T-Mobile:"Es gibt kein Recht auf ständige Erreichbarkeit"

Lesezeit: 2 min

Der Ausfall des T-Mobile-Netzes sorgt für Empörung. Handy-Experte Markus Eckstein erklärt die Gründe und ob Kunden Schadenersatz bekommen.

Mirjam Hauck

sueddeutsche.de: Am späten Dienstagnachmittag und am Abend konnten 39 Millionen T-Mobile-Kunden weder mit ihrem Handy telefonieren noch SMS verschicken. Wie konnte das passieren?

Der Ausfall des Home Location Registers sorgte für die Störung bei T-Mobile. (Foto: Foto: dpa)

Markus Eckstein: Wie die Telekom mitgeteilt hat, ist das sogenannte Home Location Register ausgefallen. Das ist die Datenbank, die die erste Anlaufstelle für eine Mobilfunkverbindung ist. Darin sind alle Mobilfunknummern gespeichert. Wenn sie ausfällt, ist es nicht mehr möglich, Verbindungen zu anderen Netzteilnehmer herzustellen.

Genauso fatal ist es, wenn die zweite wichtige Datenbank, das Visitor Location Register ausfällt. Sie lokalisiert, wo sich der Kunde im Netz gerade befindet.

sueddeutsche.de: Gibt es für den Fall einer Störung keine Back-up-Systeme?

Eckstein: Sicher gibt es diese, die Frage ist dabei aber auch, wie schnell sie anspringen oder wie schnell Techniker sie zum Laufen bekommen. Wir haben es hier mit Software zu tun, und da ist es wie beim eigenen Rechner zu Hause. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit, auch Programmierer machen Fehler und manchmal dauert es, bis man diesen Fehler findet.

sueddeutsche.de: Welche Folgen hat die Störung für die Telekom?

Eckstein: Einen Image-Schaden hat es durch den Ausfall sicher gegeben. Da spielt auch ein bisschen Schadenfreude mit rein, weil der ehemalige Monopolist von vielen Deutschen kritischer gesehen wird, als die Konkurrenz. Auch der Umsatzverlust, der entseht, wenn Millionen Kunden nicht telefonieren können, ist sicher relevant.

Aber ich denke nicht, dass viele Kunden zu anderen Telefongesellschaften wechseln werden. Zum einen haben auch andere Anbieter mit Netzausfällen zu kämpfen. Zum anderen sind einfach auch die Laufzeiten der Verträge zu lang.

sueddeutsche.de: Der Sturm der Entrüstung über den Ausfall ist riesig. Warum empfinden es viele Menschen als furchtbar, drei Stunden über das Handy nicht erreichbar zu sein?

Eckstein: Das zeigt, wie abhängig wir inzwischen von der Technik sind, aber auch, dass wir uns nicht ständig und überall auf technische Systeme wie Mobiltelefone verlassen sollten. Jahrelang ging es auch ohne Handy, aber inzwischen bricht offenbar eine Welt zusammen, wenn man ein paar Stunden nur noch per Festnetztelefon erreichbar ist.

sueddeutsche.de: Kann man sich gegen einen Netzausfall eines Anbieters absichern?

Eckstein: Handykunden können ein privates Back-up-System installieren, indem sie zwei Sim-Karten von verschiedenen Unternehmen benutzen. Dann können sie bei dem Ausfall eines Handynetzes noch über das andere telefonieren.

sueddeutsche.de. Viele T-Mobile-Nutzer fordern Schadensersatz von der Telekom. Bekommen die Kunden jetzt Geld zurück?

Eckstein: Die Anbieter sichern sich in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen gegen derlei Ausfälle ab. Dort gibt es kein Recht auf hundertprozentige Verfüg- oder Erreichbarkeit. Denn die Netzbetreiber schalten immer mal wieder ihre Systeme ab, sei es für Wartungs- oder Ausbauarbeiten. Das geschieht dann aber meist mitten in der Nacht und dauert nur wenige Minuten, so dass die Kunden davon nichts mitbekommen.

Markus Eckstein ist Redakteur der Telekommunikations-Fachzeitschrift Connect .

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: