iPhone:Luxusobjekt ohne Signalwirkung

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Das iPhone wird in Deutschland wohl kein Renner - der Verkaufsstart in München verlief recht verhalten. Mit Video

Helmut Martin-Jung, Video: Karnik Gregorian

Die wahren Verehrer und Fans sind in der Nacht zum Freitag wohl nicht zu den T-Punkten gepilgert. Sie hatten sich ihr iPhone bereits aus den USA besorgt.

Wenn zum offiziellen Verkaufsstart T-Mobile, in Deutschland exklusiver Partner des Herstellers Apple, allzu hohe Erwartungen dämpfte, dann lag das aber nicht etwa an dieser exklusiven Minderheit, sondern am deutschen Markt.

Lediglich sieben potenzielle Käufer standen an Freitag morgen vor Ladenöffnung vor der Tür der Münchner T-Punkt-Filiale in der Fußgängerzone.

In den USA ist das iPhone seit dem 29. Juni zwar mehr als 1,4 Millionen Mal über den Ladentisch gegangen. Selbst das ist aber, gemessen an der Konkurrenz, ein Nischengeschäft. Marktführer Nokia verkaufte im zweiten Quartal dieses Jahres 100 Millionen Geräte.

Der Einfluss, den Apples Designerstück auf die Branche ausübt, geht aber weit über die Betrachtung von Stückzahlen hinaus. Das fängt bei Apple selbst an, dessen Computer sich im Sog des Hypes um das iPhone deutlich besser verkaufen als früher. Dabei verzichtet der Konzern seit der Vorstellung des iPhones im Januar sogar auf den Beinamen Computer.

Aber auch die anderen Hersteller hoffen darauf, dass das iPhone mithilft, den Absatz insgesamt zu beleben. Sowohl die Hersteller wie auch die Netzbetreiber haben mit Konkurrenzprodukten vorgesorgt, darunter einige sehr ernstzunehmende Geräte.

Der billigste Tarif kostet inklusive der Zuzahlung von 399 Euro für das Handy für zwei Jahre mindestens 1600 Euro. Wer mehr telefoniert als Freiminuten vorgesehen sind, muss mit weiteren Kosten rechnen. Im günstigsten Vertrag werden dann Minutenkosten von 39 Cent fällig.

Besonders beim iPhone aber sind viele bereit, für das laut Apple "völlig neuartige Mobiltelefon" viel Geld zu zahlen. Weil der kalifornische Konzern ganz offenbar auf saftigen Provisionen besteht und eine Reihe weiterer Verkaufsbeschränkungen durchgesetzt hat, sind die Konditionen für das Gerät nicht gerade günstig ausgefallen.

Die Verträge verbieten es auch, das Gerät mit anderen Zugangskarten als denen von T-Mobile zu verwenden. Viele hält das zwar nicht davon ab, es trotzdem zu versuchen. Wer ein solchermaßen manipuliertes Gerät verwendet, läuft aber Gefahr, den Garantieanspruch zu verwirken oder gar das Handy lahmzulegen.

Immerhin dürfen die iPhone-Besitzer die vielen tausend Zugangspunkte der Telekom zum drahtlosen Internet nutzen. Das aber wird aller Voraussicht nach auch nötig sein, denn um nicht noch mehr der knappen Akku-Leistung zu verlieren, hat Apple den Chip für den mobilen Datenturbo UMTS weggelassen.

Das vom iPhone eingesetzte EDGE-Verfahren schafft nur einen Bruchteil des Datenvolumens, Internetseiten werden deshalb zwar so schön dargestellt wie nur auf wenigen Mobilgeräten, aber es dauert quälend lange, sie zu laden.

Viele Experten glauben daher nicht, dass das iPhone ein Massenerfolg wird, sondern sehen es, wie beispielsweise Unicredit-Analyst Thomas Friedrich, eher als Produkt "für den luxusorientierten Privatanwender".

© SZ vom 9.11.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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