Facebook-Chef Mark Zuckerberg:Ich wollte nie eine Firma gründen

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Mark Zuckerberg erklärt Studenten seinen Erfolg, warum ihre Daten bei ihm sicher sind und weshalb Bill Gates sein Vorbild ist.

Mirjam Hauck und Christian Kortmann

Gerade mal 24 Jahre alt und schon Milliardär. Aber bei seinem Vortrag in einem großen Hörsaal der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität trägt er Fleece-Jacke und sieht aus wie ein Bachelor-Student beim Kurzreferat: Mark Zuckerberg ist mit seiner Erfindung, dem Online-Netzwerk Facebook, zum Idol des karriereorientierten Flügels der Generation Web 2.0 geworden. 2004 im Studentenwohnheim in Harvard gestartet, nutzen mittlerweile 110 Millionen Menschen Facebook, eine Online-Weiterentwicklung der an US-Universitäten beliebten "Facebooks", in denen die Kommilitonen eines Jahrgangs vorgestellt werden.

Mark Zuckerberg und der junge Bill Gates - Idole ihrer Generation. (Foto: N/A)

Im Netz ist Facebook zum virtuellen Treffpunkt und Marktplatz geworden. Sein Geld verdient Zuckerberg, indem er Werbung auf der Seite verkauft oder wie im Oktober 2007 einen 1,6-prozentigen Anteil an Microsoft - für 240 Millionen Dollar. Der Deal hob den Marktwert des Unternehmens auf geschätzte 15 Milliarden Dollar.

Von diesen Summen träumen auch die Münchner BWL-Studenten. Auf Einladung des Entrepreneurship-Zentrums der Ludwig-Maximilians-Universität strömen sie in den Hörsaal, um herauszufinden, wie man mit einer einfachen Idee Millionen macht.

Doch sie werden enttäuscht: Zum einen ist Zuckerberg in eigener Sache in der Stadt. Er will die Studenten von den Vorzügen seines Netzwerks überzeugen, denn der deutsche Klon StudiVZ liegt bei den Nutzerzahlen immer noch weit vorne.

Kein Wunsch nach Profit

Zum anderen gibt er den Anti-Karrieristen, nicht sehr überzeugend, aber hartnäckig: "Ich wollte nie eine Firma gründen, ich habe einfach angefangen zu programmieren." Der Wunsch nach Profit sei nie sein Antrieb gewesen. Besser als Zuckerberg könnten es auch die Vereinten Nationen nicht formulieren: "Das Ziel von Facebook ist es, die Welt offener zu machen, indem sich die Menschen untereinander vernetzen."

Damit das auch weiterhin klappt, hat man sich im Silicon Valley das Motto "Facebook for Good" ausgedacht. Die Nutzer sollen einen Aufsatz schreiben - mit dem Thema: Wie Facebook mein Leben verändert hat. Als Belohnung winken 1000 Euro Preisgeld oder eine 3000-Euro-Spende für eine karitative Einrichtung nach Wahl.

Ob man mit einem Aufsatz über eine abgelehnte Bewerbung wegen eines peinlichen Partyfotos auf Facebook auch Chancen auf den Gewinn hat, erklärt Zuckerberg in seiner Power-Point-Präsentation nicht - Hauptsache, die Nutzer verbringen noch mehr Zeit mit oder bei Facebook und erzählen anderen davon.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, wie Mark Zuckerberg vor kurzem noch gewohnt hat.

Und "Facebook for Good", das heißt "für immer", kann man auch als Drohung verstehen. So will in der Fragerunde nach der 15-minütigen Powerpoint-Präsentation ein Student wissen, warum es so schwierig sei, sein Profil auf Facebook vollständig zu löschen. Nun, wiegelt Zuckerberg ab, inzwischen sei das problemlos möglich.

Dass dies erst jetzt geändert worden sei, habe aber nichts mit der Profitgier des Unternehmens oder Interesse an den Daten zu tun, um sie missbräuchlich für Marketingzwecke zu nutzen. Vielmehr sei die Lösch-Blockade eine Hilfe für die Nutzer gewesen: Wer während der Prüfungsphase ein paar Wochen seine Ruhe haben wollte, der konnte nach der Facebook-Auszeit wieder in Kontakt mit seinen Online-Freunden treten.

Nachfrage aus dem Publikum: Wie lange es denn dauere, bis die Daten endgültig gelöscht würden? "Och, wir heben die noch ein paar Tage auf, dann sind sie weg", sagt Zuckerberg. Als Reaktion auf diese nachlässig wirkende Erklärung geht ein Raunen durch die Reihen. Dass Datensicherheit und die nach außen beschworene "Openness" nicht zu den Prioritäten von Facebook gehören, war vielleicht die eindringlichste Lektion dieser Werbeveranstaltung.

Auf eine kontroverse Diskussion wollten sich dann aber weder der auf gemütlicher Europareise befindliche Jung-CEO aus Palo Alto noch der Wirtschaftselitennachwuchs einlassen. Zuckerberg mühte sich, inmitten seiner Zielgruppe das verbindende Element hervorzuheben, nämlich das gleiche Alter und die studentische Lebensituation. Er habe bis vor kurzem in seinem bescheidenen Appartment auf einer Matratze auf dem Boden geschlafen, sagte er, und wenn der Erfolg nicht von Dauer sei, werde er sich Bill Gates zum Vorbild nehmen: "Dann gehe ich zurück nach Harvard."

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