Ärger um IKB:Aufklärung unerwünscht

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Dicke Luft in Düsseldorf: Auf der Hauptversammlung der Beinahe-Pleitebank IKB bestimmt ein Streit die Tagesordnung - Kleinaktionäre laufen Sturm gegen eine Entscheidung des Eigentümers.

Die Kleinaktionäre sind wütend - und das bekommen die neuen Eigentümer der beinahe kollabierten Mittelstandsbank IKB auf der Hauptversammlung in Düsseldorf auch zu spüren. Grund für ihren Ärger ist eine Entscheidung des US-Finanzinvestors Lone Star, die laufende Sonderprüfung bei der IKB zu beenden. Die Ermittler sollten eigentlich prüfen, ob ehemalige Vorstände oder Aufsichtsräte des Instituts ihre Pflichten verletzt haben.

Turbulenzen bei der IKB: Der neue Eigentümer will die Sonderprüfung vorzeitig beenden. (Foto: Foto: dpa)

Entsprechend turbulent verlief die Debatte mit lautstarken Zwischenrufen aus den Reihen der gut 600 Kleinaktionäre. Lone Star besitzt über 90 Prozent der IKB-Aktien. Deshalb gilt die Annahme der Anträge als sicher.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte, der Sonderprüfer solle kurz vor dem Erreichen der Ziellinie abberufen werden. Er sei bereits relativ weit und habe im Frühjahr Ergebnisse vorlegen wollen, sagte DSW-Vertreter Carsten Heise. Die Rettung der IKB habe Milliarden gekostet, deshalb hätten die Aktionäre und die Steuerzahler großes Interesse an der Aufklärung. Lone Star habe offenbar Angst vor Klagen und Schadenersatzforderungen gegen die IKB, hieß es.

Empörte Zwischenrufe

Heftige Kritik kam auch von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Die Organisation bemängelte, dass Lone Star keine ausführliche Begründung geliefert habe, warum die Sonderprüfung vor Abschluss eigentlich beendet werden solle. SdK-Vertreter Markus Kienle bemängelte auch, dass Aufsichtsratschef Bruno Scherrer bei der Sonder-HV fehlte, der zugleich auch Europa-Chef von Lone Star ist. "Bei dessen Fernbleiben kann doch eigentlich nur noch der Tod entschuldigen", sagte Kienle.

Während die Aktionärsschützer Beifall für ihre Kritik erhielten, bekam eine Vertreterin von Lone Star beim Vortrag der Anträge des US-Finanzinvestors heftigen Zwischenrufe. Aus Sicht von Lone Star gibt es keinen Anlass daran zu zweifeln, dass Vorstand und Aufsichtsrat pflichtgemäß prüfen, ob ehemalige Mitglieder Pflichtverletzungen begangen haben. Das wurde bereits im Vorfeld der außerordentlichen Hauptversammlung mitgeteilt.

Ende Juli 2007 war bekanntgeworden, dass das Düsseldorfer Institut durch sein Engagement mit zweitklassigen Anleihen auf dem US-Hypothekenmarkt in eine schwere Schieflage geraten war. Ex-Vorstandschef Stefan Ortseifen musste seinen Hut nehmen, weitere Vorstände folgten. Die staatseigene KfW war mit 38 Prozent damals größter Anteilseigner der Mittelstandsbank. Durch Kapitalerhöhungen besaß die KfW schließlich 90,8 Prozent des Instituts, bevor es Ende Oktober 2008 an den US-Finanzinvestor Lone Star verkauft wurde.

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