BayernLB:"Es hat kräftig gekracht"

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Die BayernLB fährt erstmals Millionenverluste ein - es könnte aber noch schlimmer kommen

Thomas Fromm

Geahnt hatten es viele, schon seit Wochen. Aber als die Nachricht am Mittwoch draußen war, waren selbst altgediente BayernLB-Mitarbeiter schockiert. "Es hat im ersten Quartal kräftig gekracht", bringt es ein BayernLB-Manager auf den Punkt.

770 Millionen Euro hat die Landesbank in den ersten drei Monaten des Jahres verloren. Dass hier vor einem Jahr noch ein Gewinn von 64 Millionen Euro stand, zeigt, wie stark die Bank von den Verwerfungen an den Finanzmärkten getroffen wurde.

Rote Zahlen bei der BayernLB - kein Mitarbeiter kann sich daran erinnern, dass es so etwas jemals gegeben hätte. 770 Millionen Euro, einfach weg. Nicht weil das Kundengeschäft schlecht lief, sondern weil man im Laufe der Jahre massiv in riskante Wertpapiere investiert hatte, die immer mehr an Wert verloren, je mehr der US-Immobilienmarkt im vergangenen Jahr zusammenbrach.

"Schnelles Rein und Raus ist nicht mehr drin"

Nun ist der Markt für diese Papiere am Boden, und selbst bei der BayernLB weiß niemand, wie es weitergeht. Insgesamt hat das Institut 24 Milliarden Euro in von Abwertungen bedrohte Wertpapiere investiert. Papiere, die in guten Zeiten hohe Renditen brachten und zwischen den Banken hin- und hergehandelt wurden.

Jetzt aber, wo sie nicht mehr viel wert sind, bleibt die Bank vorerst auf ihnen sitzen. "Das schnelle Rein und Raus ist nicht mehr drin", heißt es in BayernLB-Kreisen. 4,3 Milliarden Euro Belastung sind

inzwischen bei der Landesbank angefallen, und auch BayernLB-Chef Michael Kemmer weiß, dass es noch schlimmer werden kann, wenn sich die Märkte noch weiter verschlechtern. Selbst einen Jahresverlust kann er zurzeit nicht mehr ausschließen. Dennoch gibt er sich am Tag der Bilanzzahlen optimistisch, spricht von einer "Zäsur". "Unsere Voraussetzungen zum Durchstarten sind gut", sagt Kemmer.

Beim Durchstarten sollen vor allem die Eigentümer der Bank helfen. Der Freistaat Bayern und die bayerischen Sparkassen halten jeweils die Hälfte an der BayernLB. Sie sollen nun dafür sorgen, dass die Bank im Zuge der Finanzkrise nicht ganz in den roten Zahlen versinkt. Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Um weitere Verluste zu vermeiden, sollen die Risikopapiere im Wert von 24 Milliarden Euro in eine sogenannte Zweckgesellschaft ausgelagert werden.

Für rund sechs Milliarden Euro werden demnach Garantien ausgegeben. Der Notplan sieht vor, dass die BayernLB 1,2 Milliarden Euro selbst übernimmt. Der Freistaat und die Sparkassen sollen mit insgesamt 4,8 Milliarden Euro für künftige Ausfälle bei der Bank bürgen. "Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Bereinigung", sagte Kemmer.

Bis Ende Juni, heißt es bei der BayernLB, solle der Risikoschirm stehen, über die Details der Bürgschaft werde zurzeit verhandelt. Wenn alles nach Plan läuft, wäre dies "der Schlussstrich unter die Krise der BayernLB", so ein Manager. Noch aber ist der Schlussstrich nicht gezogen. Der Plan wirft Fragen auf. Was ist, wenn sich die Finanzkrise noch weiter verschärft und die Belastungen höher werden als sechs Milliarden Euro? Auch über das Vorgehen der Anteilseigner ist noch nicht das letzte Wort gesprochen.

Bayerns Finanzminister Erwin Huber spielt zähneknirschend mit, weil ihm, so vermuten Bankenkenner, politisch überhaupt keine andere Wahl bleibt. Anders sieht es bei den Sparkassen aus: Die haben zwar ihr grundsätzliches Einverständnis gegeben, dies aber von Bedingungen abhängig gemacht. So verlangen sie vom Freistaat Fusionsgespräche mit

der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die die bayerische Regierung bislang verweigert hat. Außerdem wollen sie das Geschäftsmodell der Bank neu ausrichten - und pochen dabei auf mehr Einfluss auf die Strategie des Instituts. "Die Sparkassen stehen zu uns", beschwichtigte ein BayernLB-Manager in diesen Tagen.

"Die sind sich bewusst, dass wir eine Familie sind." Was die Landesbank dabei unterschlägt: Selbst in den nettesten Familien kommt es mitunter zu heftigen Auseinandersetzungen, und manchmal droht dabei der gesamte Verbund auseinanderzufallen. Außerdem: Das Verfahren muss von der EU-Kommission genehmigt werden. "Es ist nicht ganz einfach, eine brüsselfeste Lösung zu finden", muss selbst die BayernLB einräumen.

Immerhin bleibt dem Institut ein Trost: Das eigentliche Bankgeschäft mit Kunden laufe gut, teilte das Institut mit. Ohne die Belastungen aus der Finanzkrise, rechnet die Bank vor, käme man auf einen Gewinn von 343 Millionen Euro. Das Problem nur: 24 Milliarden Euro lassen sich nicht so einfach wegrechnen.

© SZ vom 8.5.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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