Teen Second Life:Erfinde dich neu

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Bei der Internetplattform "Teen Second Life" leben Jugendliche ihre Fantasien aus. Ganz nebenbei lernt man in der virtuellen Welt auch noch Völkerverständigung über alle Grenzen hinweg.

Jürgen Schmieder

Es soll eine Welt sein nur für Kinder. Eine, in der Erwachsene nichts zu sagen haben. Ja, sie dürfen nicht einmal hinein in diese Welt. Diesen Gedanken haben die Entwickler der Firma Linden Lab verfolgt, als sie ihre Erfolgsidee der virtuellen Welt Second Life weiterdachten.

(Foto: Foto: sde)

Anfang 2005 kam dabei ein Planet für Teenager heraus, der Name: Teen Second Life. Nur Menschen im Alter von 13 bis 19 Jahren erhalten einen Zugang und nach der Bezahlung von zehn Dollar pro Monat die Berechtigung zum virtuellen Teenager-Dasein. Die Welt so gestalten, wie man sie sich als Jugendlicher vorstellt, ohne nörgelnde Erwachsene, die es ständig besser wissen wollen.

Die einzigen Erwachsenen in Teen Second Life sind Programmierer von Linden Lab, die rund um die Uhr nach dem Rechten sehen, sich aber nicht ins Spielgeschehen einmischen.

In der Originalversion von Second Life geht es darum, sich eine zweite Existenz im Internet aufzubauen. Sei, was du sein willst!, lautet das Motto in der Ersatzwelt im Internet. In der Jugendvariante wurde diese Welt auf die Bedürfnisse von Teenagern abgestimmt.

Die Welt ist ein Dorf und Teen Second Life der Marktplatz

Es geht um den ersten Discobesuch, die ersten Ferienjobs und natürlich die erste Liebe. Ähnlich wie im Erwachsenenspiel kann der Spieler bestimmen, wie er von anderen wahrgenommen werden möchte. Er darf sich neu erfinden.

Der sportlichste Typ der Schule, die Beauty-Queen des Abschlussballs oder der hyperintelligente Vorstand des Computerclubs? Alles ist möglich, denn Teen Second Life nutzt die Grenzenlosigkeit des Internets. Der Spieler trifft Menschen aus New York, Kapstadt oder von einer kleinen Insel im Südpazifik. Wenn die Welt wirklich ein Dorf ist, dann ist Second Life sein Marktplatz.

Man erzählt von eigenen Erfahrungen, lernt von Mitspielern, wie es ist, als Teenager in den USA zu leben, in Südafrika oder eben auf der Insel im Südpazifik. Man erfährt von Problemen, von Umgangsformen, von gesellschaftlichen Gepflogenheiten in anderen Ländern. Sozialkunde live im Internet. So etwas wird auf keiner Schule gelehrt.

Das Aussehen spielt keine Rolle

Dabei sind trotz aller Möglichkeiten auch in Teen Second Life Äußerlichkeiten unwichtig. Natürlich darf man alles sein: gefährlicher Pirat, mittelalterlicher Ritter, Superheld aus der Zukunft. Es geht um Kommunikation. Und da helfen wie im wirklichen Leben keine coolen Klamotten oder eine trendige Frisur. Die kann sich jeder herunterladen, alle sind gleich. Angesagt ist, wer viele Freunde aus aller Welt findet.

Kinder haben das Sagen auf diesem virtuellen Planeten. Es gibt keine Rowdys, die auf dem Schulhof prügeln, keine Drogen und keine verzogenen Kinder, die ständig fluchen, unanständige Worte sind in dieser Welt verboten. Die Jugendlichen haben diesen Planeten im Griff und zeigen, wie eine Welt ohne Erwachsene aussehen könnte. Herbert Grönemeyers Forderung "Kinder an die Macht" war eine schöne Utopie. In Teen Second Life ist sie wahr geworden.

© SZ vom 7.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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