Nachfolge von Steve Ballmer:Schwierige Suche nach neuem Microsoft-Chef

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Wer tritt die Nachfolge von Steve Ballmer an? (Foto: AFP)

Microsoft tut sich schwer, einen Nachfolger für Steve Ballmer zu finden. Jetzt hat Ford-Chef Alan Mulally abgesagt. Ein Grund dafür ist, dass potentiellen Kandidaten unklar ist, wie viel der oder die Neue tatsächlich im Konzern zu sagen hätte.

Von Helmut Martin-Jung

Der größte Fehler seiner Karriere? Steve Ballmer musste nicht lange nachdenken, als ihm die bekannte IT-Journalistin Mary Jo Foley kürzlich diese Frage stellte: "Windows Vista" war die Antwort des Microsoft-Chefs. Des Noch-Chefs, denn bereits im August hatte der für seine temperamentvollen Auftritte bekannte Ballmer überraschend angekündigt, dass er binnen eines Jahres den Posten des Chief Executive Officers aufgeben werde. Doch wer immer ihm auch nachfolgt, Ballmers größter Bock könnte auch dem oder der Neuen noch Kopfzerbrechen bereiten.

Oder potenzielle Kandidaten vergraulen. Einer, dem in den vergangenen Monaten die größten Aussichten eingeräumt worden waren, Ford-Chef Alan Mulally, hat jetzt öffentlich abgesagt. Wo aber liegt überhaupt das Problem? Es geht weniger darum, dass Microsoft einst den Nachfolger des erfolgreichen Betriebssystems Windows XP grandios versemmelt hat. Das Problem ist, wie Steve Ballmer auch einräumt, dass man dafür sechs Jahre (2001 bis 2007) gebraucht hat. Jahre, in denen die besten Kräfte des Konzerns damit beschäftigt waren, ein völlig fehlgeleitetes Konzept vor der Totalkatastrophe zu retten und es schließlich so zu reparieren, dass es zu Windows 7 werden konnte.

Es waren die Jahre, in denen die besten Köpfe bei Apple am iPhone und am iPad arbeiteten. Jahre, in denen man bei Google Android entwickelte - das Betriebssystem also, das mittlerweile den Markt der Smartphones dominiert. Microsoft hingegen ist in diesem wichtigen Wachstumsmarkt bloß die undankbare Rolle des Johnny-come-lately geblieben, der nun Marktanteile von der Konkurrenz zurückerobern muss.

Großer Wandel

Dass sich Microsoft so schwer tut, einen Nachfolger für Ballmer zu finden, hat aber nicht nur damit zu tun. Der Konzern steht auch vor dem größten Wandel, den er jemals erlebt hat. Ballmers Vorgänger Bill Gates war einer der beiden Firmengründer, der Ballmer, seinen Zimmerkumpel in Harvard, überredete, den geplanten Masterabschluss in Stanford sausen zu lassen und lieber in seiner Start-up-Firma einzusteigen. Welche Rolle werden diese Urgesteine bei Microsoft künftig spielen? Werden sie dem neuen Chef vom Aufsichtsrat aus ins Tagesgeschäft hineinreden und - wenn ja - wie viel hätten der oder die Neue dann tatsächlich zu sagen? Wie das Wall Street Journal erfahren haben will, sollen bereits einige Kandidaten mit genau dieser Begründung abgewinkt haben.

Und schließlich hat die lame duck Ballmer auch noch einen gewaltigen Umbau des Konzerns angestoßen: One Microsoft lautet die Devise, was so viel bedeutet wie: Im Konzern sollen alle an einem Strang ziehen und sich nicht mehr gegenseitig Konkurrenz machen. Und die Produkte sollen künftig in viel schnelleren Zyklen auf den Markt kommen. Das heißt zum Beispiel, dass die Teams von Windows und des Mobilbetriebssystems zusammengelegt wurden oder dass Windows 8.1 schon nach nur einem Jahr erschienen ist. Eigentlich schon mit dem Bau von Tablet-Computern, spätestens aber mit dem Kauf der Nokia-Handysparte hat Ballmer Microsoft auch zu einem Gerätehersteller gemacht. Vorbild dafür war Apple, das schon seit langem Vorteile daraus zieht, dass man Hard- und Software kontrolliert.

Der Kurs, auf dem der Supertanker Microsoft fahren soll, ist also weitgehend festgelegt - was den Gestaltungsspielraum für Nachfolger gehörig einschränkt. Als neuer Chef käme daher wohl nur jemand in Betracht, der sich entweder gegen die Gründergeneration durchsetzen kann oder aber ein interner Kandidat, der den Laden und seine Bedingungen kennt und den Dialog mit den beiden Granden moderieren kann.

© SZ vom 09.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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