Anlagemöglichkeit für Risikoscheue:Lagerplatz für die finanzielle Notreserve

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Geldmarktfonds haben sich zum Verkaufsschlager entwickelt: Sie bieten hohe Sicherheit, aber niedrige Zinsen.

Thomas Öchsner

Keine andere Fondsgattung verzeichnet so hohe Zuflüsse: In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres gingen 11,9 Milliarden Euro in Geldmarktfonds, die in der Regel das Kapital der Anleger in festverzinsliche Wertpapiere mit Laufzeiten von bis zu zwölf Monaten, in Termingeld und andere kurzfristige Titel investieren.

Insgesamt haben Anleger in diesen Fonds fast 80 Milliarden Euro geparkt, so der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI). Bei Fondsexperten sorgt dieser Absatzboom für Erstaunen: "Im Vergleich zu guten Tagesgeldangeboten werfen die meisten Geldmarktfonds weniger ab", sagt Werner Hedrich, Direktor bei dem unabhängigen Fondsanalysehaus Morningstar Deutschland. Er sieht bei diesen Produkten mehr Nach- als Vorteile.

Das Angebot: Der BVI, der Lobbyverband der Fondsindustrie, zählt fast 130 Geldmarktfonds. Beinahe jede Bank bietet diesen Lagerplatz für die finanzielle Notreserve an. Das kommt Kunden entgegen, die ihre Bankgeschäfte persönlich in der Filiale erledigen wollen.

Anders sieht es bei der Konkurrenz aus, den Anbietern von Tagesgeldkonten. Gerade Filialbanken offerieren teilweise keine Konten für täglich verfügbare Anlagen - oder sie verlangen dafür ein größeres Mindestguthaben.

Wichtige Zehntel

Die Sicherheit: Geldmarktfonds sind genauso sicher wie Tagesgeld. Die Kunden müssen keine Verluste fürchten.

Die Laufzeit: Kunden kommen immer an ihr Geld. Die Fonds sind wegen der geringen Renditen aber nur als kurzfristige Anlage geeignet, etwa um Erspartes für eine geplante Anschaffung zu parken.

Die Fondsmanager: Normalerweise investieren sie nur in sehr kurzfristige Papiere. Das begrenzt aber die Chance auf höhere Renditen. Um die Konkurrenz abzuhängen und die entscheidenden Zehntel hinter dem Komma zusätzlich herausholen zu können, haben sie drei Möglichkeiten:

Sie kaufen auch Anleihen und Schuldpapiere in fremder Währung (beispielsweise US-Dollar), um von möglichen Kursänderungen zum Euro zu profitieren. Die Fondsmanager greifen zu Titeln mit etwas längeren Laufzeiten. Oder sie erwerben spezielle Wertpapiere mit höheren Zinsen, aber geringerer Bonität als etwa der von Bundesanleihen.

Für alle drei Varianten gilt: Geht die Spekulation des Fondsmanagers auf, hat der Anleger eine höhere Rendite. Läuft es schief, schmälert dies die Erträge.

"Wer bei Geldmarktfonds genau auf die Rendite schaut, muss deshalb darauf achten, welche Anlagestrategie der Fondsmanager verfolgt", sagt Experte Hedrich.

Die Rendite: Viermal hintereinander hat die Europäische Zentralbank in diesem Jahr den Leitzins erhöht. Das macht sich auch bei den Geldmarktfonds auf Euro-Basis positiv bemerkbar.

Nach Angaben des BVI legte ihr Wert in den ersten neun Monaten um durchschnittlich 1,71 Prozent zu. Im Ein-Jahres-Vergleich (30. September 2005 bis 30. September 2006) beträgt das Plus dagegen nur 2,12 Prozent. Auch im Drei-Jahres-Vergleich sind die Erträge eher bescheiden (Tabelle).

Höhere Renditen möglich

Fondsexperte Hedrich kommt deshalb zu dem Schluss: "Privatanleger, die sich unter den Anbietern von Tagesgeldkonten einen der Besten aussuchen, können höhere Renditen herausholen." Dies gelte auch bei einem weiteren Zinsanstieg, weil Fondsanleger davon nur langsam profitierten: "Der Fondsmanager kann ja nicht auf einen Schlag sämtliche alte gegen neue Papiere mit höheren Zinsen tauschen." Dies gehe nur schrittweise.

Bei Tagesgeldkonten kassiere der Kunde dagegen sofort nach einer Zinserhöhung durch die Bank mehr, erläutert Hedrich. So bieten einige Geldinstitute derzeit Zinsen von mehr als drei Prozent.

Die Gebühren: Die Stiftung Warentest rät, nur Geldmarktfonds ohne Ausgabeaufschlag zu kaufen. "Die jährliche Verwaltungsgebühr sollte nicht mehr als 0,5 Prozent kosten", so die Verbraucherschützer. Die Stiftung empfiehlt außerdem, auch auf die Depotgebühr zu achten.

Wer für den Kauf eines Geldmarktfonds erst ein Bankdepot einrichten müsse, habe womöglich zusätzliche Kosten. Und das zehrt an der Rendite.

© SZ vom 28.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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