Deutsche Bank: Hauptversammlung:Aktionäre meutern gegen Börsig

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Generalabrechnung der Aktionäre: Deutsche-Bank-Chefkontrolleur Börsig muss sich massive Kritik gefallen lassen - doch das Institut steht hinter ihm.

Ein Datenleck bei Deutschlands größter Privatbank? Deutsche-Bank-Vorstandschef Josef Ackermann hat die Aufklärung der Datenaffäre seines Instituts zur Chefsache erklärt. "Ich habe mich selbst an die Spitze der Untersuchung gestellt", sagte Ackermann vor seinen Aktionären während der Hauptversammlung in Frankfurt. Zur Unternehmenskultur gehöre das Prinzip der "Null Toleranz". "Wir werden die Vorgänge voll aufklären", versprach Ackermann.

Clemens Börsig hatte gar nicht auf Ackermanns Posten spekuliert, sagt die Bank. (Foto: Foto: dpa)

Wann immer die Deutsche Bank Verstöße "jedweder Art" feststelle, werde "sofort und konsequent" gehandelt, um eine Wiederholung zu vermeiden, so Ackermann weiter. Die bislang vorliegenden Erkenntnisse zeigten, dass es kein systematisches Fehlverhalten in der Bank gegeben habe. Es gehe vielmehr um wenige zeitlich weit zurückliegende Einzelfälle.

Die Untersuchungen gingen bis in die neunziger Jahre zurück. Die Vorfälle seien weder 2008 noch 2009 passiert. Weitere Details könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht nennen.

Bafin ordnet Sonderprüfung an

Die Bank hatte am Freitagabend Regelverstöße im Zusammenhang mit der Konzernsicherheit eingeräumt. Die Finanzaufsicht ordnete eine Sonderprüfung an. Finanzkreisen zufolge sind auch hochrangige Manager von einer möglichen Bespitzelungsaktion betroffen.

Aktionärsvertreter fordern ebenfalls Klarheit über die Datenaffäre. Es müsse offengelegt werden, was Ackermann, seine Vorstandskollegen und Aufsichtsratschef Clemens Börsig von möglichen Spitzelaktionen gewusst hätten, sagte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. "In wessen Verantwortung fällt ein etwaiger Bespitzelungsskandal?" Nieding forderte personelle Konsequenzen, wenn die Prüfungen ein entsprechendes Fehlverhalten ergäben.

"Unglückliches Vorgehen"

Heftige Kritik von den Aktionären musste besonders Börsig einstecken - und zwar für seine Rolle bei der Suche nach einem Nachfolger für Ackermann. "Durch Ihr unglückliches Vorgehen haben Sie selbst die Werkzeuge für Ihre eigene Demontage geliefert", monierte Nieding. Ein Kleinaktionär wurde noch deutlicher: "Treten Sie zurück, Herr Börsig", sagte er.

Börsig hatte sich Finanzkreisen zufolge selbst als neuer Vorstandschef ins Spiel gebracht, scheiterte damit aber. Ackermanns Vertrag wurde schließlich verlängert. Der Aufsichtsrat betonte am Dienstag, der 60-Jährige habe keine eigenen Ziele verfolgt bei der Nachfolgesuche. Das Gremium stärkte seinem unter Druck geratenen Vorsitzenden in einer Erklärung demonstrativ den Rücken. "Insgesamt hält der Aufsichtsrat die Kritik an Dr. Börsig im Zusammenhang mit diesem Vorgang für völlig unbegründet", hieß es.

Ein Wechsel des Aufsichtsratschefs an die Spitze des Vorstands wäre nach Einschätzung der Schutzvereinigung der Kapitalanleger (SdK) nicht mit den Prinzipien der guten Unternehmensführung vereinbar gewesen. "Dies zeugt von einem merkwürdigen Verständnis von Corporate Governance", kritisierte SdK-Chef Klaus Schneider. "Die Verlängerung des Vertrags von Ackermann war die beste Lösung für die Deutsche Bank."

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/AFP/mel/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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