Börsen:Die Stimmung hellt etwas auf

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Erste positive Anzeichen einer Erholung der Börsen: Der Dax legt nach den freundlichen Vorgaben aus den USA zu. Auch der Nikkei steigt.

Gestützt auf die deutliche Erholung an den US-Börsen ist der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch mit Gewinnen gestartet.

Börsenkurse in Japan: Die Kurse erholen sich, doch die Außenhandelsbilanz des asiatischen Staates ist weiter negativ. (Foto: Foto: AP)

Der Dax legte im frühen Geschäft um 1,7 Prozent auf 3966 Zähler zu. Der TecDax stieg um 1,8 Prozent.

Für Beruhigung sorgte vor allem die Aussage von Fed-Chef Ben Bernanke, dass eine Verstaatlichung großer US-Banken wie der Citigroup nicht bevorstehe. In Japan trugen zu den Kursgewinnen auch Erwägungen der japanischen Regierung bei, zur Stützung der Börsen Aktien zu kaufen und somit den Druck auf die Wertpapierbestände von Banken zu lindern.

In Tokio gewann der Nikkei-Index 2,7 Prozent auf 7461 Punkte. Auch die Aktienmärkte in Südkorea, Hongkong, Taiwan, Singapur notierten fester. Nur der chinesische Leitindex verzeichnete Kursabschläge.

In Deutschland zählten die Papiere von Henkel zu den größten Gewinnern. Der Konsumgüterhersteller verbuchte 2008 dank des Verkaufs der Ecolab-Beteiligung einen kräftigen Ergebnisanstieg.

Ohne diesen Sondererlös hätte der Überschuss nahezu stagniert. Für 2008 schlägt Henkel eine Dividende auf Vorjahresniveau vor, eine Prognose für das neue Jahr wagten die Düsseldorfer aber nicht.

Die Aktien der Deutschen Börse gewannen nach einem Kurssprung zu Handelsbeginn von mehr als neun Prozent zuletzt 7,62 Prozent auf 38,63 Euro. Die Zahlen für 2008 seien zwar keine große Überraschung gewesen, in einem freundlichen Marktumfeld dürfte sich die Aktie aber von ihren jüngsten Verlusten erholen, sagte ein Händler.

In Reaktion auf die Zahlen hätten die Experten der Citigroup ihre "Buy"-Empfehlung bestätigt und das sollte die Aktie stützen.

Die Deutsche Börse hatte ein weiteres Mal von der Finanzmarktkrise profitiert und für 2008 neue Rekorde bei Umsatz und operativem Ergebnis gemeldet. Beim Nettogewinn wurde erstmals die Milliarden-Euro-Schwelle überschritten.

Der Kurs der Deutschen Telekom zeigte sich unbeeindruckt von Presseberichten über geplante radikale Umbaumaßnahmen.

Die Aktie gewann 0,33 Prozent auf 9,22 Euro. Die Financial Times Deutschland berichtet unter Berufung auf Konzernkreise, die Telekom wolle, die Verantwortung für das deutsche Festnetz- und Mobilfunkgeschäft in einem eigenen Vorstandsressort bündeln.

Ein Börsianer sagte: "Das dürfte der Aktie positive Impulse geben." Immerhin verspreche der Umbau hohe Synergien, auch wenn es bei dem teilweise staatlichen Konzern mit Stellenabbaumaßnahmen schwierig werde. Einige Wettbewerber hätten bereits vergleichbare Schritte unternommen.

Der Dow berappelt sich

Zuvor hatte der Dow Jones um 3,3 Prozent zugelegt. "Es handelt sich um eine technische Reaktion nach den hohen Verlusten vom Vortag", sagte Peter Cardillo, Chef-Volkswirt von Avalon Partners in New York. "Aber es herrscht weiter große Angst im Markt. Der Abwärtstrend ist noch nicht gebrochen."

Als günstige Gelegenheit betrachteten Anleger vor allem die stark verbilligten Aktien im Finanzsektor. Die Papiere der Bank of America legten um mehr als fünf Prozent zu, selbst die Titel der zuletzt schwer gebeutelten Citigroup verteuerten sich um knapp zwei Prozent auf 2,18 Dollar.

Der Kurs von JPMorgan Chase rutschte im Tagesverlauf ins Minus, obwohl die zweitgrößte US-Bank im laufendem Quartal mit einem soliden Gewinn rechnet und in der gegenwärtigen Krise des US-Finanzsektors zu den stabilsten Instituten gehört. JPMorgan teilte aber auch eine überraschende Dividendenkürzung um 87 Prozent auf fünf Cent an.

Mit den eingesparten Mitteln sollen Finanzhilfen des Staates zurückgezahlt werden.

AIG verliert massiv

Die Aktie von Versicherer AIG verlor ein Viertel ihres Wertes. Dem taumelnden Konzern droht Kreisen zufolge mit rund 60 Milliarden Dollar ein historisch einmaliger Quartalsverlust für ein Unternehmen. Der Konzern verhandelt nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bereits über weitere Hilfen von der US-Regierung.

Software-Gigant Microsoft kündigte an, sich mit dem Suchmaschinenbetreiber Yahoo zusammentun zu wollen, um Google zu attackieren. Ressourcen zu bündeln würde jedoch nicht bedeuten, dass der Konzern Yahoo kaufen wolle, erklärte Microsoft.

Die Aktien von Yahoo verteuerten sich um drei Prozent, die von Google fast zwei Prozent. Die Papiere von Microsoft gaben dagegen gute drei Prozent ab.

Die Wall Street hatte am Montagabend mit deutlichen Verlusten den Reigen des weltweiten Kursverfalls eröffnet. Der Dow-Jones-Index fiel um 3,4 Prozent auf 7115 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Oktober 1997.

Dafür wurde auch die Ankündigung des US-Finanzministeriums verantwortlich gemacht, dass der Bankenrettungsplan überarbeitet werden soll.

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