Wie schlecht es um seinen Ruf im Internet bestellt ist, das merkt der Unternehmer Hans Klamnt, als er seinen Namen in die Suchzeile bei Google tippt. Nach Sekundenbruchteilen sieht er die Trefferliste mit den ersten zehn Einträgen. Und was er sieht, beunruhigt ihn, denn der 50-Jährige und seine Firma werden mit "Betrug", "Pleite" und "dubiosen Geschäften" in Verbindung gebracht.
Die Gesetze machen es Unternehmern bei Verleumdungen nicht einfach - oft kann nur Google helfen.
(Foto: iStock)Hans Klamnt, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, weiß, dass die Vorwürfe falsch sind, doch wissen es auch die anderen? Alle Welt googelt Geschäftspartner, um einen ersten Eindruck zu erhalten. Es ist eine Art Sicherheitscheck, wie das Scannen am Flughafen. Und viele Menschen glauben, was sie am Bildschirm lesen. Warum sollte Google Verleumdungen prominent auflisten?
Die Reputation von Klamnt ist in ernster Gefahr, denn die digitale Visitenkarte entfaltet enorme Wirkung. Die amerikanische Suchmaschine hat sich zur ersten Anlaufstelle für Internetnutzer entwickelt. Neidische Konkurrenz, enttäuschte Partner und auch Erpresser nutzen das immer häufiger aus. "Das Vordringen von Google und Facebook senkt sicher die Schwelle zum Cyberstalking", sagt Hendrik Speck, Professor für Digitale Medien an der Fachhochschule in Kaiserslautern.
Eine solche Situation ist ungemütlich, natürlich will sich der Betroffene wehren. Doch wer ist der Verleumder? Man mag einen Verdacht hegen, doch die meisten Schmähungen auf Internetseiten tragen keine Absender; das vorgeschriebene Impressum fehlt.
"Gegen den Urheber der Verleumdungen vorzugehen ist nahezu unmöglich, wenn der Internetserver irgendwo auf den Antillen steht, da brauchen sie Rechtshilfe und einen Privatdetektiv, und das dauert ewig", sagt der Hamburger Rechtsanwalt Gerald Neben.
Verleumder auf den Antillen
Selbst wenn der Betroffene mit viel Zeit- und Geldaufwand juristisch Erfolg hat und die Seite vom Netz gehen muss - binnen weniger Minuten ist eine andere Internetseite mit denselben Schmähungen installiert. Dafür muss der Verleumder nicht einmal auf die Antillen fahren. Das Machtverhältnis zwischen Opfer und Täter ist sehr asymmetrisch.
Also richtet sich der Ärger auf denjenigen, der die Schmähungen im Internet findet und darstellt: Google. Die Suchmaschine solle die diffamierenden Äußerungen aus ihrem Index nehmen, fordern Betroffene.
Auch Hans Klamnt hat bei dem US-Konzern einen entsprechenden Antrag gestellt. Doch Google beruft sich auf das Recht der freien Meinungsäußerung und verweist darauf, man müsse als technischer Anbieter neutral bleiben.
"Webseiten mit Tatsachenbehauptungen nehmen wir nicht einfach aus unserem Index. Wir wissen ja nicht, ob die behaupteten Tatsachen wahr oder falsch sind", sagt Arnd Haller, Leiter der Rechtsabteilung Nord- und Zentraleuropa bei Google.