Banken streiten mit Unternehmen:Warum es klemmt

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Die Banken sind noch zu schwach, um die Wirtschaft mit Krediten wieder aufzurichten. Erst eine Bad Bank wird das Problem lösen.

Martin Hesse

Als vergangenen Herbst das Finanzsystem beinahe kollabierte, waren sich alle einig: Banken hatten zu viele Kredite zu billig vergeben, das führte in die Finanzkrise. Nun aber, da diese Krise voll auf die Unternehmen durchgeschlagen hat, beklagen Politiker und selbst Notenbanker, dass Banken zu wenig und zu teuer Kredit gewähren.

Tun die Banken zu wenig? Viele Mittelständler sagen: "ja". (Foto: Foto: Getty)

Das Ziel, die Schulden in der Wirtschaft abzubauen, kollidiert mit dem Wunsch, möglichst rasch aus der Rezession zu finden. Letztlich geht es in der Diskussion um eine Kreditklemme darum, wie die Lasten der Krise zwischen Banken und Firmen, zwischen Steuerzahlern dieser und künftiger Generationen verteilt werden sollen.

Nicht alle, ja noch nicht einmal die meisten Firmen sind bisher von der Kreditversorgung abgeschnitten. Die Krise trifft vor allem große Mittelständler, die sich bisher bei wenigen Hausbanken mit großen Krediten versorgt haben.

Hier ziehen angeschlagene Banken die Bremse, besonders wenn Firmen in Schieflage geraten. Doch in den nächsten Monaten wird sich die Kreditklemme verschärfen. Durch die Rezession werden mehr und mehr Firmen ihre Schulden nicht bezahlen können. Die Banken werden sich daher noch stärker zurückhalten.

Man kann das beklagen und auf die Aufgabe der Banken verweisen, die Wirtschaft mit Geld zu versorgen. Doch niemand kann ein Interesse daran haben, dass die Kreditinstitute wieder unverantwortliche Risiken eingehen. Zuletzt die Steuerzahler, die ja gerade die Finanzbranche mit Milliarden gestützt haben und auf baldige Rückzahlung hoffen. Als Bankeigentümer wollen die Bürger, dass ihr Institut rasch wieder Gewinn erzielt und nicht zu hohe Risiken eingeht. Als Kunden möchten sie, dass ihre Einlagen sicher und doch hoch verzinst sind.

Die Kreditinstitute reagieren auf diese Anforderungen, indem sie wenig Gewinn versprechende Geschäfte scheuen und sich auf lukrativere Bereiche stürzen. So bringt es Gebühren, für Firmen Anleihen am Markt zu platzieren, ohne dass die Banken das Ausfallrisiko tragen, oder wie bei der Kreditvergabe Kapital vorhalten müssen. Welche Firma verkauft lieber Produkte, an denen sie nichts verdient, als solche, die erkleckliche Margen abwerfen? Gerade die Forderung, Kredite müssten billiger vergeben werden, führt daher in die falsche Richtung.

Doch all das entschuldigt die Knauserigkeit der Banken nur zum Teil. Wenn ihnen an langfristigen Kundenbeziehungen gelegen ist, wie sie stets behaupten, dann sollten sie sich in der Krise hilfsbereiter zeigen. Zumal die Banken die Probleme vieler Firmen mitverursacht haben. Außerdem versorgen die Notenbanken die Kreditinstitute so billig mit Geld, dass mehr davon bei deren Kunden ankommen müsste.

Dass dies nicht der Fall ist, hat drei Gründe: Erstens ist es für die Banken lukrativer, das Zentralbankgeld anzulegen als auszuleihen, zweitens brauchen einige Institute das Geld offenbar selbst, weil sie am Interbankenmarkt immer noch kaum kreditwürdig sind. Drittens muss jeder vergebene Kredit mit Kapital unterlegt werden und zwar umso mehr, je höher das Ausfallrisiko ist. Dieses Kapital fehlt mancher Bank.

Wenn man also will, dass die Wirtschaft rasch in Schwung kommt, muss man die Banken in die Lage versetzen, wieder höhere Risiken einzugehen. Hilfreich wäre es, endlich die Bad Bank für faule Kredite einzurichten. Nur von Altlasten befreit können schwache Banken wieder neue Kredite vergeben. Die Schulden und Risiken im Gesamtsystem aber werden damit weiter steigen, und damit die Lasten für künftige Generationen. Darüber sollten sich alle klar sein.

© SZ vom 26.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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