AOK-Gebäude in München:"Architektonisch ist der Neubau verheerend"

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Der Bezirksausschuss wundert sich: Der Investor beginnt den Wohnungsverkauf, noch bevor die offizielle Genehmigung vorliegt. Auch die Umsetzung des Neubaus macht den Lokalpolitikern Bauchweh.

Sabrina Ebitsch

Ein "Stück Geschichte" will die JK Wohnbau an die Münchner zurückgeben. Mit großem Pomp hat der neue Eigentümer des AOK-Stammsitzes die Vorverkaufsphase für die neu entstehenden Wohnungen an der Maistraße 43-47 eingeläutet. Eine "Zeitreise" in Form eines "Jahrhundertfests" mit Musik und historischen Kostümen sollte potenziellen Käufern das Wohnen im gründerzeitlichen "Isarstadtpalais" schmackhaft machen. Und im Herbst ist bereits das nächste Fest geplant - dann sollen die Wohnungen in den geplanten Neubauten Maistraße 41 und Waltherstraße 7 an den Mann gebracht werden.

Ein "einzigartiges Angebot" sieht die JK Wohnbau in der Verbindung sanierter Alt- und exklusiver Neubauten. Zwischen 3000 und 5500 Euro wird der Quadratmeter in den insgesamt 300 Wohnungen kosten. Die Hälfte soll nach der Totalsanierung in dem 1912 erbauten ehemaligen Verwaltungsgebäude der Allgemeinen Ortskrankenkasse entstehen.

Hochklassige Altbauwohnungen werden es, mit einer Deckenhöhe von bis zu vier Metern, mit Lichthöfen, einem Concierge im Foyer und mit nach dem Feng-Shui-Prinzip konzipierter Außengestaltung und Garten. Obwohl im März erst der Vorbescheid eingereicht wurde, läuft bereits der Verkauf für die Wohnungen. "Das Interesse ist immens", freut sich Firmeninhaber Josef Ludwig Kastenberger, "seit die Bautafeln aufgestellt sind, stehen die Telefone nicht mehr still."

Im Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt wundert man sich allerdings, dass schon verkauft wird, was noch gar nicht genehmigt ist. Und auch sonst ist man mit den Plänen für das Großbauprojekt an der Maistraße nicht glücklich. Zwar haben die Lokalpolitiker kaum Einwände gegen die Sanierung des AOK-Stammsitzes und freuen sich, dass nicht abgerissen wird. Grundsätzlich begrüßt man die Einrichtung von Wohnungen im Stadtteil ohnehin.

Aber die konkrete Umsetzung des Neubauvorhabens, wie sie sich im jetzt laufenden Vorbescheidsantrag für die Maistraße 41 und Waltherstraße 7 zeigt, macht den Lokalpolitikern doch Bauchweh. Langweilig und fantasielos finden sie die Planungen, die sich nicht an die umliegenden Altbauten anpassten.

"So ist es mir immer noch lieber, als wenn es brachliegt. Deswegen freue ich mich, dass sich überhaupt ein Investor gefunden hat. Aber ich sehe es nicht mit zwei lachenden Augen", umschreibt der Vorsitzende Alexander Miklosy (Rosa Liste) seine Haltung zu dem Bauvorhaben. Die Entstehung von Wohnraum findet auch BA-Bauexperte Claudius Wolfrum "grundsätzlich sehr sinnvoll".

Aber wie es am Ende aussehen soll, werde vom Stadtteilgremium "klar abgelehnt". "Architektonisch ist der Neubau verheerend", schimpft Wolfrum, "die ganze Ecke wird massiv zugebaut." Fast "kasernenartig" sähen die Entwürfe aus, wie die "Titanic" ragten die neuen Gebäude mit ihrer "Brutaloarchitektur" da im Gegensatz zu den umstehenden abgeschrägten Gründerzeithäusern in die Kreuzung hinein. "Dem Ensemble, das denkmalgeschützte Häuser enthält, wird so massiv geschadet", heißt es in der Stellungnahme des Gremiums.

Da müsse nachgebessert werden, fordert Wolfrum, damit sich der Neubau besser an die Umgebung anpasse. Die Lokalpolitiker wollen nun prüfen, ob Paragraph 34 des Baugesetzes greift, der ein Bauvorhaben für zulässig erklärt, wenn es sich "in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt". "Das liegt ja im Interesse aller", so Toni Kilger (SPD), "es kann ja nicht jeder bauen, wie er will". Vorsitzender Miklosy hofft, "dass unsere Bedenken letztendlich in die weiteren Planungen einfließen." Die JK Wohnbau hat ihrerseits bereits Entgegenkommen signalisiert, so dass man "in vernünftigen Gesprächen sicher eine gemeinsame Lösung findet."

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