Chinas fallende Währung:Der Yuan - ein Politikum

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Der Wechselkurs des Yuan wird von der Politik bestimmt. China fördert mit seiner fallenden Währung seine Exportindustrie - und holt die Inflation ins Land.

Helga Einecke

Das Austauschverhältnis des Yuan zum Dollar oder Euro wird nicht durch Angebot oder Nachfrage bestimmt, sondern durch die Politik. Gerade in den vergangenen Wochen ist dies sehr deutlich geworden: Während den olympischen Wochen in Bejing verlor der Yuan im Vergleich zum Dollar um 0,8 Prozentpunkte - nach einer Analyse der Commerzbank ist dies die mit Abstand größte Abwertung seit die Chinesen 2005 flexible Wechselkurse zuließen. In den vergangenen Tagen ist ein Großteil dieser Abwertung jedoch schon wieder rückgängig gemacht - zuletzt kostete ein Dollar 6,83 Yuan.

Der chinesische Yuan erfuhr während der Olympischen Spiele die größte Abwertung seit Zulassung der flexiblen Wechselkurse. (Foto: Foto: Reuters)

Von der Dollar-Bindung gelöst

In China ist der Kapitalverkehr beschränkt. Die Zentralbank verhindert systematisch eine Aufwertung ihrer Währung. Sie schiebt damit ein Förderprogramm für chinesische Exporteure an, die ihre Waren am Weltmarkt leichter absetzen können. Sie kauft Dollar auf und füllt damit die Devisenkammern in Peking. 1800 Milliarden Dollar türmten sich im Mai auf.

Die chinesische Wechselkurspolitik zum eigenen Vorteil stößt den anderen großen Industrienationen schon eine ganze Weile auf. Amerikaner und Europäer fordern regelmäßig bei ihren Gipfeltreffen flexiblere Wechselkurse von den Chinesen. Die haben das auch bis zu einem gewissen Grade eingesehen und seit drei Jahren ihren Yuan von der traditionellen Dollar-Bindung gelöst.

Viel gehandelt wird der Yuan in Europa nicht

Seit dieser Zeit hat sich die Währung im Vergleich zum Dollar um 18 Prozent aufgewertet. Zum Euro dagegen fiel der Yuan. Das hängt mit dem Austauschverhältnis zwischen Euro und Dollar zusammen. Der Dollar verlor nämlich gegenüber dem Euro schneller an Wert als gegenüber dem Yuan.

Viele Devisenexperten billigten bisher der chinesischen Währung ein weiteres Aufwertungspotenzial zu. Nach dem jüngsten Abwertunsschlenker zweifeln Experten jedoch an den Absichten der Pekinger Regierung. Offen ist derzeit vor allem, ob China noch mehr in Dollars investiert und damit den Aufwärtstrend der amerikanischen Währung verstärkt oder nicht.

Viel gehandelt wird der Yuan in den Devisenabteilungen in Europa nicht. "Das ist unser wichtigster Exot", erläutert Stephan Rieke von der BHF-Bank den Stellenwert. Das Feld beherrschen nach wie vor Dollar, Euro und Yen, gefolgt vom zuletzt schwachen britischen Pfund und dem Schweizer Franken.

Eine vorsichtige Aufwertungspolitik hat für die Chinesen viele Vorteile. So können Amerikaner die Waren made in China recht günstig erwerben und tragen mit ihrem Konsum zum Wachstum im Reich der Mitte bei. Abrupte Änderungen von Wechselkursen sind generell nicht erwünscht. Sie bringen die Kalkulation von Investoren und Sparern durcheinander und führen in der Regel zu ökonomischen Verwerfungen. Eine allmähliche Stärkung des Yuan zum Dollar würde auch globalen Ungleichgewichte mildern helfen.

Steigende Inflation

Die traditionelle Bindung einer Reihe von asiatischen Währungen an den Dollar bezeichnen die Fachleute gern als Bretton Woods II. Es garantiert eine Art Gleichgewicht zwischen amerikanischem Defizit und asiatischem Überschuss. China und Japan halten ihre Devisenreserven meist in US-Staatsanleihen und finanzieren den Haushalt der Amerikaner sowie deren Einfuhrströme. Das Risiko der Wechselkursbindung zeigt sich derzeit in Form von steigender Inflation. China betreibt keine eigenständige Geldpolitik, ist von der US-Notenbank Fed abhängig, welche das Zinsniveau für die Chinesen praktisch mitbestimmt.

© SZ vom 2.9.2008/kim/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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