Kinder am Computer:Spielen erlaubt!

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Computer und Spielkonsolen stehen ganz oben auf den Weihnachts-Wunschlisten. Stefan Aufenanger, Professor an der Uni Mainz, hält es für sinnvoll, dass Eltern ihre Kinder gezielt an Computerspiele heranführen.

Titus Arnu

SZ: Alle reden über die negativen Folgen von Computerspielen. Was können Spiele positiv bei Kindern bewirken?

(Foto: Foto: dpa)

Aufenanger: Genauso, wie die negativen Effekte der Computerspiele überbetont werden, werden die positiven unterbetont. Es kommt aber immer darauf an, wie man Spiele einsetzt. Manche Produkte sind eine gelungene Mischung zwischen Lernen und Spielen, da können Kinder viel mitbekommen. Aus einigen Studien wissen wir, dass Kinder durch Computerspiele angeregt werden, vernetztes Denken zu lernen.

SZ: Wie funktioniert das?

Aufenanger: Bei PC-Spielen muss man oft auf verschiedenen Ebenen navigieren, auf neue Herausforderungen reagieren und vorausdenken. Einige Kinder klicken einfach wild drauflos, andere gehen strategisch vor. Wer systematisch an so ein Spiel rangeht, kann schon etwas lernen.

SZ: Heißt das, ein gutes Spiel ist besser als Schule?

Aufenanger: Das würde ich nicht so sehen. Ein Computerspiel ersetzt auf keinen Fall andere Formen des Lernens. Es wäre falsch zu denken: Ich kaufe jetzt ein Computerspiel, damit mein Kind sich weiterentwickelt. Das würde ich nicht überbewerten. Es kommt immer darauf an, in welchem Kontext das Kind spielt und ob die Eltern es dabei begleiten.

SZ: Vorschul- und Lern-Software für die Schule sind sehr populär. Was halten Sie von solchen Produkten?

Aufenanger: Da muss man sehr vorsichtig sein. Das muss zum didaktischen Umfeld in der Schule passen. Viele dieser Lernprogramme sind reine Paukprogramme, die eher kontraproduktiv wirken können. Bei historischen Themen etwa kann ein Spiel dagegen unterstützend wirken.

SZ: Wie ist es zu erklären, dass Spiele mit historischen Themen wie "Anno 1701" so gut ankommen bei Jugendlichen - im Gegensatz zum Geschichtsunterricht?

Aufenanger: Viele Jugendliche tauchen gerne in fremde Welten und Zeiten ein und spielen Rollen durch. Die einen machen das real, die anderen virtuell. Ich sehe da keine Nachteile. Das ist ähnlich wie bei einem Gesellschaftsspiel.

SZ: Worauf können Eltern achten, die sich mit Spielen nicht so gut auskennen?

Aufenanger: Ideal ist es, das Spiel zu testen oder zumindest Besprechungen zu lesen, bevor man es kauft. Wenn Eltern ein Buch schenken, lesen Sie ja vorher auch den Klappentext.

Tipps für den Spielekauf

Giga-Maus Eine Qualitätsauszeichnung der Zeitschrift Eltern family. Prämiert werden pfiffige Spiele, Lernprogramme für unterschiedliche Schulfächer, komfortable Nachschlagewerke sowie clevere Internetangebote.

c't-Special "Software für Kinder" In diesem Ratgeber stellt die c't-Redaktion 132 gelungene Spiel- und Lernprogramme sowie 35 empfehlenswerte Webseiten für Kinder bis 14 Jahre vor - ausgewählt von einem Team aus Pädagogen, Lehrern, Erziehungsberatern und Eltern, die von Testspielern unterstützt wurden.

Deutscher Kinder-Softwarepreis Tommi Die Auszeichnung wird vom Berliner Büro für Kindermedien und der Zeitschrift spielen & lernen vergeben. Journalisten und Pädagogen wählen zehn Titel für die Endausscheidung aus. Über die Vergabe der drei Preise entscheidet eine Jury aus zehn Kindern.

(Süddeutsche Zeitung vom 20.12.2006)

In der Bildstrecke finden Sie zehn pädagogisch wertvolle Spiele, getestet von den SZ-Redakteuren Jürgen Schmieder, Martin Zips, Titus Arnu und Hubert Filser.

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