Aktienfonds:Das Vertrauen kehrt zurück

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Nach den Kursstürzen an den Börsen werden Aktienfonds jetzt immer beliebter. Grund für den Boom: sinkende Zinsen auf Tages- und Festgeld.

Alexander Hagelüken

Der rasante Anstieg deutscher Aktien bewegt die Käufer von Investmentfonds. Nachdem sich der Deutsche Aktienindex (Dax) in der Finanzkrise seit Anfang 2008 mehr als halbiert hatte, ist er seit Anfang März um 40 Prozent auf über 5000 Punkte gestiegen. Im April reagierten darauf auch die Privatanleger und kauften (netto nach Abzug von Verkäufen) für mehr als 2,2 Milliarden Euro Aktienfonds, die sie im März noch gemieden hatten. Insgesamt verzeichnet der Bundesverband Investmentfonds dieses Jahr Nettokäufe von fast zwei Milliarden Euro. Das ist ein ordentlicher Wert - seit dem Börsencrash um die Jahrtausendwende waren Aktienfonds in zahlreichen Jahren wenig populär.

Die Aktien steigen, die Anleger legen ihre Zurückhaltung ab (Foto: Foto: Reuters)

Rüdiger Sälzle vom Analysehaus Fondsconsult macht dafür unter anderem die geringe Attraktivität von Zinsprodukten verantwortlich. Seit die Notenbanken die Zinsen nach unten schleusen, um die Krise zu bekämpfen, werfen sichere Anleihen oder Tagesgelder immer weniger ab. Anleger zogen dieses Jahr bereits vier Milliarden Euro aus Geldmarktfonds ab, die in der Regel von kurzfristigen Zinsen abhängig sind. Bei Fonds interessieren sich die Anleger für Dollar-Anleihen und insbesondere für Unternehmensanleihen, die unsicherer sind als Staatspapiere - Nettokäufe dieses Jahr: zwei Milliarden Euro.

Geringe Gebühren bei Indexfonds

Bei den Aktien fällt vor allem auf, dass sehr viele Anleger zu Fonds greifen, die Aktienindices nachbilden. Dadurch entfällt die aufwändige Auswahl von Einzelwerten, die Indexfonds oder Exchange Traded Funds (ETFs) kosten nur 0,2 bis 0,5 Prozent Gebühren im Jahr. Die aktive Auswahl von Aktien lassen sich Fondsgesellschaften dagegen mit Ausgabeaufschlägen und jährlichen Gebühren von ein bis zwei Prozent vergüten - ein teures Missvergnügen, wenn Aktienkurse einbrechen wie vergangenes Jahr oder dahindümpeln wie in anderen Jahren. "Die Krise hat erneut gezeigt, dass viele Fondsmanager ihre hohen Geühren nicht wert sind", findet Markus Zschaber, Chef der Kölner Vermögensverwaltung VMZ. "Daraus ziehen die Anleger Konsequenzen."

An den Käufen lässt sich das bereits ablesen. Unter den fünf Aktienfonds mit den meisten Nettokäufen 2009 finden sich drei Indexfonds - der ETFlab Dax, der iShares DivDax und der Shortdax ETF von db x-traders, einer Tochter der Deutschen Bank. Die beiden ersten machen mehr als die Hälfte der Nettokäufe aus, die deutsche Aktienfonds dieses Jahr bisher verzeichnen. Zschaber sieht im Aufschwung der Indexfonds einen Trend, der sich in den nächsten Jahren fortsetzen wird.

Ende der Krise nicht in Sicht

Er rät den Bürgern allerdings, mit einem langen Atem anzulegen. Der Dax-Anstieg sei eher eine Zwischenrally, ein Ende der Wirtschaftskrise noch lange nicht in Sicht. Das heißt: Anleger sollten sich hüten, zu viel auf Aktien zu setzen. Was sonst also, wenn Zinsanlagen so wenig abwerfen, dass ein zu großer Anteil im Portfolio wie eine Verschwendung wirkt? Sowohl Sälzle wie auch Zschaber verweisen auf die Rendite von drei bis vier Prozent, die offene Immobilienfonds dieses Jahr versprächen.

Zwar hatten viele Gesellschaften ihren Anlegern vergangenen Herbst einen Schock versetzt, weil sie die Fonds schlossen und es ihnen so unmöglich machen, Geld abzuziehen. In den nächsten Monaten dürften viele Fonds aber wieder öffnen. Einen Immobiliencrash wie in Großbritannien oder den USA erwarten die Anlageexperten in Deutschland nicht, eher könnte Inflationsangst die Immobilienpreis etwas nach oben treiben. 2009 haben Anleger bisher netto 1,5 Milliarden in offene Immobilienfonds investiert.

Auffällig ist an den Fondsdaten auch, dass institutionelle Anleger wie Versicherer oder staatliche Stellen deutlich aktiver kaufen als Privatanleger. So betragen die Nettokäufe der für Institutionelle gedachten Spezialfonds dieses Jahr dreimal so viel wie bei Fonds für Privatanleger. "Die großen Anleger trauen sich schneller an den Markt zurück", beobachtet Rüdiger Sälzle. "Sie halten den Kurseinbruch des vergangenen Jahres offenbar für zu stark."

© SZ vom 05.06.2009/as/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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