Blu-ray:Start ins Blaue

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Blu-ray hat den Formatkrieg gegen HD-DVD gewonnen. Doch was bedeutet der Sieg bei der DVD-Nachfolge für die Kunden?

Helmut Martin-Jung

Der beste Flachbildschirm nützt wenig, wenn er nicht mit der richtigen Kost gespeist wird. Das merken viele stolze Besitzer teurer TV-Neuerwerbungen, wenn sie das neue Gerät zu Hause an die normale Antennenleitung stöpseln. Das Bild ist zwar nun größer, allein deshalb aber nicht besser. Um die neuen Fernsehgeräte wirklich auszureizen, muss man sie mit hochaufgelösten digital vorliegenden Inhalten füttern, zum Beispiel mit DVDs, auf denen Filme in hoher Auflösung gespeichert sind.

Bisher mussten sich Interessenten für eines von zwei konkurrierenden Formaten entscheiden, Blu-ray oder HD-DVD. Nun hat sich Blu-ray durchgesetzt, aber was bedeutet das? Welches Abspielgerät braucht man dafür, welches Fernsehgerät und was ist mit all den Filmen auf normalen DVDs?

Neue Fernsehgeräte sind für digitale Inhalte optimiert. Die herkömmlichen analogen Signale, bestehend aus Bildern mit 768 mal 576 Punkten, sind viel zu grob für die großen Flachbildschirme. Sie müssen ungefähr auf das fünffache aufgeblasen werden, damit sie die großen Schirme der neuen Geräte überhaupt füllen. Schärfer oder kontrastreicher werden sie dadurch nicht, denn die Umrechnung multipliziert nur Bildpunkte, die ohnehin schon vorhanden sind.

Die hochgerechneten Bilder sehen daher meistens eher matschig aus. Dabei könnten die besten der neuen TV-Flachmänner 1920 mal 1080 Bildpunkte darstellen und damit erheblich schärfere Bilder liefern. Aber Sendungen in diesem Format sind derzeit noch Mangelware. Lediglich der Bezahlsender Premiere sowie einige kleine Satelliten-Spartensender bieten regelmäßig hochaufgelöstes Fernsehen, oder - wie es meist genannt wird - HD, vom englischen High definition.

Die Öffentlich-rechtlichen Sender dagegen halten sich zurück. Sie argumentieren, dass nur ein Drittel der Zuschauer technisch überhaupt in der Lage sei, Fernsehen in hoher Qualität digital zu empfangen. Erst Anfang 2010, zu den olympischen Winterspielen, soll HD-Fernsehen bei ARD und ZDF Standard werden.

Bleiben im Moment also vor allem die neuen Scheiben mit hochauflösend abgespeicherten Filmen. Blu-ray-Scheiben sind genauso groß wie Musik-CDs oder die herkömmlichen Video-DVDs, aber die Informationen darauf sind viel dichter gepackt. Bis zu 50 Gigabyte an Daten lassen sich darauf unterbringen, im Gegensatz zu 8,5 Gigabyte auf einer herkömmlichen DVD. Möglich wurde das, weil die Player zum Abtasten der Information extrem kurzwelliges blau-violettes Laserlicht verwenden - daher auch der Name Blu-ray, was übersetzt blauer Strahl heißt. DVD- und CD-Spieler dagegen verwenden rotes Laserlicht, das langwelliger ist.

Um Blu-ray-Scheiben ansehen zu können, braucht man einen dafür ausgelegten Spieler. Um die 300 Euro kosten derzeit die günstigsten Einzelgeräte, aber das könnte sich bald ändern, wenn sich nach dem Ende des Formatstreits nun mehr und mehr Heimkinofreunde solche Geräte zulegen. Die meisten Blu-ray-Abspielgeräte wurden bisher ohnehin quasi als Spielzeug gekauft, sie stecken nämlich in der auch sonst ziemlich kraftvollen Spielkonsole Playstation 3. Alle Blu-ray-Spieler können auch herkömmliche DVDs und Musik-CDs abspielen.

Um die höhere Auflösung der blauen Scheiben zu genießen, sollten die Fernsehschirme schon einen Meter und mehr Bilddiagonale aufweisen und eine Auflösung von 1920 mal 1080 Bildpunkten haben, darunter macht sich der Unterschied zu normalem Digitalfernsehen kaum bemerkbar.

Dazu braucht es dann natürlich auch ein bisschen Platz im Wohnzimmer, denn der Betrachtungsabstand sollte etwa dreimal so groß sein wie die Bildschirmdiagonale. Damit die Qualität nicht im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke bleibt, sollten die TV-Geräte mit sogenannten HDMI-Kabeln an die Empfangsbox oder das HD-Abspielgerät angeschlossen werden.

Ob aber Scheiben egal welcher Art überhaupt die Zukunft sind, darüber gehen die Meinungen auseinander. Seit einiger Zeit schon bietet die Telekom superschnelle DSL-Anschlüsse an, die Kinofilme in HD-Qualität über das Internet frei Haus liefern. Für diejenigen, die in Gegenden wohnen, wo es derzeit noch nicht einmal normales DSL gibt, ist das im Moment keine Alternative. Die Technik aber hat das Potential, die Frage nach der richtigen Scheibe ein für allemal zu erledigen.

© SZ vom 21.2.2008/mri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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