Bankpleiten:Viele Töpfe für den Notfall

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Kundengelder sind vor Bankpleiten geschützt. Doch was bei Masseninsolvenzen geschieht, ist ungewiss.

Marco Völklein

Nach der Schließung der Weserbank fragen sich nicht nur die Kunden des Bremerhavener Instituts: Was passiert nach einer Bankenpleite mit den Spareinlagen? Je nachdem, zu welchem Bankensektor ein Institut gehört, existieren unterschiedliche Sicherungssysteme.

Zunächst gilt für alle in Deutschland ansässigen Institute die gesetzliche Mindestsicherung, zu der die EU die Bundesregierung 1998 verpflichtet hat. Sie schreibt vor, dass jedem Kunden 90 Prozent seiner Spareinlagen garantiert sind - höchstens allerdings 20.000 Euro.

Als im April 2003 die Bankenaufsicht Bafin die BFI Bank in Dresden schloss, erhielten die Anleger nur die gesetzliche Mindestsicherung. Wer damals zum Beispiel 40.000 Euro bei der Bank angelegt hatte, bekam nur 20 000 Euro zurück. Die restlichen 20.000 Euro waren verloren.

Im Gegensatz zu Deutschland haben einige europäische Nachbarländer ihren gesetzlichen Mindestschutz aufgestockt. So sind in den Niederlanden Spargelder bis 20.000 Euro zu 100 Prozent gegen eine Bankpleite geschützt. Für weitere 20.000 Euro gilt ein 90-prozentiger Schutz. Wer also 40.000 Euro gespart hat, erhält im Pleitefall 38.000 Euro zurück. Davon profitieren auch Sparer, die etwa Konten bei der Demir-Halk-Bank, der Garantibank oder der Amsterdam Trade Bank führen. Diese Institute gehen auch in Deutschland mit hohen Sparzinsen auf Kundenfang und sind bei Anlegern hierzulande sehr beliebt.

Die Mehrheit der Deutschen haben ihr Geld aber bei deutschen Banken geparkt. Um diese Beträge abzusichern, haben die Privatbanken in den siebziger Jahren ein eigenes Sicherungssystem entwickelt. Ihm gehören alle großen Geldhäuser (Deutsche, Dresdner, Commerz-, Hypo-Vereinsbank und Postbank) sowie zahlreiche kleinere Institute an.

Das Ganze funktioniert wie ein großer Topf, in den jede Bank jedes Jahr einen bestimmten Betrag einzahlt - je nachdem, wie hoch die Einlagen ihrer Kunden sind. Der Topf sichert die Spargelder bis zu einer Höhe von 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der jeweiligen Bank ab. Konkret sind so in der Regel Spareinlagen in Millionenhöhe geschützt - und zwar pro Kunde. Wie hoch der Betrag bei einzelnen Banken ist, zeigt eine Abfrage im Internet (Kasten unten).

Die Sparkassen haben ein anderes System aufgebaut: die Institutssicherung. Gerät eine Sparkasse ins Trudeln, springen andere Sparkassen dem angeschlagenen Geldinstitut bei. Dazu unterhalten die Sparkassen zwölf regionale Töpfe mit Barmitteln, Stützungsfonds genannt.

Reicht das Geld im Topf nicht, sind die Sparkassen der jeweiligen Region verpflichtet, Finanzmittel nachzuschießen. Genügt das nicht, springen andere Regionalfonds oder ein bundesweiter Stützungstopf bei. Die Kundeneinlagen seien so in voller Höhe geschützt, verspricht der Sparkassenverband. In der Vergangenheit kam es auch zu Fusionen, bei denen angeschlagene Sparkassen von anderen Häusern des Verbundes übernommen wurden.

Ein ähnliches System unterhalten die Genossenschaftsbanken. Auch hier leisten die bundesweit 1232 Volks- und Raiffeisenbanken, die PSD- sowie Sparda-Banken Beiträge an die Sicherungseinrichtung. Die Kundengelder seien so in voller Höhe abgesichert.

Grundsätzlich gilt bei allen Sicherungen: Geschützt sind nur Einlagen - also Geld auf dem Girokonto und dem Sparbuch, Tagesgeld sowie ein Banksparplan. Ein Zertifikat oder eine Anleihe der eigenen Bank sind keine Einlagen.

Kaum ein Bankenverband sagt aber genau, wie viel Geld er in seinem Rettungs-Topf liegen hat. Das schürt Zweifel, ob die Banken bei sich häufenden Pleitefällen tatsächlich alle Einlagen sichern könnten.

So soll Bundesfinanzminister Peer Steinbrück im Bundestagsfinanzausschuss erklärt haben, die gesamten Sicherungseinlagen von Privat- und Genossenschaftsbanken sowie Sparkassen beliefen sich auf nur 4,6 Milliarden Euro. Allerdings gibt allein der Deutsche Sparkassen- und Giroverband an, 4,2 Milliarden Euro als erste Notfallreserve zu haben, so eine Sprecherin: "Damit lassen sich viele Brandherde löschen."

© SZ vom 10.4.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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