Teenager-Portal:Am Problem vorbei

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Auf der Teenager-Plattform SchülerVZ wurden pornografische Inhalte entdeckt. Die Betreiber wollen jetzt Filter einbauen und besser kontrollieren. Das wahre Problem besteht jedoch weiter.

Jürgen Schmieder

Im Fernsehen läuft derzeit ein Werbespot des Internetportals klicksafe. Darin öfnnet eine Frau die Haustür, nacheinander stehen Neo-Nazis, Prostituierte, Säufer und ein futuristischer Soldat vor der Tür. Alle stellen die Frage: "Ist Klaus da?" und gehen nach oben in das Zimmer des Jugendlichen. Zuletzt kommt noch ein bebrillter Mann Mitte 40 vorbei. Er will nicht zu Klaus, sondern zu Anna: "Komm, ich zeig Dir einen richtigen Hasen", sagt er und verschwindet mit dem Kind an der Hand. Dann wird der Bildschirm dunkel, eine Stimme aus dem Off sagt: "Im richtigen Leben würden Sie ihre Kinder doch auch schützen."

Nicht immer harmlos: Auf SchülerVZ finden sich jugendgefährdende Inhalte. (Foto: Screenshot: SchülerVZ)

Das richtige Leben findet für viele Jugendliche längst im Internet statt. Bei SchülerVZ, dem Ableger des erfolgreichen Internetportals StudiVZ, haben sich seit Februar mehr als 900.000 Menschen angemeldet. Es ist der Treffpunkt der Teenies, ähnlich wie bei TeenSecondLife sind Erwachsene eher unerwünscht.

Pornografische Bilder

In der vergangenen Woche informierte die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) den Betreibern der Seite, dass auf der Homepage jugendgefährdende Inhalte zu finden seien. Es geht vor allem um pornografische Bilder und Diskussionsbeiträge in den mehr als 450.000 Gruppen auf dem Portal. Als erste Reaktion hat wurden mehr als 100 Diskussionsgruppen gesperrt und zirka 20 Mitglieder wegen unzulässiger Inhalte verwarnt.

Die Berliner Holtzbrinck-Tochter StudiVZ betreibt das Portal und zeigte sich von den beanstandeten Inhalten betroffen. "Support-Mitarbeiter durchforsten das komplette Angebot nach jugendgefährdenden Inhalten", sagt Oliver Skopec von StudiVZ. Das Problem dabei: Den Großteil des SchülerVZ-Inhalts generieren die User selbst, den Betreibern bleibt nicht übrig, als zu reagieren.

SchülerVZ soll eine Plattform für Teenager sein, auf der sie über Themen diskutieren können, die sie interessieren. Dazu gehören Probleme mit Lehrern und Eltern, die erste Liebe und freilich auch Sexualität. Das Problem dabei: Auf SchülerVZ tummeln sich nicht nur Teenager, die bereits älter als 16 Jahre sind, sondern auch Schüler, die gerade einmal zwölf Jahre alt sind.

Deshalb muss eine Grenze gezogen werden zwischen einer Teenager-Diskussion über Sexualität und pornografischen Inhalten. Daran wollen die Betreiber der Seite in den kommenden Wochen arbeiten. Ein Filter für bestimmte Schlagwörter soll eingeführt, die Zahl der Support-Mitglieder (derzeit 22) deutlich erhöht werden. Ein weiterer Schritt sind altersbezogene Gruppen: Gründer von Diskussionsgruppen sollen einstellen können, dass ihre Inhalte lediglich Mitgliedern ab 16 Jahren angezeigt werden.

Falsches Geburtsdatum

Das größte Problem jedoch bleibt bestehen: Bei der Anmeldung wird zwar das Alter der Benutzer abgefragt, es ist jedoch kein Problem, ein falsches Geburtsdatum anzugeben und sich somit älter zu machen. Ein 12-Jähriger kann sich ohne Probleme vier Jahre älter machen. Es bleibt die Frage, warum StudiVZ nichts gegen dieses Problem unternimmt, sondern sich auf die Ehrlichkeit der Mitglieder verlässt.

Freilich ist es dem Betreiber einer Plattform, die sich aus den Beiträgen und Bildern der Mitglieder speist, unmöglich, sämtliche Inhalte sofort zu kontrolieren und zensieren. Jedoch haben die Besitzer die Pflicht, die Hürden für Missbrauch so hoch wie möglich zu legen. Bei SchülerVZ sind diese Hürden noch zu tief.

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