Louis Garrel:Küsse und Kinder

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(Foto: Filmfest)

Der französische Schauspieler Louis Garrel führt jetzt auch Regie - und bekommt einen neuen Preis, den er persönlich in München entgegennimmt.

Von Josef Grübl

Er hat Filmschönheiten wie Monica Bellucci und Marion Cotillard geküsst. Und Eva Green. Léa Seydoux. Ludivine Sagnier. Valeria Bruni Tedeschi. Stacy Martin. Seinen schönen Kollegen Gaspard Ulliel küsste er übrigens auch, im Biopic Saint Laurent, mit vollem Zungeneinsatz. Als Filmliebhaber hat Louis Garrel also durchaus Erfahrung. Die braucht er auch, bekommt er es in seinem neuen Film L'homme fidèle doch mit gleich zwei Filmschönheiten zu tun: Laetitia Casta und Lily-Rose Depp. Die eine ist seine Ehefrau und nebenbei eine Ikone, die Modell stand für die Büste der Marianne, dem Symbol der Grande Nation; die andere hat weltberühmte Eltern (Vanessa Paradis, Johnny Depp) und offenbar deren Schauspieltalent geerbt. Zwischen diesen Schönheiten steht der von Louis Garrel gespielte Abel also: Die eine hat ihn verlassen und mit seinem besten Freund ein Kind bekommen, die andere ist noch blutjung, aber erotisch sehr interessiert an Abel. Klingt alles sehr französisch und ist es auch: Garrel hat in dieser mit 75 Minuten Laufzeit knackig komischen Ménage-à-trois nicht nur die Hauptrolle übernommen, sondern führte auch Regie und schrieb zusammen mit Drehbuchautorenlegende Jean-Claude Carrière das Buch.

Damit setzt Louis Garrel einmal mehr auf sein Filmliebhaber-Image, auf eine Rolle reduzieren lässt er sich aber nicht. Es ist auch nicht seine erste Regiearbeit, sein Spielfilmdebüt Les deux amis lief 2015 beim Festival in Cannes. Der 36-jährige Franzose, Sohn des Regisseurs Philippe Garrel und der Schauspielerin Brigitte Sy, ist also genau der Richtige für den neu gestifteten Margot-Hielscher-Preis für Künstler, die bereits in jungen Jahren mit ihrem Können auffallen. Gewiss braucht keiner einen weiteren Preis auf dem mit Preisen reich versorgten Filmfest, wenn damit aber an Schauspielpersönlichkeiten wie die 2017 verstorbene Margot Hielscher erinnert wird und Stars wie Louis Garrel nach München gelockt werden, hat auch keiner etwas dagegen.

Der Preisträger kommt am Mittwoch, 3. Juli, nach München, um 20 Uhr kriegt er im Carl-Orff-Saal den Preis, danach läuft L'homme fidèle (Tickets gibt es online oder an den Festivalkassen). Im Filmgeschäft ist der Preisträger fast schon seit ganzes Leben lang: Als sechsjähriger Junge stand er 1989 erstmals vor der Kamera, in einem Film seines Vaters, seine Mutter und sein ebenfalls schauspielernder Großvater Maurice Garrel spielten in Triaden des Kusses auch mit. Seinen Durchbruch erlebte er als Zwanzigjähriger in Bernardo Bertoluccis Die Träumer (2003): Da geht es um die Studentenunruhen im Paris des Jahres 1968, Louis Garrel und Eva Green verkörpern darin Zwillinge, die einen amerikanischen Austauschstudenten verführen. Später spielte er in Filmen mit wie Chanson der Liebe, Die Frau im Mond oder Le Redoutable (als Jean-Luc Godard!). Vor kurzem hat er mit Roman Polanski gedreht, nach seinem München-Abstecher wird er nach Spanien zu den Dreharbeiten des neuen Woody-Allen-Films reisen. Die Liste der von ihm geküssten Filmschönheiten dürfte sich danach wieder etwas verlängern.

Louis Garrel ist am Mittwoch, 3. Juli, 16 Uhr, zu Gast bei Filmmakers Live in der Black Box/Gasteig

© SZ vom 27.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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