Ex-BVB-Präsident Niebaum:Ein schwerer Verdacht

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Gerd Niebaum führte jahrelang Borussia Dortmund - jetzt wirft die Staatsanwaltschaft dem Ex-Präsidenten des Bundesliga-Klubs Betrug und Untreue vor. Er soll beispielweise Geld aus einem Nachlass abgezweigt haben, den er als Notar verwaltet hat.

Er ist als BVB-Präsident bekannt geworden: Unter Gerd Niebaum feierte der Verein Meistertitel, rutschte aber auch in eine herbe Finanzkrise. Die Staatsanwaltschaft hat nun Anklage gegen den Dortmunder Anwalt und Notar erhoben - wegen des Verdachts des Betrugs und der Untreue.

Niebaum bei der Hauptversammlung von Borussia Dortmund im Jahre 2003. (Foto: REUTERS)

Niebaum soll nach Immobilienkäufen Ende der neunziger Jahre in Ostdeutschland zur Überbrückung von Engpässen von 2005 an Darlehen aufgenommen, die Banken aber nicht über das Ausmaß seiner Verbindlichkeiten informiert haben. Zudem habe er aus einem Nachlass, den er als Testamentsvollstrecker zu verwalten gehabt habe, mehr als 450.000 Euro als Darlehen entnommen. ( Die Vorwürfe hat die Staatsanwaltschaft Dortmund in einem PDF-Dokument zusammengefasst.)

Niebaums Anwälte weisen die Vorwürfe zurück. Über die Eröffnung des Hauptverfahrens muss jetzt das Gericht entscheiden. Die Frage ist, ob das Risiko kalkulierbar gewesen sei oder Schadensqualität habe. Darüber müsse nun die Wirtschaftsstrafkammer entscheiden, sagte Oberstaatsanwältin Ina Holznagel.

Niebaums Anwalt, Sven Thomas, erklärte, es sei kein konkreter Schaden entstanden. Die Kredite seien bis heute bedient und zwischen 2006 und 2011 neben den Zinszahlungen auch Tilgungen in der Größenordnung von mehr als 2,7 Millionen Euro erbracht worden. Der Betrag aus der Testamentsvollstreckung sei inzwischen beim Amtsgericht hinterlegt. "Das Verfahren würde ergeben, dass Herr Dr. Niebaum zu dieser Darlehnsvergabe berechtigt war und ein Schaden ebenfalls nicht zu verzeichnen ist, wie bereits die vollständige Hinterlegung beweist", erklärte Thomas in Düsselorf.

Niebaum hatte bereits während der Ermittlungen im November 2009 den Ruhr Nachrichten gesagt, er habe sich nichts zuschulden kommenlassen. Er arbeite kooperativ mit der Staatsanwaltschaft zusammen.

Die Anklage geht nach Erklärung ihrer Sprecherin davon aus, dass Niebaum seinerzeit nicht in der Lage war, die Beträge aus eigenen Mitteln fristgerecht zurückzuzahlen. Das Vermögen der geschädigten Banken und Klienten habe er bewusst in strafbarer Weise gefährdet. Die Schadenswiedergutmachung sei verspätet und unzureichend erfolgt. Das Darlehen aus dem Nachlass sei in diesem Jahr hinterlegt worden. Teilweise seien Bankdarlehen aber noch nicht beglichen. Die Rückzahlung habe 2008 eingesetzt.

Die Immobilienkäufe soll Niebaum Ende der neunziger Jahre getätigt haben. Die Käufe hätten einen hohen Liquiditätsbedarf zur Folge gehabt, der nach Auffassung der Anklage ab 2005 durch den Abschluss mehrerer Darlehnsverträge kurzfristig überbrückt werden musste. Banken hätten ihm Kredite von insgesamt rund einer Million Euro gewährt.

Niebaum war von 1984 bis 2004 Präsident beim BVB. Im Februar 2005 trat er auch als Folge der Finanzkrise des Vereins als Geschäftsführer der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA zurück.

Während seiner Amtszeit wurde der BVB drei Mal Meister sowie Champions League- und Weltpokalsieger. Zudem führte Niebaum im Jahr 2000 den BVB als ersten deutschen Fußballverein an die Börse. Der jüngste Gewinn der Meisterschaft machte sich für die Aktie nicht bezahlt.

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