Musik im MP3-Format:Klarinetten-Kompott

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Amerikanischen Forschern ist es gelungen, Musik auf ein Tausendstel der MP3-Größe zu pressen. Allerdings hat die Sache einen Haken.

Helmut Martin-Jung

Am schönsten sind die Erfolge, die niemand vorhergesehen hat. Als deutsche Wissenschaftler in den achtziger Jahren daran forschten, Tonaufnahmen digital so zusammenzuquetschen, dass sie bei guter Qualität wesentlich weniger Speicherplatz verbrauchten, dachten sie an die Übertragung von Telefongesprächen. Tatsächlich aber revolutionierte das MP3-Verfahren das Musikgeschäft. So wurde es erst möglich, Musikdateien über das Internet zu verschicken und auf briefmarkengroßen Abspielgeräten Hunderte Lieder unterzubringen. Doch wenn es nach einer Gruppe amerikanischer Wissenschaftler geht, ist das noch lange nicht das Ende der Entwicklung.

Die Forscher nutzten Klarinettenklänge. Ob es Aufnahmen von Woody Allen waren, ist nicht bekannt. (Foto: Foto: AP)

Sein Team habe eine Möglichkeit gefunden, Musikinformationen so abzuspeichern, dass sie nur noch ein Tausendstel so groß sind wie die ohnehin schon sehr platzsparenden MP3-Dateien, berichtet Mark Bocko, Professor für Elektro- und Computertechnik an der Rochester University, New York. Auf einer CD würden so 180 000 Lieder von je vier Minuten Länge Platz finden, weil jedes Lied nur vier Kilobyte Speicherplatz braucht.

Aber wie soll das gehen? Jeder, der schon einmal eine stark komprimierte Audiodatei gehört hat, weiß: Wenn man die Datenrate immer stärker absenkt, klingen Aufnahmen irgendwann wie Schellack-Platten. Verfahren wie MP3 jubeln den Wellenformen, die den Klang abbilden, Störgeräusche unter. Weil dieses Störrauschen einfacher in Zahlen zu beschreiben ist als komplizierte Wellenverläufe, wird so Speicherplatz gespart.

Die Gruppe um Bocko geht einen gänzlich anderen Weg. Die Wissenschaftler haben einen Computer mit dem physikalischen Modell einer Klarinette gefüttert. Dabei gibt es Werte für alle möglichen Parameter wie Tonhöhe, Lautstärke, aber auch für die besonderen Charakteristika der Klarinette. Wird nun eine echte Klarinette aufgenommen und die digitale Aufzeichnung in den Rechner geladen, sucht sich dieser aus den Informationen der Aufnahme nur noch die heraus, die quasi als Steuerdaten dienen.

Um die Aufnahme abzuspielen, braucht man lediglich diese Steuerdaten an einen Computer weiterzugeben, auf dem das physikalische Modell gespeichert ist. Allerdings hat die Sache einen Haken: Für jedes Instrument müssen die Parameter bis ins letzte Detail vermessen sein - und wenn zwei oder mehrere Instrumente spielen, wird es schwierig, aus diesem Salat an Schallwellen die Parameter einzelner Instrumente herauszufischen.

© SZ vom 8.4.2008/mri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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