Reiseanbieter will Mac-Nutzern teurere Hotels verkaufen:Fünf-Sterne-Hotels für Apple-Fanboys

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Wenn sich Windows-Anhänger und Apple-Fanboys über die Wahl des richtigen Betriebssystems streiten, nimmt das schon mal die Züge eines Glaubenskrieges an. Für die Apple-Fraktion macht sich die Wahl des Betriebssystems in Zukunft sogar finanziell bemerkbar: Ein amerikanischer Reiseanbieter will ihnen teurere Hotels anbieten.

Sophie Crocoll

Der Mac ist ein junger Mann in Turnschuhen und Kapuzenpulli. Der PC trägt Sakko und Kassenbrille wie einst Helmut Kohl. In Werbefilmchen ließ der Computerkonzern Apple jahrelang die zwei ungleichen Schauspieler wortreich ausfechten, was die Geräte, die sie verkörpern sollten, denn so alles können. Oder eben auch nicht. Natürlich siegte dabei immer Apples Mac. Die Botschaft der Kampagne: Mac ist cool. Ein PC ist dagegen so spannend wie ein Buchhalter. Viele Käufer hat Apple davon überzeugt. Sie sind bereit, für ein Gerät von Apple mehr zu bezahlen als für einen PC, der mit Microsofts Betriebssystem Windows läuft. Das will ein US-amerikanischer Reiseanbieter sich jetzt zunutze machen. Wer über einen Mac auf die Internetseite Orbitz.com gelangt, bekommt teurere Hotelangebote angezeigt als Menschen, die auf ihrem PC nach Unterkünften suchen.

Orbitz habe herausgefunden, dass Menschen, die einen Mac haben, 20 bis 30 Dollar mehr pro Nacht für ein Hotelzimmer bezahlen als PC-Besitzer, sagte Wai Gen Yee dem Wall Street Journal. Er leitet bei Orbitz das Forschungsteam. Durchschnittlich buchen Besucher der Seite Übernachtungen für etwa 100 Dollar - Mac-Besitzer geben also gut 30 Prozent mehr aus. Außerdem reservieren sie häufiger ein Zimmer in einem teureren Vier- oder Fünfsterne-Hotel, sagte Yee. Das will Orbitz nun ausnutzen und Besitzer von Apples Mac gleich auf teurere Angebote hinweisen. Dasselbe Zimmer werde aber nicht zu unterschiedlichen Preisen angezeigt. Zudem hätten auch Mac-Besitzer die Möglichkeit, die Angebote nach dem Preis anordnen zu lassen, hieß es aus der Firma.

Keine High-Heels für Männer

Nicht nur Online-Händler müssen immer genauer wissen, wer da auf ihre Seite kommt, ob es ein Mann oder eine Frau ist, wo sie wohnt, wie alt er ist. Auch Internetseiten, die ihr Geld hauptsächlich mit Werbung verdienen, Facebook beispielsweise, müssen den Geschmack der Menschen immer genauer treffen, damit die auch auf die Anzeigen klicken, die ihnen da präsentiert werden. Je persönlicher, desto eher kauft der Umworbene tatsächlich ein, statt die Werbung einfach zu ignorieren. Es bringt wenig, Männern High-Heels anzubieten. Noch besser ist es allerdings, das auch nicht bei allen Frauen zu tun - sondern nur gezielt bei denen, die gern hohe Absätze tragen.

Auch das Gerät, mit dem Menschen im Internet surfen, spielt beim Konsumverhalten eine wichtige Rolle. Wer ein Tablet benutzt, kauft eher ein als jemand, der vor einem Notebook sitzt. Das hat der Softwarekonzern Adobe gemessen. Und noch sind etwa 70 Prozent dieser Geräte iPads von Apple.

Als ein kleines Teilchen von vielen arbeitet Orbitz daher nun auch in seinen Algorithmus ein, welcher Besucher der Seite Mac-Liebhaber ist - und wer auf einen PC schwört. Firmenchef Barney Harford hat laut WSJ die Auswertung von Daten zur Priorität erhoben. Statistiker, die schon bei Ebay und Google Kundendaten analysierten, kümmern sich in einem eigens eingerichteten Büro um die Auswertung. "Wir hatten eine Vermutung und wir konnten sie auf Grundlage der Daten bestätigen", sagte Technologie-Chef Roger Liew. Bestimmte, teurere Hotels, beispielsweise in Chicago, würden sehr viel häufiger von Mac-Besitzern gebucht. Noch habe aber mehr Einfluss auf die Suchergebnisse auf der Seite, in welcher Stadt sich ein Nutzer aufhalte und welche Zimmer er bislang bei Orbitz gebucht habe.

Vielleicht werde Orbitz irgendwann versuchen, herauszufinden, ob Mac-Besitzer auch ähnliche Vorlieben bei Mietautos haben. Porsche beispielsweise.

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