Musiksoftware von Apple:Telekolleg Pop

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Lehrfilme von berühmten Virtuosen sind ein Youtube-Hit. Apple hat das Potential erkannt und bietet jetzt auch Gitarrenunterricht an.

Jens-Christian Rabe

Wenn der kalifornische Computer-Konzern Apple, der nicht einfach Kunden hat, sondern Anhänger, Fans, Jünger, weil er mit einigem Recht als Schrittmacher der nutzerfreundlichen Entwicklung moderner Rechnertechnik gilt - wenn also Apple, wie eben auf der Messe MacWorld in San Francisco geschehen, bekannt gibt, dass er künftig Gitarren- und Klavierlektionen vertreibt, dann ist das natürlich erst einmal eine Wirtschaftsmeldung.

Phil Schiller präsentiert die Apple-Software "GarageBand" mit John Fogerty (Foto: Foto: AP)

Auf dem umkämpften und rasend schnellen Markt der Computer-Software wurde eine Lücke entdeckt. In großem Stil werden bislang vor allem komplizierte Musikproduktionsprogramme wie Logic oder Cubase verkauft mitsamt aller nur denkbarer Ergänzungs- und Erweiterungs-Software, eben die Produktionsmittel im Zeitalter des Laptop-Pop. Soviel zum Geschäft.

Was das Ereignis jedoch wirklich erstaunlich macht, ist, dass es den Blick auf einen fundamentalen Strukturwandel der Hausmusik lenkt. Die anti-soziale Grundidee des Laptop-Pop, eben alles ganz für sich allein machen zu können, diese Idee ist aus den Studentenwohnungen in die Einfamilienhäuser der Vorstädte gewandert. Im Videoportal YouTube ist diese Entwicklung seit Jahren zu beobachten, sie dürfte Apple auf die Idee gebracht haben.

Lehrfilme von berühmten Virtuosen wie dem amerikanischen Bassisten Rocco Prestia oder dem australischen Supergitarristen Tommy Emmanuel werden mitunter millionenfach gesehen und studiert. Hunderte Hobby- und Nachwuchsmusiker erklären in meist nur wenige Minuten dauernden Clips, aber mitunter mit beachtlichem didaktischen Geschick, wie man das Gitarren-Riff von Eric Claptons Hit "Sunshine Of Your Love" zu spielen hat oder komplizierteste Funk-Bassläufe.

Technisch gesehen hängt der Apple-Instrumentalunterricht an der hauseigenen Hobby-Musikproduktionssoftware GarageBand. Von den Videos auf YouTube unterscheidet ihn auf den ersten Blick nicht allzu viel. Dass im unteren Bildschirmbereich eine Graphik eines Gitarrengriffbretts zu sehen ist, dürfte jedoch tatsächlich eine sinnvolle Ergänzung sein.

Als echte Hürde der YouTube-Filme erweist sich nämlich nicht selten die Lokalisierung der genauen Fingersätze. Selbst wenn der Lehrer auf dem Bildschirm noch so langsam spielt, ist vieles auch beim wiederholten Abspielen kaum korrekt nachzuvollziehen. Auf der Griffbrett-Graphik bleiben keine Fragen offen - ebenso wenig manch reizvolle Interpretationsunschärfe.

Ganz ähnlich wie die Gitarren-Lektionen sieht im Übrigen der Apple-Klavierunterricht aus. Einige grundlegende Lektionen werden mit GarageBand geliefert, weitere wird man für fünf bis zehn Euro dazukaufen können.

Darunter werden auch solche sein, in denen ältere und neuere Stars des Mainstream-Pop wie Sting, John Fogerty, Ben Folds, Norah Jones, Colbie Caillat, "Fall Out Boy" oder "One Republic" Schritt für Schritt einen ihrer Hits erklären und zudem hinreichend munter über die Umstände seiner Entstehung plaudern. Wem das nicht genug Ansprache ist, der kann weiter die kostenlosen Lern-Clips auf YouTube kommentieren. Mehr Lob für Laien-Darbietungen als in dessen Kommentarspalten dürfte es übrigens nirgends geben.

© SZ vom 08.01.2009/mri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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