Energie:Heizen wird noch einmal deutlich teurer

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Schon im vergangenen Jahr haben Verbraucherinnen und Verbraucher fürs Heizen deutlich mehr hinlegen müssen - in diesem Jahr werden die Heizkosten noch stärker zulegen. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa) - Schon im vergangenen Jahr haben Verbraucher fürs Heizen deutlich mehr hinlegen müssen - in diesem Jahr werden die Heizkosten noch stärker zulegen. "Besonders stark steigen die Kosten für Heizungen mit Gas, Öl und Strom, wie die Analyse zeigt", teilte die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online mit.

Demnach dürfte sich das Heizen einer durchschnittlichen 70-Quadratmeter-Wohnung in einem Mehrfamilienhaus mit Erdgas und Heizöl jeweils um deutlich mehr als die Hälfte verteuern - plus 67 Prozent bei Erdgas und plus 53 Prozent bei Öl. Das wären beim Gas immerhin 550 Euro mehr im Jahr, bei Öl knapp 500 Euro.

Schon für 2021 hatte co2online bei diesen beiden Energieträgern Kostensteigerungen von 20 Prozent (Erdgas) beziehungsweise 51 Prozent (Heizöl) verzeichnet. Während die Kosten für Holzpellets damals aber noch vergleichsweise stabil blieben, ist auch dieser Energieträger laut Analyse im laufenden Jahr von deutlichen Preissteigerungen betroffen: Um 54 Prozent soll sich das Heizen mit Holz verteuern und damit im Schnitt um rund 310 Euro pro Wohnung.

Rekordanstieg der Heizkosten

"Solch ein starker Anstieg der Heizkosten wurde seit der ersten Veröffentlichung des Heizspiegels im Jahr 2005 noch nie verzeichnet", teilte co2online-Geschäftsführerin Tanja Loitz mit.

"Was im Durchschnitt schon sehr viel ist, kann im Einzelfall auch noch deutlich mehr sein", fügte Loitz hinzu. Bei vielen Haushalten kämen die höheren Kosten erst mit der Abrechnung im kommenden Jahr an. "Darauf sollten sich die Haushalte rechtzeitig einstellen und entsprechend handeln." Grundlage für die Analyse sind eigenen Angaben zufolge mehr als 190.000 Abrechnungen für das Jahr 2021 sowie aktuelle Preis- und Wetterdaten.

Weitreichende Einsparpotenziale

Doch das Beratungsunternehmen sieht noch weitreichende Einsparpotenziale. "In einer Wohnung mit 70 Quadratmetern und Gaszentralheizung im Mehrfamilienhaus liegt das Sparpotenzial im Schnitt bei 640 Euro pro Jahr", teilte co2online mit. Noch verbrauchten 90 Prozent aller Haushalte zu viel Heizenergie. "Die meisten Menschen schätzen ihren Verbrauch und den Einfluss schon kleinster Maßnahmen auf die Kosten falsch ein", hieß es.

Hilft der Wechsel in die Grundversorgung?

Der Sondervertrag läuft aus, die Preisgarantie endet? Viele Strom- und Gaskunden trifft aktuell der Schlag, wenn ihr Versorger sie über die neuen Arbeitspreise informiert. Häufig sind diese nämlich so hoch, dass sogar die vermeintlich teure Grundversorgung eine echte Alternative darstellt.

"Die Energiemärkte stehen kopf", stellt auch Udo Sieverding fest. Jahrelang sei die Grundversorgung der teuerste Tarif gewesen, jetzt aber profitierten Kunden von der defensiven Beschaffungsstrategie und der Mischkalkulation über die vergangenen zwei bis drei Jahre, so der Bereichsleiter Energie bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Darum sollten Strom- und Gaskunden aktuell erwägen, sich in die Grundversorgung fallen zu lassen, wenn das für sie günstiger ist.

Allerdings: Sieverding schätzt, dass über kurz oder lang auch die Preise in der Grundversorgung weiter anziehen und sich dem Niveau der Sonderverträge angleichen.

Bei Preissteigerungen gilt ein Sonderkündigungsrecht

Wer mit einer Preissteigerung bei seinem Strom- oder Gastarif konfrontiert ist, hat in der Regel ein Sonderkündigungsrecht. "Der Vertrag kann dann zu dem Zeitpunkt beendet werden, an dem die Preiserhöhung in Kraft tritt", sagt Verbraucherschützer Sieverding. Steigen die Preise also etwa zum 1. November, können Betroffene bis zum 31. Oktober kündigen. Bis zu diesem Zeitpunkt muss die Kündigung dann aber auch beim Versorger eingegangen sein.

Sieverding schätzt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher in den kommenden zwei bis drei Jahren mit sehr hohen Energiepreisen leben müssen. "Spätestens dann dürfte sich die Situation entspannen und die Energieversorger werden die Tarife dann nach unten anpassen."

© dpa-infocom, dpa:220927-99-913364/5

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