All das hört man in der Conference Area an der Augsburger Fuggerstraße gar nicht gern. Angst ist schlecht fürs Geschäft. Wolfgang Egger reagiert erschrocken, die Stimmungslage in München sei ihm nicht bekannt gewesen. Er kann es nicht fassen: Sie haben den Bewohnern ja nichts getan, sie wissen ja selbst noch nicht einmal, was genau sie mit ihnen vorhaben, erst im Frühjahr 2008 entscheide sich das, vielleicht bleibe auch alles bei Mietwohnungen. Warum also hätten sie schon zu einer Mieterversammlung einladen sollen?
Überhaupt ärgert sich Egger sehr über Gerüchte, die durch seine Anlagen geisterten. Er nennt das Gerede "Scheißhausparolen" und gibt an der schlechten Stimmung auch der Politik eine Mitschuld, die den Wert von Eigentumswohnungen nicht würdige: "Mit den Ängsten wird gedealt."
Dabei genießt seine Firma gerade in politischen Kreisen einen guten Ruf, und gerade in solchen, in denen man Wert auf den Schutz der Mieter legt - wie in Münchens Rathaus. Als die Augsburger kürzlich die Siedlung Ludwigsfeld vom Bund für 10,5 Millionen Euro erwarben, da hat die SPD in Gestalt des Oberbürgermeisters Christian Ude gejubelt: Münchens bestgeschützte Mieter seien die Ludwigsfelder nun. Jeder Bewohner genieße lebenslangen Kündigungsschutz, und in Eigentumswohnungen umgewandelt werden dürfe auch erst in 15 Jahren. Hinter vorgehaltener Hand aber fragt sich mancher in der SPD-Fraktion und im Mieterverein: Was nutzt dieser Schutz, wenn die Leute über Mieterhöhungen vertrieben würden?
"Niemand muss raus!"
Baulich marode ist die Anlage, was im Patrizia-Jargon "stark entwicklungsfähiges Portfolio" heißt. Heizungen, Fenster, Fassaden sind zu sanieren, technisch machbar ist das. Die Sorgen der Bewohner aber zu kurieren, ist eine kommunikative Herausforderung, und damit, wie es scheint, eine besonders große für Patrizia. Denn die Beschwerden von Mietern und Kunden gleichen sich, sei es in den Ex-Meag-Beständen, in Ludwigsfeld oder in der Angerlohe: Die Patrizia könne nicht kommunizieren, man erreiche Mitarbeiter schlecht, werde von Pontius zu Pilatus geschickt, Briefe würden nicht beantwortet, Defektes bleibe defekt.
Das macht Egger wütend. "Für uns ist der Ruf etwas ganz extrem Wichtiges." Und gen Ludwigsfeld ruft er: "Niemand muss raus!" Sein Geschäftsführer für das "Asset Management", Gerhard Faltermeier, relativiert ein bisschen, na ja, sagt er, "es wird Bewohner dort geben, für die es eng wird". Sein Chef fragt: "Die kriegen doch Sozialgeld?" Ja, nickt der andere, Wohngeld oder wie das heißt, Geld von der Stadt jedenfalls, sodass sie auch bei einer Verdopplung der Miete nicht raus müssten. Und überhaupt, raunt Egger, es gebe in Ludwigsfeld doch auch "Leute, die haben unter ihrem Kopfkissen noch Geld".