Deutsche Bank:Immer an die Rendite denken

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Maximale Krise, maximaler Erfolg: Deutsche-Bank-Chef Ackermann hält am Renditeziel von 25 Prozent fest, Experten sehen das kritisch.

Helga Einecke

Die Deutsche Bank stößt mit dem Festhalten an ihrem Renditeziel von 25 Prozent auf Unverständnis bei Fachleuten. Olaf Stotz, Kapitalmarkt-Experte der Frankfurt School of Finance and Management, sagte: "Mir fällt es schwer, eine vernünftige Erklärung zu finden." Sollten 25 Prozent Gewinn auf das eingesetzte Eigenkapital erzielt werden, müssten die Geschäfte risikoreich gestaltet, viele Sachen außerhalb der Bilanz gemacht oder mehr fremdes Kapital eingesetzt werden. "Das geht nur so lange gut, wie sich das Risiko nicht bemerkbar macht", meinte Stotz.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann verteidigt sein Renditeziel. (Foto: Foto: Reuters)

In der Vergangenheit hatten Banken ihr Kapital sogar verringert und dadurch die daran gemessene Gewinngröße nach oben getrieben. Das funktioniere aber nur in einer aufwärts gerichteten Wirtschaft. In der Krise schlage das Pendel schnell zurück, erläuterte der Fachmann. "Realistische Größen der Eigenkapitalrentabilität rangieren in der Industrie und bei Banken zwischen zehn und zwölf Prozent nach Steuern", meinte Stotz.

Viele deutsche Banken hätten sogar deutlich unter diesem Durchschnitt rangiert. Bei den Sparkassen führte die Finanzkrise bereits zu einem Umdenken. Das frühere Renditeziel von 15 Prozent vor Steuern wurde gestrichen.

Verbandspräsident Heinrich Haasis will mehr auf Marktanteile und Kundenzufriedenheit setzen. Ganz ohne Gewinnziel geht es aber nicht. Die Sparkassen sollen zwei Prozentpunkte mehr verdienen, als der langfristige Kapitalmarktzins bietet. "Das ist eine realistische Größe", kommentierte Stotz. Es handele sich um eine Art Risikoprämie. Diese spiegele wider, wie viel mehr eine Sparkasse gegenüber einer risikolosen Anlage erwirtschaftet. Im Grunde würde in Unternehmen oder bei Sparkassen ähnlich gedacht wie bei normalen Anlegern.

Der Sparkassenverband bezog sich auf eine Studie, die Geschäftsergebnisse in 13 Ländern über einen Zeitraum von zehn Jahren auswertet. Darin wird mit dem Glauben an immer höhere Renditeziele aufgeräumt: Gewinne von mehr als zwölf Prozent vom eingesetzten Kapital seien nur durch besonders hohe Risiken möglich. Dauerhaft stabil seien solche Geschäftsmodelle nicht. Realistische und nachhaltig erreichbare Renditen nach Steuern lägen bei zehn bis zwölf Prozent. Eine kurzfristig erreichte höhere Rendite sollte nicht überbewertet werden.

"Form des Götzendienstes"

Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, sieht sein Renditeziel von 25 Prozent vor Steuern sogar wieder in Reichweite. "Viele große Banken werden diese Ziele im ersten Quartal wieder erreichen", sagte er. Er verteidigte seine Renditevorgabe: "Wenn wir uns das nicht vorgenommen hätten, würde es die Deutsche Bank heute nicht mehr geben." Ein Unternehmen müsse so viel verdienen, dass es in seinem Wettbewerbsumfeld bestehen kann. Gewinnstreben werde erst fragwürdig, wenn es zu Lasten Dritter gehe. Nicht die Höhe der Profite, sondern die Art, wie sie erwirtschaftet werden, müsse infrage gestellt werden.

Ackermanns Vorgabe von 25 Prozent erntete bereits Kritik. Bischof Wolfgang Huber, der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland, hatte dieses Renditeziel als eine Form des Götzendienstes bezeichnet, der an den Tanz um das Goldene Kalb erinnere.

Der Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) stufte die 25-Prozent-Marke als den Aufruf ein, Risiken einzugehen. Diejenigen, die vorsichtiger waren, seien in den vergangenen Jahren gemobbt worden oder hätten Aufhebungsverträge bekommen. Der ehemalige CSU-Chef Edmund Stoiber meinte, für jeden Mittelständler sei eine solche Phantasie-Rendite ausgeschlossen. In der Finanzbranche sei sie nur möglich gewesen, weil alle Grundsätze des seriösen Wirtschaftens über Bord geworfen wurden.

© SZ vom 20.04.2009/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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