44 Milliarden Dollar für Energieversorger:Rekord-Übernahme mit Umweltschützern

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Bei der teuersten Übernahme eines Energieversorgers durch Investmentfirmen spielt die Umweltschutzorganisation WWF eine nicht unbedeutende Rolle.

Nikolaus Piper

Die Private-Equity-Branche kann eine der spektakulärsten Übernahmen ihrer Geschichte verzeichnen. Wie die Investorengruppe am Montag mitteilte, haben die Finanzinvestoren Kohlberg, Kravis, Roberts & Co (KKR) und Texas Pacific Group den texanischen Energieversorger TXU für 32 Milliarden Dollar gekauft.

44 Milliarden Dollar würde der Kauf des texanischen Energieriesen TXO kosten. (Foto: Foto: ap)

Das Geschäft über 44 Milliarden Dollar - einschließlich der Schulden von TXU in Höhe von zwölf Milliarden Dollar - ist die bisher größte Übernahme eines Energieunternehmens und die größte privat finanzierte überhaupt. Für noch mehr Aufsehen sorgt aber ein anderer Aspekt.

Verzicht auf Kraftwerke

Die beiden Bieter haben einen Pakt mit zwei Umweltgruppen - Natural Resources Defense Council und Environmental Defense - geschlossen, um die Übernahme zu fixieren. Der Plan sieht vor, dass TXU nach einer Übernahme auf acht von elf bisher geplanten Kohlekraftwerken verzichtet. Die CO2-Emissionen des Kraftwerksparks von TXU sollen bis 2020 auf den Stand von 1990 zurückgefahren werden. Das Abkommen hat die Bank Goldman Sachs vermittelt.

Der börsennotierte Energieversorger TXU aus Dallas ist bisher bei Umwelt- und Verbrauchergruppen verhasst. Das äußerst profitable Unternehmen hält als Anbieter und Verteiler von Strom in Texas praktisch eine Monopolposition.

Während sich andere Energieversorger, etwa in Kalifornien und New Mexico, an einer Allianz zur Begrenzung von Kohlendioxid beteiligen, legte John Wilder, der TXU-Chef, ein Zehn-Milliarden-Dollar-Programm zum Bau neuer Kohlekraftwerke auf. Unter den neuen Eigentümern soll TXU eine Wende vollziehen und in erneuerbare Energien investieren.

Suche nach neuen Wegen

Der Fall TXU zeigt, wie Private-Equity-Firmen nach neuen Wegen suchen. In Texas versuchen KKR und Texas Pacific offenbar dadurch Wert zu schaffen, dass sie auf umstrittene Investitionen verzichten, teure Gerichtsverfahren mit Umweltschützern und Bürgern vermeiden und das Bild des Unternehmens in der Öffentlichkeit verbessern.

Bei dem Deal mag geholfen haben, dass David Bonderman, einer der Partner von Texas Pacific, Mitglied in der Umweltorganisation WWF ist. Offen bleibt allerdings, wie TXU seinen künftigen Energiebedarf decken will, wenn die geplanten Kraftwerke nicht gebaut werden.

© SZ vom 26.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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