Elektronische Bürgerpost:Digitaler Behördengang leichtgemacht

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Das Pilotsystem "De-Mail" soll testen, ob sich auch im E-Mail-Verkehr Rechtssicherheit schaffen lässt. Es könnte bald Standard werden.

So antiquiert die herkömmliche Briefzustellung im Zeitalter des Internets anmuten mag - einen entscheidenden Vorteil hat sie: Während E-Mails auch gerne in den Weiten des Netzes oder den Tiefen verwaister Konten verschwinden, können zumindest Einschreiben den Zugang einer Nachricht rechtssicher dokumentiert werden.

Glücklicher Internetnutzer: Endlich keine Behördengänge mehr (Foto: Foto: VincentMaher, Flickr, CC Share Alike)

Im elektronischen Postverkehr fehlt diese Möglichkeit bislang, weshalb die Bundesbürger in der Kommunikation mit Behörden weiter auf Papier zurückgreifen. In Friedrichshafen am Bodensee startet nun am Freitag ein sechsmonatiges Pilotprojekt, in dem der Versand rechtsverbindlicher Dokumente über das Internet ausprobiert wird.

"De-Mail" ist der Name des Systems, das von der Deutschen Telekom und dem Bundesinnenministerium entwickelt wurde und auch von Unternehmen genutzt werden soll. Es erfüllt nach Angaben der Betreiber höchste Sicherheitsstandards, jeder teilnehmende Provider muss seine Verschlüsselungsmethode vom Bundesamt in der Informationstechnik (BSI) zertifizieren lassen.

Um De-Mail zu nutzen, müssen sich Sender und Empfänger einmalig registrieren und sich wie bei der Eröffnung eines Online-Bankkontos per Ausweis identifizieren.

Unternehmen erhoffen sich Einsparungen

Daraufhin wird ein neues, sicheres Konto für den Nutzer angelegt, der De-Mails sogleich von jedem beliebigen Rechner versenden und empfangen kann. Zusätzliche Hardware ist nicht erforderlich, registrierte Nutzer erhalten ein Anhängsel an die E-Mail-Adresse. Statt @web.de endet eine Adresse dann beispielsweise mit @web.de-mail.de.

Der Absender erhält künftig dann eine automatische Versand- und Zustellbestätigung. Diese ist elektronisch signiert und damit rechtsverbindlich. De-Mail sei "die erste Form der Online-Kommunikation, die rechtlich gesehen einem Einschreiben entsprechen wird", heißt es von den Projektpartnern.

Vergleichbar mit einem herkömmlichen Brief werde eine De-Mail in dem Moment rechtsverbindlich, in dem sie nachweislich das E-Mail-Postfach des Empfängers erreicht hat. Vor allem private Wirtschaftsunternehmen, von denen sich auch einige am Pilotprojekt beteiligen, hoffen durch die neue Technik auf enorme Einsparungen im Bereich der Material- und Portokosten.

Allerdings haben Provider wie GMX bereits angekündigt, für das Versenden der "De-Mail" ein Entgelt zu verlangen. Der Preis soll jedoch deutlich unter dem Porto eines Papierbriefs liegen.

Die Befürchtung, das Innenministerium könne das System zur Speicherung von Kommunikationsdaten nutzen, weist man in Berlin zurück: Die Tochterbehörde BSI fungiere lediglich als die staatliche Prüfstelle, die Sicherheits- und Datenschutzmaßnahmen der teilnehmenden Unternehmen, Behörden und Provider überprüfe.

Bundesweit könnte De-Mail bereits 2010 starten, der entsprechende Gesetzentwurf liegt bereits im Bundesrat. Die Möglichkeit, seine E-Mails sicherer zu machen, besteht übrigens schon länger; Verschlüsselungstechniken haben sich allerdings bislang noch nicht flächendeckend durchsetzen können.

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