Jugendschutz in Kalifornien:US-Richter kippen Gewaltspiel-Verkaufsverbot

Meinungsfreiheit geht vor Jugendschutz: Das oberste US-Gericht hat ein kalifornisches Gesetz für verfassungswidrig erklärt, das den Verkauf von Gewaltspielen an Jugendliche verbietet. Ein Blick auf die Details offenbart allerdings, dass sich die Richter über die Wirkung von Videospielen nicht einig sind.

Der Oberste Gerichtshof der USA hat ein kalifornisches Verbot des Verkaufs von gewaltverherrlichenden Videospielen an Minderjährige für unzulässig erklärt. Die Regierungen der Staaten hätten nicht das Recht "das Gedankengut, dem Kinder ausgesetzt werden sollten, einzugrenzen", hieß es in der Begründung der Richter.

Mortal Kombat statt Dante: Der Oberste Gerichtshof der USA hat ein kalifornisches Verkaufsverbot gewaltverherrlichender Spiele an Minderjährige aufgehoben. (Foto: AFP)

Das Verbot sei daher nicht mit der Verfassung vereinbar. Das Urteil bestätigte die Auffassung eines Berufungsgerichts in der kalifornischen Hauptstadt Sacramento.

Das kalifornische Gesetz hätte den Verkauf sowie den Verleih von Videospielen mit gewaltsamen Inhalten an Personen unter 18 Jahren für illegal erklärt und eine Ahndung von Verstößen mit bis zu 1000 Dollar (705 Euro) vorgesehen.

Richter Antonin Scalia schrieb in seiner Urteilsbegründung: "Dante zu lesen ist fraglos kulturell und intellektuell wertvoller als Mortal Combat zu spielen. Aber diese kulturellen und intellektuellen Unterschiede sind keine, die die Verfassung betreffen. Gewalttätige Videospiele, geschmacklose Fernsehserien und billige Romane oder Magazine sind nicht weniger Formen der freien Meinung als die 'Göttliche Komödie'."

Obwohl ihm sein Kollege Samuel Alito grundsätzlich zustimmte, merkte dieser jedoch an: "Stunden um Stunden einen Charakter zu kontrollieren, der zahlreiche unschuldige Menschen niederschießt, soll nach der Meinung des Gerichts keine andere 'Sache' sein, als die Beschreibung einer Gewalttat in einem literarischen Werk zu lesen. Da bin ich mir nicht so sicher."

Eine genauere Zusammenfassung der einzelnen Standpunkte liefert das Magazin The Atlantic auf seiner Internetseite.

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