Die Verdächtigen verstecken sich hinter schwarzen Sonnenbrillen - zumindest virtuell: "Blackshades" heißt die Software, über die sich Computer fernsteuern lassen, und das unbemerkt vom Besitzer. Hacker können auf den übernommenen Rechnern Texte lesen, Fotos ansehen oder selbst über eingebaute Kameras aufnehmen. Gegen Nutzer von Blackshades sind nun internationale Polizeibehörden sind in einer weltweit koordinierten Razzia vorgegangen. Sie durchsuchten 359 Wohnungen und nahmen 80 Verdächtige fest.
In 16 Ländern wurden Wohnungen durchsucht, von Deutschland über die USA bis Moldawien, gab die europäische Polizeibehörde Europol bekannt. Die Ermittler beschlagnahmten nicht nur mehr als 1100 Computer, Handys USB-Sticks und andere Datenträger, sondern nach eigenen Angaben auch Drogen, Bargeld und illegale Schusswaffen.
Die Software soll für wenige Euro über Hackerseiten verkauft worden sein. Die BBC spricht von einem Kaufpreis von weniger als 100 britischen Pfund, umgerechnet etwa 120 Euro.
Blackshades kann zu harmlosen Zwecken eingesetzt werden - etwa um aus der Ferne auf den eigenen Computer zuzugreifen. Sie eignet sich aber auch zur Übernahme fremder PCs und zum Auslesen von Nutzernamen und den dazugehörigen Passwörtern.
Als Beispiel für den Missbrauch von Blackshades nennt Europol den Fall eines 18-jährigen Niederländers, der mit der Software mindestens 2000 Computer infizierte und mit den Webcams Frauen und Mädchen filmte.
Dem auf IT-Recht spezialisierte Anwalt Udo Vetter zufolge reichte in einigen Fällen der bloße Kauf der Software als Anlass für eine Hausdurchsuchung - unabhängig davon, ob die Software illegal eingesetzt wurde. Er verweist auf Durchsuchungsbeschlüsse, die er einsehen konnte. Vetter zufolge können Hacker Blackshades als "Ransomware" verwenden: Der Rechner wird "gekidnappt" - und erst wieder freigegeben, wenn der Besitzer Geld überweist.