.

Caspar Dohmen

Die Deutsche Telekom kann die Kundenabwanderung im deutschen Festnetz noch nicht stoppen. "Wir können keine Wunder erwarten", sagte Obermann zu Journalisten. Damit warnte er vor übertriebenen Erwartungen an die neue Konzernführung.

Der neue Telekom-Boss muss schleunigst die Kundenabwanderung in Griff bekommen. (Foto: Foto: dpa)

In diesem Jahr haben schon 1,5 Millionen Kunden ihre herkömmlichen Festnetzanschlüsse bei der Telekom gekündigt. Vor allem mit einer Serviceoffensive will das Unternehmen zurückholen.

In vielen Punkten will Obermann die Strategie seines Vorgänger Kai-Uwe Ricke fortsetzen. Ricke hatte ein Sparziel von fünf Milliarden Euro bis zum Jahr 2010 angekündigt und mit der Sparten übergreifenden Bündelung von Aufgaben begonnen. "Bis zum Jahr 2010 streben wir erhebliche Einsparungen an, daran geht kein Weg vorbei", sagte Obermann.

Andere Schwerpunkte

Allerdings wolle er eventuell die Schwerpunkte anders setzen als sein vor drei Wochen zurückgetretener Vorgänger Ricke. Die Börse reagierte kaum auf die Rede von Obermann. Der anhaltend schwache Aktienkurses der Telekom war ein Grund dafür, weshalb der Bund als größter Aktionär und der Finanzinvestor Blackstone auf eine Ablösung von Ricke gedrängt hatten.

Auf die Konkurrenz will Obermann mit einer engeren Verzahnung von Mobilfunk und Festnetz in Deutschland reagieren. "Wir müssen die einzelnen Kundengruppen besser verstehen und gezielt ansteuern." Bei der Vorstellung der neuen Führungsriege, die die Strategie ausarbeiten soll, warb Obermann um Geduld. "Das ist keine Aufgabe, die wir in wenigen Monaten bewerkstelligen können."

Neu im Vorstand sind Timotheus Höttges für das Festnetz und Hamid Akhavan für den Mobilfunk. Höttges verantwortet im Konzernvorstand zudem Vertrieb und Kundendienst für das Privatkundengeschäft in Deutschland. Nachfolger an der Spitze von T-Mobile wird deren bisheriger Technikchef Hamid Akhavan, der im Konzernvorstand zusätzlich die Verantwortung für Produktentwicklung übernimmt.

Noch kein Nachfolger für Personalvorstand

Um die Netz- und die IT-Strategie kümmert sich weiter der Chef der Geschäftskundensparte T-Systems, Lothar Pauly. Die Suche für einen Nachfolger des ausscheidenden Personalvorstands Klinkhammer laufe intern und extern, sagte Obermann.

Festhalten will Obermann an der Ausgliederung von 45.000 Service-Mitarbeitern in konzerneigene Gesellschaften. Vor allem das Geschäft in Deutschland will er durch die Bündelung von Zuständigkeiten auf Konzernebene, besseren Service und niedrigere Preise voranbringen.

Im DSL-Geschäft wolle die Telekom ihren Marktanteil ausbauen. Die Nachfrage nach neuen Tarifen zeige erste Erfolge. Die Telekom sei im Weihnachtsgeschäft gut unterwegs. Das Hochgeschwindigkeitsnetz (VDSL) soll auf mehr als 50 Städte ausgedehnt werden. Dafür hatte Ricke drei Milliarden Euro veranschlagt.

© SZ vom 07.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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