Roboter als Helfer:Rette mich, Teddy

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Das US-Militär erprobt einen Roboter, der Verletzte vom Schlachtfeld bergen kann. Weil dabei Menschlichkeit wichtig ist, hat der elektronische Helfer Züge eines Teddybären.

Helmut Martin-Jung

Das US-Militär hat mit einer Privatfirma einen Vertrag über die Erprobung eines Roboters geschlossen, der verletzte Soldaten aus dem Kampfgebiet bergen soll. Das Bear (Battlefield Extraction Assist Robot) genannte Gerät kann mit seinen Hydraulik-Armen Lasten bis 220 Kilogramm aufheben und sie auch durch unwegsames Gelände oder auf Treppen sicher transportieren.

Bear im Einsatz (Simulation) (Foto: Foto: Vecna Robotics)

Der Roboter ist mit elektronischen Augen ausgestattet und hat Mikrofone. Die Daten werden an die Leitstelle übertragen, von wo aus der künstliche Sanitäter ferngesteuert wird. Die Herstellerfirma Vecna rechnet damit, dass das Gerät mit zunehmender Entwicklungsreife selbständiger agiert und weniger Eingriffe von der Leitstelle braucht.

Der Bear (englisch für Bär) erinnert von seiner Form her an einen Menschen. Er kann über Räder an den Knien und den Füßen über glatte Oberflächen rollen, sich aber auch über unebenes Gelände bewegen und dabei trotzdem gebückt bleiben. Der Kopf wurde bewusst wie der eines Teddybären gestaltet, wie Gary Gilbert von der US-Armee dem Magazin New Scientist sagte: "Wenn es um Verletzte geht, ist es enorm wichtig, eine menschliche Note aufrecht zu erhalten."

Technische Umsetzung schwierig

"Die menschliche Gestaltung von Robotern hilft sicherlich, derartig hochtechnische Systeme leichter zu akzeptieren", meint Roboterexperte Frank Kirchner von der Universität Bremen. Neben der psychosozialen Komponente, die bei Verletzten in derartigen Situationen sicherlich eine große Rolle spiele, biete die Nachbildung des menschlichen Körpers bei Robotern aber auch eine Reihe von technischem Potenzial.

"Der menschliche Köper ist, gerade was seine Mobilität, aber auch seine Motorik betrifft sehr differenziert ausgebildet. Wenngleich die technische Umsetzung ausgesprochen anspruchsvoll ist, eröffnen sich dadurch natürlich enorme Möglichkeiten", ist Kirchner überzeugt.

Der vom US-Unternehmen Vecna Robotics entwickelte Prototyp könnte bereits in fünf Jahren serienmäßig zum Einsatz kommen. Neben der Mitwirkung in Kriegseinsätzen ist der Roboter auch für die Verwendung in Krankenhäusern vorgesehen. Neben seinen Hebe- und Tragefunktionen soll Bear Patienten auch durch Stationsgänge führen und benötigte Gegenstände ans Krankenbett bringen können.

Stapfend oder rollend

Neben dem flexiblen Oberkörper, der mit einer Reihe von hydraulischen Komponenten ausgestattet ist, verfügt der Roboter über zwei unabhängige Bein-Komponenten. Durch diese kann der Roboter menschenähnlich durch die Gegend stapfen oder aber sich rollend fortbewegen. Für das notwendige Geichgewicht sorgt darüber hinaus ein ausgeklügeltes Dynamic-Balancing-System.

Ob der nun vorgestellte Prototyp tatsächlich in fünf Jahren bereits serienmäßig auf Kriegsschauplätzen eingesetzt werden kann, darf indes noch bezweifelt werden. "Technisch gesehen, ist das auf jeden Fall machbar. Eine Schwierigkeit sehe ich aber darin, dass der Roboter im Ernstfall vor Ort entscheiden müsste, ob der Verletzte durch seine Aktivitäten nicht zusätzlichen Schaden erleidet. Dass man die kognitiven Fähigkeiten in diesem Zeitraum derart verbessern kann, wage ich zu bezweifeln", so Kirchner. Denkbar sei allerdings, dass der Roboter mit Hilfe von Menschen von einer Einsatzzentrale aus gesteuert werde, so der Bremer Universitätsprofessor.

© SZ vom 9.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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