Angeschlagene IKB Bank:Tanz um das schwarze Schaf

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Im Sommer konnte die Mittelstandsbank IKB nur durch die teilweise Übernahme durch die KfW gerettet werden. Jetzt, da es um den Verkauf des Aktienpakets geht, klopfen allerdings viele Interessenten an.

Helga Einecke und Martin Hesse

Der Verkauf der Mittelstandsbank IKB kommt in Gang. Die staatliche Förderbank KfW hat die Investmentbank Merrill Lynch und die Kanzlei Clifford Chance beauftragt, alle strategischen Optionen für ihre Beteiligung von 37,5 Prozent zu prüfen.

Banken aus allen Lagern - Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Privatbanken - meldeten im Vorfeld Interesse an. Gemessen am Aktienkurs und mit einem Aufschlag könnte der KfW-Anteil rund 600 Millionen Euro wert sein. Am Donnerstag lag der Kurs bei knapp 14 Euro.

Die KfW Bankengruppe hat sich nach eigenen Angaben noch nicht auf einen Verkauf festgelegt. Sie wolle "in den nächsten Monaten alle strategischen Optionen" prüfen.

Auch Verkauf über die Börse denkbar

Im Umfeld der KfW hieß es, eine Entscheidung werde frühestens in einigen Wochen, eher aber erst im nächsten Jahr fallen. Auch ein Verkauf der KfW-Aktien oder nur eines Teils der Papiere über die Börse, an institutionelle Investoren oder einen neuen Minderheitsgesellschafter sei denkbar.

Ein Verkauf gilt aber auch deshalb als wahrscheinlich, weil die politische Diskussion darüber nicht abebbt. So sagte der FDP-Finanzexperte Frank Schäffler am Donnerstag, endlich komme Bewegung in diese Angelegenheit. Die Lehre aus dem Versagen der staatlichen Aufseher über die IKB müsse sein, diese Beteiligung nicht an die nächste Staatsbank weiterzureichen.

Die IKB ist börsennotiert und befindet sich zu 45,5 Prozent im Besitz institutioneller und privater Aktionäre. Die KfW gilt mit ihrem Kapital-Anteil von 37,8 Prozent als strategischer Partner.

Käufer des KfW-Anteils muss Pflichtangebot machen

Außerdem halten die Stiftung Industrieforschung 11,7 Prozent sowie die Bank Sal. Oppenheim fünf Prozent des Kapitals. Wer den KfW-Anteil kauft, wäre verpflichtet, den übrigen Aktionären ein Pflichtangebot zu unterbreiten.

Sal. Oppenheim äußerte sich nicht zu der Frage, ob die Bank ihren Anteil im Zuge des Verkauf durch die KfW ebenfalls abgeben oder die IKB gar übernehmen will. In Finanzkreisen gilt es als unwahrscheinlich, dass die Kölner Privatbank als Käufer auftritt. Allerdings betreibt Sal. Oppenheim eine Kooperation mit der IKB.

Aus dem privaten Bankenlager hat die Commerzbank offen Interesse an der IKB bekundet. Bankchef Klaus-Peter Müller erklärte, die IKB passe sehr gut zur Commerzbank. Sollte sie nach einer Sanierung zum Verkauf stehen, werde er das prüfen.

Führende Rolle im Mittelstand

In Finanzkreisen wird erwartet, dass auch andere Privatbanken aus dem In- und Ausland Interesse signalisieren. Das Geschäft mit dem Mittelstand, in dem die IKB eine führende Rolle spielt, wird in Deutschland von den Sparkassen dominiert. Geschäftsbanken wie Commerzbank, Dresdner Bank und Hypo-Vereinsbank konnten jedoch zuletzt Marktanteile gewinnen.

Der Präsident des Sparkassenverbandes DSGV, Heinrich Haasis, hatte sich vor kurzem dafür stark gemacht, WestLB und IKB zusammenzubringen, möglicherweise im Verbund mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). In Finanzkreisen gilt es jedoch als unwahrscheinlich, dass alle drei Institute in einem Schritt zusammengebracht werden. Die WestLB allein werde dagegen Schwierigkeiten haben, eine IKB-Übernahme zu finanzieren.

Die DZ Bank hat Interesse an dem IKB-Anteil angemeldet. Die Finanzierung der Übernahme soll intern bereits ernsthaft geprüft werden. Auch die WGZ Bank, die zweite genossenschaftliche Zentralbank, hält einen IKB-Einstieg für "nicht uninteressant". Denkbar sei, mit der DZ Bank gemeinsame Sache zu machen. "Das können wir uns sehr gut vorstellen", sagte ein WGZ-Bank-Sprecher in Düsseldorf.

Wachsame EU-Kommission

Wegen der gewährten Finanzhilfen für die IKB dürfte die EU-Kommission den Verkauf wie schon bei der Landesbank Berlin aufmerksam verfolgen und ein Auge darauf haben, dass auch ausländische Banken und Finanzinvestoren als Interessenten berücksichtigt werden.

Die IKB wurde Anfang August nur durch massive Finanzhilfen seitens der KfW sowie des gesamten deutschen Bankensektors vor dem Zusammenbruch gerettet. Sie hatte sich in Geschäften mit amerikanischen Hypothekenkrediten im großen Stil über ihre irische Tochterbank verspekuliert. Der IKB-Chef musste gehen.

Seither führt KfW-Vorstandsmitglied Günther Bräunig die Bank. Der Stand seiner Sanierungsbemühungen ist noch nicht bekannt. Ursprünglich hatte die KfW Bankengruppe sich erst dann von ihren Anteilen lösen wollten, wenn die IKB saniert ist. Ob dies binnen weniger Monate gelingt, bleibt fraglich.

Probleme auf einen Geschäftsbereich beschränkt

Im Umfeld der KfW hieß es am Donnerstag, die IKB sei auch in dem jetzigen Zustand verkäuflich, da die Probleme auf einen Geschäftsbereich beschränkt seien. Zudem sei die Abschirmung dieser Risiken, an der viele Banken beteiligt sind, sehr transparent.

© SZ vom 12.10.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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