Bausparen:Wechseln lohnt nicht

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Bausparkassen bieten Kunden häufig Tarife mit niedrigeren Darlehenszinsen an -für das Ersparte gibt es dann aber auch weniger Geld.

Andreas Kunze

Bausparkunden erhalten immer wieder verlockend aufgemachte Angebote: Sie könnten ohne Kosten in einen anderen Tarif wechseln - mit geringeren Darlehenszinsen später. Wegen der Inflation und den zuletzt parallel dazu steigenden Kreditzinsen wirkt das zunächst einmal interessant. Wer mitmacht, zahlt jedoch meistens drauf.

Bausparkunden zahlen bei einem Wechsel meistens drauf. (Foto: Foto: ddp)

Der Haken an den üblichen Wechsel-Angeboten: Die Bausparkasse will nicht nur geringere Zinsen fürs Baugeld festschreiben - zugleich soll auch die Guthaben-Verzinsung reduziert werden. Der Verlust dadurch ist jedoch viel höher als die spätere Ersparnis. Das hat zumindest der Bauspar-Experte Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen an einem typischen Beispiel ausgerechnet: Ein Bausparer schließt im September 1998 einen Vertrag ab, die Bausparsumme liegt bei 30.000 Euro. Die Basisverzinsung für das Guthaben beträgt zwei Prozent, die Gesamtverzinsung bei Darlehensverzicht fünf Prozent. Nimmt der Kunde das Darlehen in Anspruch, zahlt er einen Darlehenszins von fünf Prozent. Es wurde ein Prozent Abschlussgebühr berechnet, der monatliche Spar-Beitrag beläuft sich auf 90 Euro im Monat. Bei diesen Konditionen hat der Kunde sich zum 30. September 2008 ein Guthaben in Höhe von 11.588 Euro erspart.

Nun wird dem Bausparer ein Wechsel in einen aktuellen Tarif angeboten. Die Bausparsumme soll bei 30.000 Euro bleiben. Auf eine Abschlussgebühr wird verzichtet. Und das Guthaben von 11.588 Euro wird übertragen. Der neue Vertrag hat allerdings eine Guthabenverzinsung von nur noch einem Prozent - und einem späteren Darlehenszins von günstig klingenden 3,75 Prozent. Der Bausparer zahlt weiterhin monatlich 90 Euro, und zwar bis zum 1. September 2011. Am 30. September 2011 beträgt das Guthaben im Neuvertrag 15.230 Euro. Der Bausparer erhält dann ein Bauspardarlehen von 14770 Euro mit einem Nominalzins von 3,75 Prozent. Die monatliche Tilgungsrate beläuft sich auf 0,6 Prozent der Bausparsumme, also 180 Euro. Damit würde das Bauspardarlehen innerhalb von 95 Monaten getilgt. "Der effektive Jahreszins - ohne anteilige Berücksichtigung der ursprünglichen Abschlussgebühr - läge bei 3,82 Prozent", rechnet Bauspar-Experte Gottschalk vor.

Das klingt zunächst einmal gut. Wenn der Bausparer jedoch bei seinem alten Vertrag bleibt, ihn weiter bespart und ihn am 30. September 2011 mit erklärtem Darlehensverzicht auszahlen lässt, ergibt sich Folgendes: Das Guthaben würde in diesem Fall sogar 19.087 Euro betragen. Sollte der Sparerfreibetrag ausgeschöpft sein, würden von dem zusätzlichen Zinsertrag 26 Prozent (896 Euro) Ertragssteuer abgezogen. Das Guthaben des Kunden beliefe sich damit immerhin noch auf 18.190 Euro. "Im Vergleich zu den 15.230 Euro bei einem Tarifwechsel hätte der Kunde folglich 2960 Euro mehr an Eigenkapital", rechnet Bauspar-Experte Gottschalk vor.

Besser vorher zurücklegen

Der neue Vertrag hat also auf den ersten Blick einen geringen Kreditzins, doch die notwendige Kreditsumme ist wegen des geringeren Ansparergebnisses auch deutlich höher. Gottschalk kommt deshalb auf Grund der entgangenen Zinsen auf einen Effektivzins von 10,4 Prozent. Falls er überhaupt bauen will, kann der Bausparer also mit den hohen Guthabenzinsen weiter sparen, auf das Bauspar-Darlehen verzichten und das Guthaben später als Eigenkapital bei einer Bankfinanzierung einbringen - selbst die größten Pessimisten gehen nicht von zweistelligen Zinssätzen beim Baugeld in den nächsten Jahren aus. Und wer sowieso keine Bauabsichten hat, der sollte ohnehin allein auf eine ordentliche Guthabenverzinsung achten.

© SZ vom 09.09.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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