Der Produkttest:Was soll das denn?

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Die BW Bank bietet eine Kreditkarte nur für Frauen an. Mit hohen Kosten und allerhand luxuriösen Zusatzleistungen ist "Lautitia" allerdings nur was für Glamourladies.

Sabina Fischer

Nicht nur Banken, sondern auch Automobilclubs, Fluggesellschaften und Online-Buchhändler haben mittlerweile Plastikgeld im Angebot: Goldene und Platin-Karten, Fankarten oder Karten für Kinder. Die neueste Offerte kommt von der Baden-Württembergischen Bank (BW Bank) und ist die erste Kreditkarte speziell für Frauen. Sie heißt "Lautitia".

Frauen, die gerne einkaufen, liegen bei "Lautitia" genau richtig. (Foto: Foto: istock)

Ob es eines extra für Frauen geschneiderten Angebots bedarf, darüber lässt sich streiten. Die erste Reaktion: Was soll das denn? Wer allein die Konditionen unter die Lupe nimmt, stellt zunächst fest, dass die Jahresgebühren von 90 Euro happig sind. Mit in der Preisklasse der Lautitia liegt das Mobilkarten-Doppel in Gold des ADAC (89 Euro). Deshalb bietet sich ein Vergleich der beiden Karten an. Der erste Vorteil ist auf Seiten des ADAC: Hier bekommt man für sein Geld zugleich eine Master- und eine Visa-Karte.

Die Jahresgebühr bei der Mehrzahl der Konkurrenz-Karten liegt bei 20 bis 50 Euro. Entsprechend sollte Lautitia umso mehr durch Zusatzkonditionen glänzen. Positiv: Weltweit kann man mit ihr kostenlos zahlen und Bargeld abheben. Bei der ADAC-Karte ist dies nur im Euroraum so, außerhalb fällt ein Prozent Gebühr an.

Die Guthabenverzinsung der Lautitia richtet sich nach dem Drei-Monats-Euribor, ein Zins, den Banken untereinander zahlen. Bei Guthaben unter 10.000 Euro beträgt der Zinssatz 70 Prozent des Euribor, der zu Monatsanfang gilt; im November ergibt sich daraus ein Zins von 3,33 Prozent. Bei vielen anderen Kreditkarten gibt es gar keinen Guthabenzins. Mit der kostenlosen Kreditkarte der DKB erhält man aber beispielsweise 3,8 Prozent - allerdings ist sie an ein Girokonto des Geldhauses gebunden. Bei der Gold-Karte des ADAC gibt es ab dem ersten Cent 2,25 Prozent, ab 2000 Euro 3,5 Prozent und ab 10.000 Euro sogar vier Prozent.

Akzeptable Konditionen

Im Mittelfeld liegt die Lautitia-Karte auch beim Sollzins. Hier stellt die BW Bank effektiv 13,3 Prozent in Rechnung. Zum Vergleich: Bei der gebührenfreien Advanzia Mastercard Gold sind es satte 17,9 Prozent. Der ADAC verlangt für seine Goldkarte 15,94 Prozent. Bei der Visa-Card der DKB oder der Mastercard der SKG-Bank sind es dagegen nur 7,9 Prozent.

Die BW Bank bewirbt Lautitia als "Premium-Kreditkarte mit attraktiven Zusatzleistungen". So gibt es Rabattaktionen beispielsweise für den Einkauf im Online-Designer-Outlet "dress-for-less", außerdem eine Handtaschen-, Reiserücktrittskosten- und Auslandsreise-Krankenversicherung. Großer Pluspunkt: Die Versicherungen gelten unabhängig vom Einsatz der Karte. Bei einem Diebstahl der Handtasche muss sich das Plastikgeld aber in dieser befunden haben. Die Reiserücktrittskostenversicherung ist auf 12.000 Euro beschränkt, wenn die Reise nicht per Lautitia gebucht wurde.

Der ADAC kann mit seiner Gold-Karte hier nicht mithalten: Die Reiserücktrittskostenversicherung ist an den Karteneinsatz gebunden und muss ab einem Reisewert über 10.000 Euro aufgestockt werden. Dafür wartet der ADAC mit einem weltweiten Tankrabatt von zwei Prozent auf - allerdings nur bei Tankstellen-Umsätzen bis 2500 Euro im Jahr.

"Lautitia steht für Eleganz, Luxus und Pracht", wirbt die BW Bank. Bei aller Trommelei sind die Konditionen gar nicht so schlecht. Mit dem Angebot des ADAC kann das Plastikgeld für die Frau locker mithalten. Aber: Wer keinen großen Wert auf Glanz in der Geldbörse und Zusatzleistungen wie Tankrabatt oder Handtaschenversicherung legt, kommt sicher an günstigeres Plastikgeld. Und vom Ersparten könnte sich die Frau ja was Schönes kaufen...

© SZ vom 26.11.2008/ld/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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