Aktuelles Lexikon:Stresstest

In den USA wurden Banken einem Belastungstest unterzogen: Was passiert, wenn alles noch viel schlimmer kommt?

Nikolaus Piper

Wenn ein Arzt wissen möchte, wie gesund das Herz seines Patienten ist, dann misst er dessen Herzströme. In der Regel wird er ihm erst im Liegen ein EKG abnehmen. Dann wird er ihn auf einem Fahrrad strampeln lassen und messen, wie sich das Herz unter dieser Belastung verhält.

Einem vergleichbaren Belastungstest hat das US-Finanzministerium während der vergangenen Wochen die 19 größten Banken der Vereinigten Staaten unterzogen. Bei dem Verfahren, für das sich auch in Deutschland der englische Begriff "Stresstest" eingebürgert hat, versuchten die Experten des Ministeriums herauszufinden, wie sich die Institute unter "Belastung" verhalten, wenn die Lage also noch schlimmer werden sollte, als sie es schon ist.

Reichen die Kapitalreserven zum Beispiel, falls noch mehr Hausbesitzer ihre Hypotheken nicht mehr bedienen können und noch mehr Kunden von Kreditkarten-Gesellschaften säumig werden sollten? Der Test hat zwei Funktionen: Erstens dafür zu sorgen, dass die Banken tatsächlich Reserven haben.

Und zweitens sicherzustellen, dass alle wissen, dass dies der Fall ist. Auf diese Weise soll Vertrauen in den Kreditsektor zurückkehren. Wenn die Angst vor dem Zusammenbruch von Finanzinstituten sinkt, sind die Banken eher bereit, sich wieder untereinander Geld zu leihen. Dies ist eine Voraussetzung dafür, dass auch der Rest der Wirtschaft ausreichend mit Krediten versorgt wird.

© SZ vom 06.05.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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