2007 - Das Jahr der Super-Dividenden:Dax-Konzerne zahlen so viel wie nie zuvor

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Die Aktionäre der deutschen Dax-Unternehmen dürfen sich im laufenden Jahr auf die höchsten Ausschüttungen aller Zeiten freuen: 25 Aktiengesellschaften erhöhen ihre Dividenden.

Thomas Öchsner

Wenn Unternehmen im Frühjahr ihre Hauptversammlungen abhalten, gibt es für Aktionäre nicht nur eine warme Suppe, eine Wurstsemmel oder eine Cola. Am ersten Börsenhandelstag nach dem Treffen der Anteilseigner überweisen die Aktiengesellschaften auch die Dividende, also einen Anteil ihres Jahresgewinns.

Satte Dividenden der deutschen Dax-Konzerne sind zu erwarten. (Foto: Foto: dpa)

Wie schon im vergangenen Jahr fallen die Ausschüttungen diesmal üppig aus. 2007 dürfte wieder ein Rekordjahr werden. Und für 2008 rechnen Experten sogar mit noch höheren Unternehmensgewinnen und Dividenden. Privatanleger können mit Fonds und Zertifikaten von diesem Trend profitieren.

Frank Schallenberger, Aktienstratege bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), beobachtet seit Jahren die Ausschüttungspolitik der Unternehmen. Nach seinen Berechnungen werden die 30 Firmen, die im Deutschen Aktienindex (Dax) enthalten sind, für das Geschäftsjahr 2006 etwa 26,8 Milliarden Euro an ihre Aktionäre auszahlen.

Sonderausschüttung

Das ist ein Plus von 26,7 Prozent. Mit enthalten ist dabei die Sonderausschüttung des Chemieunternehmens Altana in Höhe von 4,5 Milliarden Euro.

Schallenberger rechnet damit, dass 25 Unternehmen ihre Dividende erhöhen werden. Vor allem bei RWE und bei Finanzkonzernen wie der Allianz, Commerzbank oder Hypo Real Estate ist nach den Schätzungen von Analysten mehr drin.

Die Deutsche Bank hatte vergangene Woche bereits in Aussicht gestellt, die Dividende von 2,50 auf 4,00 Euro aufzustocken. Es gibt aber auch Ausfälle: Der Tourismuskonzern TUI rückt diesmal keine Dividende heraus. Und der Chiphersteller Infineon zahlt wie schon in den Vorjahren nichts.

Zahlmeister Deutsche Telekom

Zu den Zahlmeistern im Dax zählt erneut die Deutsche Telekom. Bleibt es bei den 72 Cent je Aktie wie 2006, beläuft sich die Dividendenrendite für die T-Aktie auf derzeit 5,26 Prozent. Dieser Wert wird berechnet, indem man die Barausschüttung pro Aktie mit 100 multipliziert und durch den aktuellen Börsenkurs (13,69 Euro) teilt.

Die Telekom zahlt also mehr aus, als derzeit festverzinsliche Wertpapiere bringen. Der Finanzierungsschatz des Bundes mit einer Laufzeit von einem Jahr hat zum Beispiel eine Rendite von 3,60 Prozent.

Im Durchschnitt ist die Dividendenrendite bei den Dax-Werten mit im Moment etwa 2,8 Prozent deutlich niedriger als die der Telekom. Beim Mittelwerte-Index MDax beläuft sie sich sogar auf nur mehr 1,7 Prozent. Das zeigt den Zusammenhang zwischen Kursverlauf und Dividendenrendite.

Die Titel im MDax sind in den vergangenen Jahren besonders stark gestiegen. Das drückt auf ihre Dividendenrendite. Bei der Telekom ist es umgekehrt: Trotz der Kursrally an den Börsen gab die T-Aktie im vergangenen Jahr um 1,71 Prozent nach. Die Dividendenrendite ist deshalb besonders hoch.

Riskante Strategie

Das Beispiel Telekom zeigt, wie riskant es ist, auf einzelne Werte mit hoher Dividendenrendite zu setzen. Schon Anfang 2005 und 2006 empfahlen Anlageexperten, sich das Papier ins Depot zu legen - nicht zuletzt wegen der hohen Ausschüttung. Wer diesen Tipp beherzigt hat, muss sich nun über die Kursverluste und entgangene Gewinne am Aktienmarkt ärgern.

Viele Privatanleger setzen deshalb gleich auf Fonds oder Zertifikate, die Geld in Papiere mit hoher Dividendenrendite investieren beziehungsweise den Kursverlauf von solchen Dividendenstars abbilden.

Die Wertentwicklung ausgesuchter Dividendenfonds. (Foto: Tabelle: SZ)

Die Wertentwicklung der Fonds lief in den vergangenen drei Jahren sehr gut. Holger Bufe, Geschäftsführer des Geldanlage-Centrums in Hamburg, empfiehlt zum gegenwärtigen Zeitpunkt solche Dividendenfonds aber nur Anlegern, die ihr Investment mindestens acht Jahre lang liegenlassen können.

Rückschlag möglich

Der unabhängige Fondsberater begründet dies mit der Entwicklung an den Aktienmärkten: ,,Die Kurse sind so gut gelaufen, dass in nächster Zeit durchaus einmal ein Rückschlag mit Kursverlusten von 20 Prozent kommen kann.'' Und diese wieder aufzuholen, dauere einfach seine Zeit.

Bufe verweist auch auf die jüngste Statistik des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI). Demnach legten zum Beispiel Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland im vergangenen Jahr um 21,6 Prozent zu. Im 20-Jahres-Durchschnitt beläuft sich das jährliche Plus aber auf 7,8 Prozent. Schon dieser Blick in die Statistik zeige, ,,dass es mit den exorbitanten Kurssteigerungen nicht immer so weitergehen kann''.

Während das Angebot bei den Dividendenfonds noch sehr überschaubar ist, stehen Anleger bei Zertifikaten vor einer schwierigen Auswahl. Experte Schallenberger favorisiert hier eher Papiere, die sich am Euro Stoxx 50 orientieren, dem Index für die wichtigsten Standardwerte in der Eurozone. Hier liegt die Dividendenrendite mit 3,5 Prozent deutlich höher als beim Dax.

Neue Zertifikate

Zahlreiche Institute haben in den vergangenen Wochen aber eine Fülle von neuen Zertifikaten auf den Markt gebracht, die die Wertentwicklung des Dividendenindex DivDax abbilden.

Im DivDax sind die 15 Dax-Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite enthalten. 2006 gewann der DivDax knapp 26 Prozent. Beim Dax betrug das Plus knapp 22 Prozent. Trotzdem hält LBBW-Analyst Schallenberger es für nicht ideal, sich an diesem Index zu orientieren. Der Grund: Die Zusammensetzung des DivDax wird nur einmal im Jahr, im September, bestimmt.

Deshalb können dort Unternehmen enthalten sein, die für Anleger gar nicht mehr attraktiv sind. So steckt derzeit zum Beispiel TUI im DivDax, obwohl die Aktionäre des Touristikunternehmens dieses Jahr leer ausgehen.

Telekom könnte sogar Dividende aufstocken

Könnte das bald auch bei der Telekom passieren? Schallenberger schließt dies aus. Der Börsenexperte hält es sogar für möglich, dass der Bonner Konzern, bei dem der Staat weiter Großaktionär ist, die Dividende noch auf 80 Cent aufstockt - trotz der jüngsten Gewinnwarnung.

,,Das ist eine politische Entscheidung'', sagt der Aktienstratege. ,,Wenn die Telekom die Dividende streicht, gehen die Aktionäre auf die Barrikaden. Und der Finanzminister braucht ja auch ein bisschen Geld."

© SZ vom 06.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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