Bieterkampf um Repower:Es geht rund im Windrad

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Ein Bieterkampf um den Windanlagenhersteller Repower treibt die Kurse von Windkraft-Aktien in die Höhe - erneuerbare Energien liegen voll im Trend. Die Branche ist allerdings immer noch abhängig von staatlicher Förderung.

Simone Boehringer und Elisabeth Dostert

Derzeit hat die Windkraft einen Anteil von einem Prozent an der globalen Stromerzeugung. Auf den ersten Blick klingt das wenig aufregend. Weil die Menschen aber Angst vor dem Klimawandel haben, den sie teils selbst durch verschwenderischen und umweltbelastenden Umgang mit Ressourcen verursacht haben, setzen plötzlich viele auf eine Karte: sogenannte erneuerbare Energien, gewonnen aus Wasser, Sonne, Wind und Biomasse, sollen dem negativen Trend möglichst bald ein Ende setzen.

Je geringer die bisherige Verbreitung einer Technik, desto größer ihre Wachstumschancen, lautet die Logik vieler Investoren - vor allem seit Politiker weltweit, und sogar George W. Bush, Präsident des größten Energieverbrauchers USA, ein Umdenken in der Ressourcenpolitik durchsetzen wollen.

Die EU hat im März Klimaziele formuliert. Der Anteil erneuerbarer Energien am Verbrauch soll bis 2020 auf 20 Prozent steigen. Bis zu einem Fünftel des Strombedarfs könne die Windenergie in Deutschland bis 2020 decken, erklärte der Präsident des Bundesverbandes Windenergie, Peter Ahmels, am Mittwoch auf der Industriemesse in Hannover.

Weltweit könnten es bis dahin 15 Prozent sein. Damit komme die Windenergie an die Kernenergie heran, ergänzte er und beflügelte damit den ohnehin schon euphorischen Kapitalmarkt weiter.

Anteil der erneuerbaren Energien erst bei 18 Prozent

Bislang wird nach einer Studie der Deutschen Bank das Gros des Stromverbrauchs weltweit noch aus den endlichen Energieträgern wie Öl, Kohle und Gas gespeist. Daneben hat sich die umstrittene Kernkraft mit einem Anteil von rund 17 Prozent etabliert.

Der Anteil der erneuerbaren Energien liegt zwar bei 18 Prozent, allerdings ist damit vorwiegend die Wasserkraft gemeint. Die Wind-, Solar- und Biomasse-Industrie hat erhebliches Aufholpotential. Seitdem nun Anfang des Jahres um den deutschen Windanlagenhersteller Repower ein harter Bieterkampf entbrannt ist, stürzen sich Anleger mit Vorliebe auf Windtitel.

Seit dem ersten Übernahmeangebot durch den französischen Energiekonzern Areva Ende Januar hat sich der Kurs der Repower-Aktie verdoppelt. Zuletzt hatte der indische Mitbieter Suzlon, der selbst zu den fünf größten Windturbinenherstellern der Welt gehört, den Aktionären 150 Euro je Repower-Titel geboten; das Papier notiert derzeit sogar knapp darüber.

Die Titel des ärgsten börsennotierten Konkurrenten Nordex zogen seit Beginn des Übernahmekampfes um immerhin 80 Prozent an. "Der Markt spekuliert darauf, dass der unterlegene Bieter oder auch ein unbekannter Dritter sich dann bei Nordex einkaufen könnte", erklärt Sebastian Growe, der die Branche für das Investmenthaus Equinet beobachtet.

Windenergiesparten sollen ausgebaut werden

So kündigte etwa der Chef des Energiekonzerns Eon, Wulf Bernotat, in einem Interview mit dem Manager Magazin jüngst an, acht Milliarden Euro für regenerative Energien ausgeben zu wollen. Ähnliche Investitionen könnten auch die meisten anderen großen Versorger stemmen.

Daneben, so Branchenexperten, könnten noch jederzeit Konzerne wie Siemens oder General Electric, die Bestrebungen ihrer Windenergiesparten forcieren und den börsennotierten Firmen (Tabelle) stärker Konkurrenz machen. Weltweit liegen die Marktanteile dieser Konzernsparten deutlich höher als die von Repower, Nordex und anderer Börsenstars.

Zwar rechnet der Bundesverband Windenergie allein für Deutschland in diesem Jahr mit einem Erlöswachstum für gefertigten Windkraftanlagen und Komponenten von mehr als zehn Prozent auf dann 6,7 Milliarden Euro.

Die Börsen-Phantasie rührt aber vor allem aus den Perspektiven in Staaten, in denen die Windkraft noch eine sehr geringe Rolle spielt: Die Vereinigten Staaten, Indien und China nennen die meisten Analysten hier allen anderen voran, weil dort mit die meisten Neuinstallationen anstehen (Grafik).

Potenzial bei Offshore-Anlagen groß

In Europa wird es nach Ansicht von Equinet-Analyst Growe es darauf ankommen, wer von der Ersetzung alter, leistungsschwächerer Anlagen profitiert. Weiteres Potenzial böten Offshore-Anlagen im Meer, eine Technologie, die für dicht bevölkerte Regionen, etwa in Nordeuropa, an Bedeutung gewinnt.

Damit die Branche in Deutschland weiter floriert, hoffen die Unternehmen auf eine Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes in ihrem Sinne. Wie in den meisten Ländern, lebt die Windkraft auch hier von staatlicher Förderung.

Eine abrupte Wendung in der Politik, wie etwa 2004 in den USA, als das Ende eines Steuersparprogramms Lieferanten auch hierzulande in Schwierigkeiten brachte, müssen Anleger genauso einkalkulieren wie Lieferengpässe und hohe Stahl- und Kupferpreise, die bei vielen Anbietern auf die Margen drücken können.

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