Google Base:Ein Schritt zum Monopol

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Ein Programm sie zu knechten, sie alle zu finden und ewig zu binden. "Google Base", die neue Erweiterung des Suchdienstes, ist der nächste Schritt des Unternehmens auf dem Weg zu einem Monopol im Internet.

Jürgen Schmieder

Glaubt man den Verantwortlichen von Google, ist das neue Programm "Google Base" eine weiterer Schritt in die Richtung, die Datenflut im Internet zu bündeln. "Unser Ziel ist es, die Information der Welt zu organisieren und sie allgemein zugänglich und nutzbar zu machen", heißt es verheißungsvoll in der Ankündigung. Bei genauer Betrachtung könnte das Ziel von Google auch lauten, sämtliche Internetuser dauerhaft an sich zu binden.

So sieht die neue Version aus: Anzeigen aller Art bei "Google Base". (Foto: Foto: Screenshot)

Die Erweiterung sieht aus wie ein virtueller Kleinanzeigenmarkt, unterteilt in verschiedene Rubriken. Alles kann eingestellt werden, vom Rezept über Jobanzeigen bis hin zu gewöhnlichen Gebrauchsartikeln. Selbstverständlich mit Bild. Preise für zum Verkauf stehende Dinge können ebenfalls bequem eingegeben werden. Der Benutzer erhält bei der Anmeldung sogar eine eigene Homepage - natürlich unter dem Dach von Google.

Der Vorteil von "Base" ist die Kompatibilität mit den Suchdiensten von Google. Die angebotenen Artikel können über sämtliche Dienste des Unternehmens gesucht werden. Da man den einzelnen Artikeln Attribute wie "neu" und Kategorien wie "Möbel" zuordnen kann, soll die Suche vereinfacht werden.

Stets neue Erweiterungen zur Suchmaschine

Längst hat sich Google von seiner ursprünglichen Aufgabe des Suchdienstes gelöst. Da das Unternehmen fast ausschließlich von den Erlösen aus Anzeigen abhängig ist, müssen die Internetuser mit immer neuen Ideen an die Seite gebunden werden. Schon seit längerer Zeit existiert "Froogle", dazu kam "Google Earth".

Die Erweiterung "Google Moon" war zwar als Hommage an die Nasa gedacht, band aber dennoch wieder neue User an das Unternehmen. Nun also "Google Base". Dem Benutzer soll die Wahl im Netz vereinfacht werden. Das Motto: Geh zu Google, dort findest Du alles.

Das Unternehmen bestreitet im Moment noch, mit "Base" den klassischen Anzeigenmärkten Konkurrenz machen zu wollen. Vizepräsident Salar Kamangar beteuert, dass es noch ein Experiment sei und dass es keine unmittelbare Bedrohung für kostenpflichtige Anzeigenagenturen sei, da sein Programm ein breiteres Spektrum abdecke als nur Kleinanzeigen.

Plant Google einen Kleinanzeigenmarkt?

Das sehen Medienexperten freilich anders. "Es ist eindeutig klar, dass Google ein Anzeigenprodukt mit einzelnen Rubriken plant", sagte Peter Zollmann, Herausgaber des Classified Intellingence Report, zur New York Times. "Es wird eine große Gefahr für das traditionelle Anzeigengeschäft bedeuten."

Seine Befürchtung: Internetuser werden nicht für Anzeigen bei klassischen Medien bezahlen, wenn es ähnliche Versionen im Internet bei Google schalten kann. Laut Zollmann plant Google eine Jobbörse, einen Autoverkauf und klassiche Kleinanzeigen. Mit einer Einrichtung dieser Art wären nicht nur Verlagshäuser, sondern auch Internetportale wie "monster.com" und "autoscout24.de" betroffen. Es ist klar: Macht Google ernst, kann wohl niemand eine wirkliche Konkurrenz darstellen.

Zollmann will sogar erfahren haben, dass Google bereits ein Patent in den Vereinigten Staaten eingereicht hat; sogar die Internetadresse glaubt er zu kennen. Unter "classifieds.google.com" soll der neue Markt zu finden sein, er soll sogar eine Zahlungsabwicklung beinhalten wie sie das Auktionshaus "Ebay" verwendet. Google hält sich in dieser Sache bedeckt: "Zukünftige Produkte sollten nicht von unseren Patentanträgen abgeleitet werden." Ein klares Dementi ist das nicht.

Die Konkurrenz jedenfalls ist nicht begeistert von den immer neuen Ideen der Google-Macher. So wetterte Microsoft-Chef Steve Ballmer vor Kurzem: "Die Leute tun gerade so, als ob Google alles könne - außer Krebs heilen". Betrachtet man den Ehrgeiz von Google, könnte man glauben, dass sie auch das noch schaffen werden. Dann hätten sie ihr endgültiges Ziel erreicht: Ein Monopol im Internet.

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