Der Energiehändler John Arnold:Doppelter Milliardär mit 33

Lesezeit: 3 min

Der Energiehändler John Arnold verdiente 2006 zwei Milliarden Dollar - so viel wie kein anderer Spekulant. Manche Beobachter sprechen von Glück, doch der Mann dürfte etwas vom Markt verstehen.

Nikolaus Piper

Die Welt der Hedge-Fonds hat einen neuen Helden. Es ist der erst 33-jährige Energiehändler John Arnold aus Houston in Texas.

Arnold betreibt den Hedge-Fonds Centaurus und verdiente im vergangenen Jahr nicht weniger als zwei Milliarden Dollar. Das Fachmagazin Trader Monthly setzte Arnold daher an die Spitze der ,,Top 100'' des Jahres 2006, was in der Branche so viel bedeutet, wie wenn ein Filmstar den Oscar bekommt.

Gemessen an Arnold sehen selbst die Spitzenleute unter Amerikas Konzernbossen arm aus. Sie bekommen ihre Millionen größtenteils in Form von Optionen, die sie nicht sofort einlösen können.

Wette auf Erdgaspreise

Der junge Kerl aus Houston kann seine zwei Milliarden dagegen bar einstreichen. Das Geld verdiente Arnold vor allem damit, dass er im Sommer 2006 darauf wettete, dass die Erdgaspreise fallen würden, was sie dann auch taten.

Pech hatte damals ein anderer Großer der Branche: der kanadische Energiehändler Brian Hunter mit seinem Hedge-Fonds Amaranth Advisers LLC. Er hatte auf steigende Erdgaspreise gesetzt und verlor binnen eines Monats 6,5 Milliarden Dollar, mehr als jeder andere Hedge-Fonds vor ihm.

Der Amaranth-Fonds brach zusammen und hätte dabei fast eine Finanzkrise ausgelöst. Ironischerweise gehörte ausgerechnet Brian Hunter im Jahr davor zu den absoluten Stars auf der Liste der Spitzenverdiener.

"Kampf der Titanen"

Die Redakteure von Trader Monthly nannten die Ereignisse des vergangenen Sommers einen ,,Kampf der Titanen'' zwischen Arnold und Hunter, doch es ist nicht klar, ob der eine tatsächlich direkt gegen den anderen gewettet hat oder ob sie lediglich unabhängig voneinander auf gegenläufige Preisentwicklungen spekuliert hatten.

Einige Beobachter an der Wall Street glauben sogar, John Arnold habe ganz einfach nur Glück gehabt.

Das ist allerdings nicht sehr plausibel; bei den ungeheuren Summen, die im Spiel waren, dürfte Arnold ziemlich früh davon Wind bekommen haben, dass Hunter verkaufen musste.

Erstaunliche Karriere

Und auch John Arnolds erstaunliche Karriere lässt vermuten, dass der Mann etwas vom Markt versteht. Arnold fing als Spezialist für den Rohölmarkt beim Energiehändler Enron in Houston an. Später wechselte er ins Team der Erdgashändler und erwarb sich dort schnell den Ruf eines Wunderkindes.

Zuletzt brachte er der Firma mit seinen Spekulationen angeblich 750 Millionen Dollar Gewinn ein und wurde dafür mit acht Millionen Dollar Bonus belohnt, der höchsten Summe, die die Firma bisher gezahlt hatte.

Schlagzeilen machte Enron aber weder mit Öl noch mit Gas, sondern mit Betrug. Das Unternehmen brach 2001 zusammen im größten Bilanzfälschungsskandal der amerikanischen Geschichte.

Arnold selbst hatte sich dabei nichts zuschulden kommen lassen und konnte daher sein bei Enron erworbenes Wissen weiter nutzen.

Im Jahr 2002 gründete Arnold mit einem Anfangskapital von acht Millionen Dollar seine eigene Firma: Centaurus Energy. Das Geschäft ist ähnlich wie bei Enron, der Stil jedoch völlig anders. Bei dem Skandalunternehmen herrschten Protz und Selbstdarstellung. Centaurus scheut die Öffentlichkeit; Interview-Anfragen werden in Houston in der Regel noch nicht einmal beantwortet.

40 Mitarbeiter unter Vertrag

40 Mitarbeiter hat Centaurus unter Vertrag, darunter 17 frühere Enron-Händler und einen Meteorologen.

Der Erfolg der Firma war von Anfang an spektakulär. Die Summen, mit denen John Arnold arbeiten konnte, verdreifachten sich angeblich Jahr für Jahr, wobei jeweils die Hälfte des Geldes von fremden Investoren und von John Arnold selbst stammt.

Im vergangenen Jahr verwaltete er nach Angaben von Trader Monthly ein Vermögen von zwei Milliarden Dollar und erzielte darauf 317 Prozent Gewinn. Davon gingen noch Gebühren ab. Centaurus verlangt drei Prozent Managementgebühr auf das angelegte Kapital plus 30 Prozent Erfolgsprämie.

Da John Arnold die Firma selbst gehört, dürften ihn diese Gebühren nicht sonderlich stören.

Schüchtern und jungenhaft

Über Arnold selbst ist nicht sehr viel bekannt. Er gilt als schüchtern und jungenhaft und sagt am liebsten gar nichts zu seiner Person.

Im vergangenen Jahr heiratete er - eine ,,schöne Anwältin aus Houston'', wie Trader Monthly schrieb. Auf einer Energiekonferenz in Houston äußerte sich Arnold voriges Jahr immerhin einmal zu seiner Arbeitsweise, wie der Branchendienst Platts berichtete. Centaurus suche immer nach Produkten mit einem ,,Bias'', also nach Wertpapieren, die nach Meinung der eigenen Experten nicht zum ,,richtigen'' Preis gehandelt werden: ,,Wir versuchen herauszufinden, was einen Markt dazu bringt, ein Produkt falsch zu bewerten, und was passieren wird, damit der Preis wieder dem fairen Wert entspricht.''

Im August 2005 geriet John Arnold kurzzeitig in die Schlagzeilen der Houstoner Lokalpresse, allerdings unfreiwillig.

Er hatte ein 77 Jahre altes Haus im Stadtteil River Oaks erworben und abgerissen, um auf dem Grundstück neu bauen zu können. Bürgerinitiativen in der an Baudenkmälern armen Stadt hielten den Altbau für schützenswert und gingen Arnold deshalb scharf an.

Volkswirtschaftliche Folgen umstritten

Umstritten sind die volkswirtschaftlichen Folgen des Tuns von Energiespekulanten wie John Arnold. Einige Analysten glauben, dass Centaurus und Kollegen die Preisschwankungen an den Märkten noch erhöhen, andere behaupten, dass das Gegenteil der Fall ist.

Für einige Firmen zumindest bringen die Hedge-Fonds direkten Nutzen. Wenn zum Beispiel ein Energieversorger auf lange Sicht einkaufen will, um langfristige Lieferverträge erfüllen zu können, kann er sich durch Deals mit einem Hedge-Fonds gegen das Risiko von Preissteigerungen absichern.

© SZ vom 20.04.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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